Bescheiden und belesen, umsichtig und hilfsbereit - das sind unveräußerliche Eigenschaften eines Buchhändlers aus altem Schrot und Korn. Zu Hanns-Georg Jost fühlte ich mich schon vor mehr als zwei Jahrzehnten in Bonn hingezogen; einfach deshalb, weil dieser Mann das liebte, worüber er sprach und tagein, tagaus sein Leben bestritt - das Buch.
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Aus meinem Buchhändler vergangener Epochen ist unser Freund in Frankreich geworden. Immer, wenn es darum geht, deutsche Literatur, auch Schulbücher für französische Gymnasien über den Rhein zu schicken, ist es Hanns-Georg, der des Abends nach Geschäftsschluss Pakete versandfertig zu schnüren versteht. Er hätte Lyriker oder auch Politologe werden können - Hanns-Georg entschied sich für's Buch; damals dort drunten im abgedunkelten Keller seines schmalen Ladens, wo er als "Einzelkämpfer" begann und ihm der überflutete Rhein so manches Kopfzerbrechen bereitete. "Flüchten oder standhalten" - diese Frage hatte sich Hanns-Georg häufiger stellen müssen; vornehmlich als Politiker mit ihren Behörden nach Berlin auswanderten. Hanns-Georg hielt stand und blieb.
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Mittlerweile kann sich Bonn-Kessenich mit einer stattlichen, gut sortierten Buchhandlung seines Namens schmücken. Die Buchhandlung Jost mit ihren Mit- arbeitern ist ein Beleg dafür, der Vermassung und Verramschung des Buches unnahbarer Handelsketten bis hin zur Unkenntlichkeit zu widerstehen. Gefragt ist der Mensch - vor und hinter dem Ladentisch; Fach- wissen, Freundlichkeit. Das Buch ist nämlich nicht nur Ware, die es zu verhökern gilt. Das Buch ist auch Idee, Ideengeschichte, Rückbesinnung, Perspektive, Auf- klärung gegen die selbstverschuldete Unmündigkeit - eben Lebensprofil, Identität.
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Wir wünschen unserem Buchhändler und Freund Hanns-Georg Jost zu seinem 60. Geburtstag ein bisschen Genugtuung für die still geleistete Kärrnerarbeit in diesen schrillen, schnelllebigen Jahren. Ruhe, Gelassenheit. Zeitlupentempo.
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Herzlichen Glückwunsch und ein sehr langes Leben.
Jannick Boulle und Reimar Oltmanns (France)
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