Vorwärts, Bonn
20. April 1972
von Reimar Oltmanns
Schon im Jahre 1956 bemühten sich polnische und deutscher Historiker um ein Stück Vergangenheitsbewältigung oder anders ausgedrückt: um einen von beiden Seiten anerkannte geschichtliche Ausgangsbasis. Kärrnerarbeit. Denn gerade diese "immens wichtigen Gespräche" so resümiert Professor Georg Eckert (*1912+1974), Leiter des Internationalen Schulbuch-Instituts in Braunschweig und Präsident der deutschen UNESCO-Kommisssion, "sind durch die Situation des Kalten Krieges zum Erliegen gekommen."
JAHRZEHNTE VERGANGEN
Es sollten Jahrzehnte vergehen. Erste konkrete Anknüpfungspunkte, so berichtet Pädagoge Georg Eckert, gab es auf der Generalkonferenz der UNSECO 1970 in Paris. Im Zeichen der deutsch-polnischen Entspannung einigten sich beide Kommissionen auf ein Informationsprogramm und insbesondere auf eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Schulbücher, "weil gerade diese Probleme der Geschichtsaufarbeitung in Polen sehr ernst genommen werden". Im Februar 1972 reiste Sozialdemokrat Georg Eckert mit einer achtzehnköpfigen Delegation nach Warschau. Nicht die alten Schulbücher beider Nationen standen im Mittelpunkt der Konferenzen, sondern wie neue Geschichts- und Geografiebücher für künftige Generationen auszusehen hätten. Zukunftsperspektiven.
"VERGIFTETE ZEIT" "WEIMARER REPUBLIK
In Braunschweig fand nun die zweite Tagung statt. In drei Arbeitskreisen (Mittelalter, Euro-Geschichte und Geografie) wurde die Diskussion vertieft und zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Während die Zeit des Nationalsozialismus für beide Seiten kein Problem darstellte, nahm die "vergiftete Zeit" der Weimarer Republik, (1918/1919-1933) ausgehend vom Versailler Vertrag (1919) , der für die Polen die Wiederherstellung ihrer Staatlichkeit nach 130 Jahren bedeutete, naturgemäß mehr Zeit in Anspruch. Klärungbedarf.
RITTERORDEN
Trotz der komplizierten und bisher kaum vorurteilsfrfei reflektierten, diskutierten Ereignisse vergangener Jahrhunderte / Jahrzehnte, gelang es den Wissenschaftlern zu einer einheitlichen Beurteilung der damaligen Geschehnisse zu kommen. Fortschritt. Dagegen zeigte man sich bei dem Komplex "Polen und der Deutsche Ritterorden" noch uneins. So kam es auf einigen kontroversen Gebieten lediglich zum Austausch von Standpunkten.
MEILENSTEIN
Gleichwohl bezeichneten deutschen wie auch polnische Historiker ihre während der Konferenz erzielten Resultate als einen "Meilenstein" in der Beziehung beider Länder; eben ein erstes, brauchbares Zwischenergebnis, das es im "Geiste des Warschauer Vertrages" (1972) auszubauen gilt. Während es in der Bundesrepublik Deutschland nunmehr darauf ankommt, Verlage wie Autoren von der erarbeiteteten Empfehlung zu überzeugen, wird auf polnischer Seite darauf hingewiesen, dass diese Thesen den Charakter von "Direktiven" haben.
BESCHLEUNIGTES VERFAHREN
Schon im Jahr 1973 sollen die polnischen Schulbücher auf Grund dieser Historiker-Gespräche entsprechende Veränderungen aufweisen. Auf eine beschleunigte Prozedur in der Bundespepublik Deutschland angesprochen, unterstrich Professor Georg Eckert, einen möglichen Beschluss der Kultusministerkonferenz für wenig sinnvoll , nur noch Schulbücher freizugeben, die die bisher erzielten deutsch-polnischen Thesen berücksichtigen - Überstürzte Verfahren.
