Mit 225,5 Millionen Einwohnern ist Indonesien das größte Insel-Land der Welt. Es wurde im Jahre 1949 von den Niederlanden unabhängig. Nach etwa fünf Jahrzehnten Diktatur wurde Indonesien erst im Jahre 2004 von der Weltöffentlichkeit als demokratischer Staat anerkannt. Zuvor herrschten Militärs mit allgegenwärtiger Folter, Deportationen Hunderttausender von Menschen, Vergewaltigungen als Dauerzustand. Massengräber vielerorts - Gefangenen-Inseln waren die Folgen jene Schreckensjahre - Rückblicke auf das eigentlich Undenkbare, Unfassbare.
stern, Hamburg
18. August 1977
von Reimar Oltmanns
Indonesien - Bilder von weißen weiten Stränden unter Palmen, blauem Meer, tropischen Himmel und Blumen streuenden, zartgliedrigen Tänzerinnen auf Bali verbinden sich mit diesem Namen. Doch die Prospekt-Schönheit vom Reich der 13.000 Inseln ist eine trügerische Idylle. Die Wirklichkeit sieht so aus: Indonesien hält mit 100.000 politischen Gefangenen den absoluten Weltrekord. Erst im weiten Abstand folgt an zweiter Stelle mit etwa 10.000 politischen Gefangenen die Sowjetunion.
ISLAND BURU
Die Eingekerkerten leben entweder, wenn sie als besonders gefährlich gelten, in finsteren Verliesen auf der Hauptinsel Java (Deutsche Allgemeine Sonntags-blatt: "Selbst Tiere werden menschlicher behandelt") oder sie sind auf ferne, unwirtliche Inseln verbannt, etwa auf der berüchtigte "Island Buru", zweitausend Kilometer weg von der Hauptstadt Djakarta, dem Sibirien Indonesiens. Beri, beri, Malaria, Tuberkulose grassieren unter den Gefangenen, lassen sie zu Hunderten sterben. Dazu kommt Unterernährung, Deportierte haben zudem selber für ihr tägliches Brot zu sorgen. Doch der karge Boden gibt keine ausreichenden Ernten her. Außerdem müssen die Gefangenen viel von dem, was sie den dürren Feldern abtrotzten, als Ernteertrag an die Behörden abführen. In ihrer Not machen die Internierten Jagd auf Ratten und Schlangen, die sie zum Teil vor Hunger roh essen (so ein Report von amnesty international).
OHNE HOFFNUNG - WARTEN AUF PROZESS
Die politischen Gefangenen Indonesiens leben ohne Hoffnung. Sie wurden meist vor über zehn Jahren eingesperrt, seither warten sie auf ihren Prozess. Sie werden wohl auch noch die nächsten zehn Jahre warten müssen. Denn nach offiziellen Angaben der indonesischen Regierung wurden bisher weniger als 800 Personen vor Militärtribunalen oder Zivilgerichten abgeurteilt, ein Drittel zum Tode.
GRAUSAMKEITEN KASCHIERT
Die regierenden indonesischen Militärs profitierten von der geografischen Lage ihres Herrschaftsbereichs. Die Grausamkeiten auf dem abgelegenen fernöstlichen Inselstaat blieben über ein Jahrzehnt der Weltöffentlichkeit verborgen. Erst nach dem Amtsantritt von US-Präsident Jimmy Carter (1977-1981) interessierte sich der amerikanische Kongress auch für Menschenrechtsverletzungen in Indonesien. Der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher (1974-1992), der im Frühjahr 1977 eine Asienreise unternahm und dabei Indonesien besuchte, setzte sich nun ebenfalls gegenüber Präsident Haji Mohamed Suharto (1921-2008) und Außenminister Malik für die Freilassung der Inhaftierten ein. Nur dann, so Genscher, könne weiter mit deutscher Hilfe und deutschen Investitionen gerechnet werden, wenn das indonesische Regime von seiner brutalen Unterdrückungspolitik des innenpolitischen Gegners ablasse.
ÜBER 100.000 POLITISCHE GEFANGENE
Das Internationale Rote Kreuz entschloss sich im Mai 1977 zu einem ungewöhn-lichen Schritt, um auf die verzweifelte Situation der politischen Gefangenen aufmerksam zu machen. Gehört es normalerweise zur Geschäftsgrundlage des Roten Kreuzes, unter Ausschluss der Öffentlichkeit Regierungen in vertraulichen Berichten eine Abänderung betreffender Missstände zu fordern, so wählte das Rote Kreuz im Fall Indonesien den Schritt an die Öffentlichkeit. In einem Bulletin vom 4. Mai 1977 beschwerte sich das Rote Kreuz darüber, von der indonesischen Regierung bei einem Inspektionsbesuch über die tatsächliche Lage der Inhaftierten hinweggetäuscht worden zu sein. Ihm - dem Roten Kreuz - seien nur einige eilig verschönte Lager gezeigt worden, die für den Besuch mit Betten, Nahrungsmitteln und Freizeitgeräten vorübergehend ausstaffiert worden seien. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes kündigte an: "Wir werden weiterhin Reisen in indonesische Gefangenenlager unternehmen und erwarten, dass uns dabei keine Schwierigkeiten gemacht werden."
Die Zahl von 100.000 politischen Gefangenen in Indonesien ermittelte amnesty international . Die meisten Institutionen und ausländischen Regierungen, die sich inzwischen um die Missachtung der Menschenrechte in dem fernen Inselreich kümmern, haben diese Zahl übernommen. Sie schenken den niedrigen Angaben der indonesischen Behörden keinen Glauben. In ihren letzten offiziellen Verlautbarungen sprach die indonesische Regierung von 39.000 politischen Gefangenen. Doch gleichzeitig sagte der Generalstaatsanwalt Sugih Arto: "Es ist unmöglich zu sagen, wie viele politische Gefangene es gibt. Es ist eine ständig schwankende Zahl wie der Wechselkurs des Yen gegenüber dem Dollar."
TRAGÖDIE - INDONESIEN
Die indonesische Tragödie begann im Jahre 1965. Damals regierte in Indonesien der außenpolitisch nach Peking hin orientierte Präsident Achmed Sukarno (1901-1970), gestützt auf den Bündnis von Nationalisten, religiöser Parteien und Kommunisten. Die Kommunistische Partei Indonesiens, die PKI (Partai Komunis Indonesia) hatte im Jahre 1955 bei den letzten Wahlen 16 Prozent der Stimmen errungen, sie war viertstärkste Kraft geworden und wuchs in den folgenden Jahren ständig. In der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober 1965 putschten Einheiten der Armee unter Führung von Oberstleutnant Untung. Sie nahmen sechs Heeresgeneräle gefangen und richteten sie noch am selben Tag hin. Sie erklärten das Kabinett Surkano für abgesetzt. An seine Stelle installierten sie ein 45 Mann umfassendes Gremium aus Persönlichkeiten aller politischer Schattierungen. Ausgeschlossen blieben stark antikommunistische Politiker und Militär. Innerhalb dieses Gremiums waren allerdings auch nur drei Mitglieder Kommunisten.
PUTSCH UND GEGENPUTSCH
Die Aufständischen erklärten, sie hätten mit ihrem Putsch einer Revolte konservativer, vom amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützter Teile des Heeres zuvorkommen wollen. Es sollte später oft davon die Rede sein, dass Präsident Sukarno die Untung-Revolte insgeheim gefördert hatte. Schon am Nachmittag desselben Tages kam der konservative Gegen-Putsch. Der Befehlshaber der strategischen Reserve, Generalmajor Suharto, besetzte die Rundfunkstation Djakartas und erklärte, der Putsch des Oberstleutnant Untung sei von der PKI, von der Kommunistischen Partei Indonesiens, ferngesteuert gewesen. Doch seine, Suhartos Truppen, hätten den Umsturz in der indonesischen Republik verhindert und die Ordnung wiederhergestellt.
SCHLIMMSTE MASSAKER
Generalmajor Suharto, der bald darauf als Präsident auch selbst die Verfügungsgewalt über Menschen, Millionen und Materialien übernahm, stellte die Ordnung mit einem der folgenschwersten Massaker in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder her. Als westliche Reporter, die den Insel-Staat Ende des siebziger Jahrzehnts bereisten, spürten wir vielerorts Angst, Furcht, Bangigkeit in diesem von Blut getränkten Land. Auch ich hatte Angst, Schweißausbrüche, nervöse, nahezu schlaflose Nächte. Ich notierte in meinem Reisetagebuch: "Indonesien - in einer beispiellosen Verfolgungsjagd wurden Menschen linker Gesinnung oder jene, die man vom Hörensagen dafür hielt, wurden sogenannte Sympathisanten, Chinesen, allzu oft auch private Rivalen, sie wurden blindlinks aufgespürt, erschlagen, ganze Familien ausgerottet, ihre Anwesen, Häuser, Wohnungen einfach niedergebrannt." Furcht war unser Wegbegleiter, überall lauerte unter den noch wenigen Intellektuellen westliche Prägung Friedhofsruhe. Jeder ahnte es, keiner wusste es genau, wer wird das nächste Opfer sein. Schlafnot, Hab-Acht-Stellung, Atemnot - nur raus aus diesem Land der beschaulichen scheinbar unendlich weiten weißen Stränden.
KOMMUNISTEN
Suhartos Armee hetzte fanatische Moslems - Indonesien ist zu 94 Prozent islamischen Glaubens - gegen die Kommunisten auf. Die Kommunisten wurden als gottlose Menschen dargestellt, der einfachen Landbevölkerung wurde erklärt: Ihr müsst die Kommunisten töten, sonst töten sie euch. Die Ermordung der sechs Generäle wurde dabei als Werk der kommunistischen Partei hingestellt, als eindringliches Beispiel für das, wie die Kommunisten hausen würden, wenn man sie nicht vertilge. Propaganda und wohl auch jene Veranlagung der Malaien zu fanatischen Glauben führten zu einem bestialischen Abschlachten. Mindestens eine halbe Million Menschen fanden den Tod.
GRUNDBESITZER
Hinter den religiös verklausulierten Mordaufrufen standen handfeste wirtschaftliche und politische Interessen der islamischen Grundbesitzer und der Armeeführung. Die kommunistische Partei hatte im Jahre 1964, ein Jahr vor dem Putsch, die verarmten indonesischen Bauern zu einer Besetzung der Ländereien der großen Grundbesitzer aufgerufen, als von denen eine Landreform des damaligen Präsidenten Sukarno hintertrieben wurde. Jetzt war die Stunde der Rache gekommen. Dabei kann es inzwischen jedoch als sicher gelten, dass die Kommunistische Partei weder Indonesiens Putsch ins Rollen brachte, noch sich als Partei aktiv daran beteiligte. Sie war ganz offensichtlich auf diesen Putsch überhaupt nicht vorbereitet. Eine Reihe ihrer Führer befand sich an jenem 1. Oktober 1965 in Peking zum dortigen Nationalfeiertag. Andere waren auf Reisen außerhalb der Hauptinsel Java. Da es im indonesischen Inselreich keine ausreichenden Kommunikationsmittel gibt, war eine koordinierte Aktion der Partei damit ausgeschlossen. Vieles hingegen deutet auf eine mögliche Unterstützung der Putschisten unter Generalmajor Suharto durch die USA hin. Seine Offiziere waren in den USA ausgebildet worden. Der damalige amerikanische Verteidigungsminister Robert McNamara (1961-1968) erklärte 1966 vor dem außenpolitischen Ausschuss des Senats auf die Frage eines Senators, ob sich rückblickend gesehen die amerikanische Militärhilfe für Indonesien ausgezahlt habe: "Ja, das glaube ich."
ALLMACHT DES MILITÄRS
Wer als Linksverdächtiger das Massaker von 1965 und die weiteren Säuberungswellen überlebte, wanderte hinter Gitter. Zum Einsatz gegen regimefeindliche Gruppen schuf die neue Regierung des Generals Suharto eine Behörde, die KOPKAMTIB. Die Exekutive dieser Behörde war das Heer. Fortan nahm es zusätzlich zu den militärischen auch politische und polizeiliche Aufgaben wahr. Damit war die enge Verflechtung von Verwaltung und Soldaten hergestellt. Auch die Bürgermeister in vielen Dörfern wurden nun vom Militär gestellt. Fortan konnten Heeresoffiziere im ganzen Land entscheiden über Gefangennahme, Verhöre und Verhaftungen. Eine rechtliche Kontrolle gab es nicht. Als Inhaftierungsgrund genügte die Annahme, dass jemand direkt oder indirekt in den Putsch von 1965 verwickelt war. Mit der Verordnung Nr. 09/KOGAM/1966 wurden die Gefangenen in drei Kategorien eingeteilt. Kategorie A: "Offensichtlich in die Bewegung des 30. September verwickelt." Kategorie B: "Offensichtlich indirekt in die Bewegung vom 30. September verwickelt." Kategorie C: "Es gibt Anzeichen oder man kann vernünftigerweise davon ausgehen, dass eine direkte oder indirekte Verwicklung in die Bewegung vom 30. September vorlag." Diese dehnbaren Begriffe öffneten jeder Willkür Tür und Tor. Wer immer der Regierung nicht passte, konnte und kann aufgrund dieser präsidialen Verordnung verfolgt werden. Zur Kategorie A, die die angeblich gefährlichsten Gefangenen umfasst, zählen rund 2.000 Personen. Eine Aussage des Generalstaatsanwalts Sugih Arto gibt Zeugnis von dem Willkürregime: "Dann gibt es da die B-Gefangenen. Wir wissen mit Sicherheit, dass sie Verräter sind, dass sie ideologisch voreingenommen sind, aber es gibt ncht genügend Beweise, um sie vor Gericht zu bringen."
ZERQUETSCHE ZEHEN - ELEKTROSCHOCKS
Den Gefangenen ist Rechtsbeistand in den meisten Fällen verwehrt. Folter, Elektroschocks, Zerquetschen der Zehen unter Tischbeinen, das Hineinstoßen der Gefangenen in Gruben, deren Boden mit Glassplittern bedeckt ist - wurde zur gängigen Verhörmethode. Folter ist sogar amtlich eingeräumt. Der Hochkommissar der Polizei Dr. Hudioro erklärt einmal öffentlich, seine Beamten seien "nicht immer in der Lage, Ermittlungen ohne Anwendung von Gewalt durchzuführen". Der indonesische Rechtsanwalt Dr. Yap Thiam klagte im August 1975 vor dem staatlichen Gerichtshof in Djakarta das Schicksal der politischen Gefangenen an: "Sie werden behandelt wie der Abschaum der Gesellschaft, beraubt der elementarsten Rechte, die allen anderen Bürgern zustehen. Die Gefangenen haben keine Macht und keine Stimme, kein Recht, sich zu beschweren, oder gegen ihre nicht endende Einkerkerung, gegen Torturen, Beschimpfung, Hunger und Krankheit zu protestieren." Yap Thiam sprach aus eigener Erfahrung. Er war selbst verhaftet, aber dann wieder freigelassen worden.
WILLKÜR-AUTOMATIK
Die Administration legte nicht nur fest, wer Kommunist war oder verdächtige Kontakte zu Kommunisten hatte, sie bestimmte auch, wer nicht Kommunist ist. Jeder Indonesier, der eine Schule besuchten oder arbeiten will, braucht ein Schriftstück, das ihm bescheinigt, nicht in den Putsch von 1965 verwickelt gewesen zu sein. Durch dieses Dekret ist zugleich jede Wiedereingliederung ehemaliger politischer Gefangener verhindert. Denn wer immer sich auf Kontakte mit einem ehemaligen Gefangenen einlässt, läuft Gefahr, selbst inhaftiert zu werden, zumindest aber nicht jene Schriftstück zu erhalten, das ihm Schulbesuch oder Arbeit ermöglicht. Ein perfekter Willkür-Automatismus ist damit in Gang gesetzt. Wann immer die indonesische Regierung zur Rede gestellt wird, dass sie über ein Jahrzehnt politische Gefangene ohne Prozess festhält, ist ihre Replik: Die Gefangenen können zum großen Teil deshalb nicht in ihre Heimat entlassen werden, weil sie sich als Kommunisten und Atheisten den Zorn der Dorfbewohner zuzuziehen würden und möglicherweise getötet werden könnten.
ZWANGS-UMSIEDLUNGEN
Tatsächlich hat die Regierung wohl in voller Absicht noch kein Programm entwickelt, wie die politischen Häftlinge jemals wieder als freie Bürger leben können. Die Gefangenenpolitik ist längst Teil eines Umsiedlungsprogramms geworden, um die Hauptinsel Java zu "entlasten". Ein typisches Beispiel ist die Deportationsinsel Buru, eine Molukkeninsel. In einem vom holländischen Fernsehen im Oktober 1976 ausgestrahlten Programm sagte der Lagerleiter von Buru über die Behandlung seiner Gefangenen: "Wir stopfen sie mit religiösen Anleitungen voll und gehen ihnen Arbeit, damit sie keine Zeit haben zu Diskussionen." Und als seine "erzieherische Aufgabe" legte er ein Vier-Punkte-Programm fest:
GEHIRNWÄSCHE AUF BURU
"1. Wir müssen ihre Gedanken von den Kommunisten zurückgewinnen,
2.Wir müssen sie dazu bringen, richtige Indonesier zu werden, aufgebaut auf den indonesischen Verfassungsgrundsätzen. den Panca-Sila-Prinzipien - nämlich Glaube an Gott, Nationalismus., Menschlichkeit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit.
3. Sie müssen zu religiösen Menschen erzogen werden, die unseren Gesetzen Folge leisten und tun, was auch immer unsere Regierung anordnet.
4. Wir müssen sie in die Gesellschaft zurückleiten, ohne dass dadurch neue Probleme für unsere Regierung entsehen."
ZEITLEBENS AUF BURU VERBANNT
Dieser letzte Punkt aber heißt, dass die Deportierten selbst dann, wenn sie tatsächlich einmal ihre Freilassung erleben sollten, für immer auf Buru bleiben müssen. Das machte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Sutrisno Hamidjojo schon 1971 klar: "Im Endstadium werden die politischen Gefangenen zwar auch auf der Insel bleiben, aber sie werden nicht mehr dem Lagerzwang wie bisher unterliegen." So hat die indonesische Regierung bereits inzwischen damit begonnen, die Familien der Gefangenen zu veranlassen, ebenfalls nach Buru überzuwechseln. Bisher aber sind nur knapp zweihundert Familien den insgesamt 10.000 Eingeschlossenen auf Buru nachgefolgt. Warum die Gefangenen sich sträuben, Frauen und Kinder nachkommen zu lassen, erklärte der indonesische Schriftsteller Pramoedya Ananta Toer, in den fünfziger Jahren einmal als Mitglied einer offiziellen Kulturdelegation nach Holland gereist, jetzt auf Buru interniert. Als er von Reportern gefragt wurde, sagte er angesichts der kontrollierenden Wachoffiziere in vorsichtigen Sätzen: "Die wirtschaftlichen Bedingungen sind hier nicht so recht geeignet. Und außerdem, hier gibt es keine Arznei. Meine Frau hat Tuberkulose." Und er setzte hinzu: "Solange ich auf Buru bin, habe ich keine Zukunft. Ich will frei sein in allem: im Denken, im Reden und im Handeln. Ich bin Schriftsteller, ich will schreiben. Ich träume davon, nach Java zurückzukehren, zu meiner Arbeit, zu meiner Berufung."
IN ERINNERUNG: PRAMOEDYA ANANTA TOER
Der politische Gefangene Toer (1925 - 2006) verbrachte die Jahre von 1965 bis 1979 meist auf Buru. Hier schrieb er sein berühmtestes Werk, die Romantetralogie Buru. Von seiner Zeit auf der Gefängnisinsel erzählt das stark autobiografische Werk "Stilles Lied eines Stummen". Nach Intervention der Carter-Regierung kam Toer 1979 frei, konnte aber Jakarta bis zum Sturz Suhartos 1998 nicht verlassen. Pramoedya Toer gilt als bedeutendster zeitgenösisscher Autor Indonesiens. Seine Werke wurden in 37 Sprachen übersetzt.
Wie Pramoedya Ananta Toer waren hunderttausend Menschen weit über zehn Jahre unter diesen Bedingungen der Entrechtung, Entwürdigung eingesperrt. Das sind mehr als eine Million Jahre des Leidens.
Wie Pramoedya Ananta Toer waren hunderttausend Menschen weit über zehn Jahre unter diesen Bedingungen der Entrechtung, Entwürdigung eingesperrt. Das sind mehr als eine Million Jahre des Leidens.
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