17. September 1995
von Ina Joop
Recklinghäuser Zeitung, Marl
21. Oktober 1995
von Angela Lamza
Nürnberger Zeitung
26. Juni 1995
von Sharon Chaffin
Neue Zürcher Zeitung
25. April 1995
von Christane Schott
Recklinghäuser Zeitung , Marl
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Manch eine Zeitgenössin wird es vielleicht als Provo-kation empfinden: Der Autor des Buches "Vive la fran- çaise - Die stille Revolution der Frauen in Frankreich" ist ein Mann, ein deutscher Journalist , der mit einer Französin verheiratet in Frank-reich lebt. Aber auch dieser Hinweis wird nicht ausreichen, um als Autor eines Buches über Frauen in Frankreich zu überzeugen. Seine Aufzeichnungen mischen sich - und das sehr heftig - in die Frauendebatte dieser Jahre ein.
Der 46jährige Journalist Reimar Oltmanns gehört zu jenen Männern, die im Emanzipations-bestreben der Frauen den eigentlichen zentralen gesellschaftlichen Sprengsatz kommender Jahrzehnte ausmachen. Als er noch in jenen Frauen bewegten Jahren in Deutschland lebte, porträtierte er Politiker- innen auf dem dornigen Weg an die Macht. Er beschrieb ihren Gestaltungsspielraum, ihre Visionen und ihre Hoffnungen.
In Frankreich ging er den umgekehrten Weg. Über zwei Jahrzehnte reiste Reimar Oltmanns durch die Re- publik und war dem Selbstverständnis der Franzö-sinnen auf der Spur - schwierige und geduldige Lern-prozesse! Er war bei den Soldatinnen von Kampfein- heiten in La Valbonne, bei den Ingenieurinnen in den Kernkraftwerken, bei den Bäuerinnen, Pilotinnen, Fischerinnen und Politi-kerinnen. Er beschreibt junge Mädchen in ihrer Perspektivlosigkeit - aber auch Mäd-chenhandel und Prostitution.
Bei seinen Reportagen und Milieu-Recherchen ließ sich Reimar Oltmanns von einem Hauptgedanken leiten: Warum verlaufen die Emanzipationsprozesse in Frank-reich so ganz anders - in manchen Bereichen entgegen- gesetzt - als in Deutsch-land? Warum ist die Französin in ihrer Selbstbehauptung viel weiter als ihre deutsche Nachbarin?
Und er behauptet: In den letzten fünf Jahren haben Französinnen mehr in ihrem Land verändert als in den 25 Jahren zuvor: Ohne inszenierten "Geschlechter-kampf" und ohne angemessene politische Repräsentanz erreichten Frankreichs Frauen, dass die gesellschaft- lichen Rahmenbedingungen wesentlich verstärkt auf ihre Be-dürfnisse zugeschnitten wurden. Frankreichs Frauen verzichten weder auf Kinder noch auf Karriere. Ob in den Provinzen oder in den Ballungszentren: Die Französin ist längst zu einem Machtfaktor geworden. Frankreichs Frauen rollen ihr Land von unten, von der Basis auf. Längst diktiert eine erkennbare feminine Atmosphäre Umgang und Geschehen in unserem Nachbarland.
Reimar Oltmanns Buch ist ein Buch über das Land Frankreich: Eine Reise durch das Frankreich der Frauen; durch virulente Veränderungen und Wider-sprüche einer Gesellschaft, durch markante Milieus und rasante wirtschaftliche wie soziale Umbrüche in den neunziger Jahren. Und es ist ein Buch, das Nachdenk- lichkeit erzeugt. Ganz im Sinne der Pariser Philosophin Elisabeth Badinter: "Die Deutschen führen Krieg mit ihren Männern. Aber ich finde, die Situation der französischen Frau ist wesentlich besser als die der Amerikanerin oder Deutschen. Denn wir haben mehr Rechte, mehr Gleichheit, auch in der Mentalität."
Hessische/Niedersächsische Allgemeine, Kassel
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"Sie müssen denken wie ein Mann, sich geben wie ein junges Mädchen , aussehen wie eine Dame und arbeiten wie ein Pferd." Mit diesem Satz im Hinterkopf verließ Reimar Oltmanns Ende der 80er Jahre Deutschland. Und in seiner neuen Heimat Frankreich sollte plötzlich nichts mehr so sein wie es einmal war - für einen Mann in den Irrungen und manchmal auch verbissenen Wirrungen der deutschen Frauenbewegung. Der Jour- nalist und Autor unserer Zeitung sah sich als "neu sozialisiertes Männlein Frauen bewegter deutscher Jahre" mit einer ihm bis dato unbekannten Art von Frauenbewegung konfrontiert.
EIN LOBLIEB
Schwärmerisch schwelgt er in einer von "femininer Atmosphäre" und "vitaler weiblicher Gestaltungskraft" durchdrungenen Französischen Republik. "Vive la Française!" - Der Buchtitel ist Programm: ein Loblied auf die Französinnen. Nun hat das weniger damit zu tun, dass Oltmanns sein jüngstes Werk seiner franzö- sischen Frau Jannick Boulle gewidmet hat, als vielmehr damit, dass ihn "Die stille Revolution der Frauen in Frankreich" nachhaltig beeindruckt und fasziniert hat.
Gut gemeinte Warnungen deutscher Feministinnen begleiteten den Autor: romanisch-katholisch Männer- obrigkeit ersticke feminine Machtverlagerungen schon im Ansatz. Seine Antwort: "Weder von der Kirche noch von den Männern würden sich die französischen Frauen ihre Weiblichkeit nehmen lassen". Und dabei hätten sie in den vergangenen fünf Jahren mehr verändert als in den 25 Jahren davor
Oltmanns: " Die Französin ist längst zu einem Macht- faktor geworden. Sie rollt ihr Land von unten - von der Basis - auf." Wer nun glaubt, es handele sich bei diesem Buch um einen reinen Jubelbericht eines Mannes auf die Medames und Made-moiselles, liegt falsch. Sicher kann Oltmanns seine Begeisterung für Frankreich und seine Bewunderung für die Französinnen nicht verber- gen. Unkritisch feiert er aber weder das Land noch die Frauen.
Oltmanns hat sein Buch angelegt als eine lesenswerte Reise durch das Frankreich der Frauen. Jedes Kapitel erschließt einen anderen Lebensbereich der französi- schen Gesellschaft. Und das konsequent aus Frauen- sicht. Oltmanns besuchte die Frauen in Frankreichs Armee, in den Fischerdörfern und Kernkraftwerken, sah sich bei Bäuerinnen, Nordafrikanerinnen, Prostituierten und Prominenten ebenso um wie bei Arbeitslosen und den Frauen aus der Résistance und aus der Politik.
Herausgekommen sind feingeschliffene Milieu-Studien - mit Seitenhieben auf eine hartnäckige aber weniger erfolgreiche Frauenbewegung in Deutschland. Die Reportageform, wie sie unsere Leserinnen und Leser aus Oltmanns' Beiträgen für die Sonntagszeit kennen, macht aus der minutiösen Sammlung von Fakten, den Hintergrund-Recherchen, Momentaufnahmen, Zeit- lupenbeobachtungen und Porträts hautnahe - weil erlebte - Schilderungen.
NÜRNBERGER ZEITUNG
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... ... Sein Buch ist angereichert mit Wissen über Land und Leute, immer wieder baut er in seinen Reportagen Brücken zur französischen Vergangenheit, sinnvolle Ver-gleiche zwischen Deutschland und Frankreich, den beiden Kulturen. Besonders gelungen sind ihm detail- lierte Personenbeschreibungen, beispielsweise die Lebensgeschichte von Patricia Kaas; jenes Aschen- brödel , das aus einer armen, kinderreichen Bergmanns- familie zur Chanson-Sängerin mit internationalem Ansehen avancierte und nun auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ihre eigene Person, ihre Identität nicht mehr erkennen kann.
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
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... ... Als aufmerksamer Beobachter des Landlebens im speziellen und des Gastlandes präsentiert Reimar Oltmanns reichhaltiges Zahlenmaterial, originelle Wortbeiträge der Interviewpartnerinnen und infor- mative Exkurse in die Revolutionsgeschichte und hinter den Kulissen des Elysée-Palastes.
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