KEINE NATONALE FRONTEN
Die Atmosphäre der Gespräche zur deutsch-polnischen Schulbuch-Konferenz war getragen von einer "sachlichen Offenheit", berichtet Georg Eckert. Von nationalen Fronten zwischen beiden Delegationen konnte keine Rede sein. Im Dezember 1972 sollen die geschichtlichen Aufarbeitungen in Warschau ihre Fortsetzung finden. Der Professor aus Braunschweig gibt nämlich keine Ruhe, will die Entspannungs-Gunst der Stunde auch für die folgenschwere Geschichtsaufarbeitung beider Länder nutzen.
JAHRZEHNTE VERGANGEN
Es sollten Jahrzehnte vergehen. Erste konkrete Anknüpfungspunkte, so berichtet Pädagoge Georg Eckert, gab es auf der Generalkonferenz der UNSECO 1970 in Paris. Im Zeichen der deutsch-polnischen Entspannung einigten sich beide Kommissionen auf ein Informationsprogramm und insbesondere auf eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Schulbücher, "weil gerade diese Probleme der Geschichtsaufarbeitung in Polen sehr ernst genommen werden". Im Februar 1972 reiste Sozialdemokrat Georg Eckert mit einer achtzehnköpfigen Delegation nach Warschau. Nicht die alten Schulbücher beider Nationen standen im Mittelpunkt der Konferenzen, sondern wie neue Geschichts- und Geografiebücher für künftige Generationen auszusehen hätten. Zukunftsperspektiven.
"VERGIFTETE ZEIT" "WEIMARER REPUBLIK
In Braunschweig fand nun die zweite Tagung statt. In drei Arbeitskreisen (Mittelalter, Euro-Geschichte und Geografie) wurde die Diskussion vertieft und zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Während die Zeit des Nationalsozialismus für beide Seiten kein Problem darstellte, nahm die "vergiftete Zeit" der Weimarer Republik, (1918/1919-1933) ausgehend vom Versailler Vertrag (1919) , der für die Polen die Wiederherstellung ihrer Staatlichkeit nach 130 Jahren bedeutete, naturgemäß mehr Zeit in Anspruch. Klärungbedarf.
RITTERORDEN
Trotz der komplizierten und bisher kaum vorurteilsfrfei reflektierten, diskutierten Ereignisse vergangener Jahrhunderte / Jahrzehnte, gelang es den Wissenschaftlern zu einer einheitlichen Beurteilung der damaligen Geschehnisse zu kommen. Fortschritt. Dagegen zeigte man sich bei dem Komplex "Polen und der Deutsche Ritterorden" noch uneins. So kam es auf einigen kontroversen Gebieten lediglich zum Austausch von Standpunkten.
MEILENSTEIN
Gleichwohl bezeichneten deutschen wie auch polnische Historiker ihre während der Konferenz erzielten Resultate als einen "Meilenstein" in der Beziehung beider Länder; eben ein erstes, brauchbares Zwischenergebnis, das es im "Geiste des Warschauer Vertrages" (1972) auszubauen gilt. Während es in der Bundesrepublik Deutschland nunmehr darauf ankommt, Verlage wie Autoren von der erarbeiteteten Empfehlung zu überzeugen, wird auf polnischer Seite darauf hingewiesen, dass diese Thesen den Charakter von "Direktiven" haben.
BESCHLEUNIGTES VERFAHREN
Schon im Jahr 1973 sollen die polnischen Schulbücher auf Grund dieser Historiker-Gespräche entsprechende Veränderungen aufweisen. Auf eine beschleunigte Prozedur in der Bundespepublik Deutschland angesprochen, unterstrich Professor Georg Eckert, einen möglichen Beschluss der Kultusministerkonferenz für wenig sinnvoll , nur noch Schulbücher freizugeben, die die bisher erzielten deutsch-polnischen Thesen berücksichtigen - Überstürzte Verfahren.
KEINE NATONALE FRONTEN
Die Atmosphäre der Gespräche zur deutsch-polnischen Schulbuch-Konferenz war getragen von einer "sachlichen Offenheit", berichtet Georg Eckert. Von nationalen Fronten zwischen beiden Delegationen konnte keine Rede sein. Im Dezember 1972 sollen die geschichtlichen Aufarbeitungen in Warschau ihre Fortsetzung finden. Der Professor aus Braunschweig gibt nämlich keine Ruhe, will die Entspannungs-Gunst der Stunde auch für die folgenschwere Geschichtsaufarbeitung beider Länder nutzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen