Sonntag, 10. Oktober 2010

Reimar Oltmanns: Schöningen - meinestadt.de - Spurensuche















































 

Reimar Oltmanns besuchte das Schöninger Rathaus, um ein Exemplar der jüngsten Publikation zu überreichen. Empfangen wurde der Autor vom Ersten Stadtrat Peter Voß  und der Fachbereichsleiterin Claudia Gehlhar. Bild unten: Reimar Oltmanns trägt sich ins Goldene Buch ein; der Journalist auf dem Marktplatz seiner Heimatstadt.


Braunschweiger Zeitung
Helmstedt 25. Juli 2009
RegJo-Magazin, Südniedersachsen
11/2009

Schöningen. - Vor kurzem ist das 680 Seiten starke Buch "Spurensuche auf verbrannter Erde -Reportagen, Berichte, Erzählungen zur Zeitgeschichte - Deutschland, Europa, Südamerika, Asien, Afrika (1969-2009) erschienen. Sein Autor ist der renommierte Journalist Reimar Oltmanns, der 1949 in Schöningen geboren wurde und hier den größten Teil seiner Kindheit verlebt hat; in Jahrzehnten des "Kalten Krieges" zwischen Ost und West unmittelbar am Zonenrand.


Regelmäßig besucht Reimar Oltmanns seine Heimatstadt. Er sagt: "Es ist mir immer wieder ein Bedürfnis , nach Schöningen zu kommen. Ich fühle mich hier emotional verwurzelt, hier wurde ich durch den damals unversöhnlichen Ost-West-Konfrontationen sehr früh politisiert, geprägt und sozialisiert. Jene Schöninger Ur-Erlebnisse trieben mich später immer wieder an viele durch Kriege und Krisen geschüttelte Knackpunkte unseres Daseins."

Denn Schöningen war für Oltmanns schon immer ein Seismograph deutscher Umbrüche, Abbrüche, Aufbrüche, Kriegsängste in vielen Jahrzehnten. Seinen letzten Aufenthalt nutzte der Autor für einen Besuch im Rathaus.Dort wurde er vom Ersten Stadtrat Peter Voß empfangen. In Anerkennung seines publizistischen Wirkens in großen Magazinen und gesellschaftskritischen Büchern trug sich Reimar Oltmanns, der seit zwei Jahrzehnten im Ausland lebt, ins Goldene Buch der Stadt Schöningen ein. Er wollte seine Unterschrift als Ausdruck seines unverbrüchlichen Zusammengehörigkeitsgefühls mit seiner Heimatstadt Schöningen verstanden wissen.

Oltmanns war es ein Anliegen, ein Exemplar seines neuen Buches für die Bücherei der Stadt zu übergeben. Er verarbeitet darin Reportagen, Berichte. Erzählungen zur Zeitgeschichte über Deutschland, Europa, Südamerika, Asien und Afrika über einen Zeitraum von 40 Jahren.

"Dieses Buch ist ein Rückblick, eine Rückbesinnung auf wichtige Epochen, die uns nachhaltig beeinflussten", erläuterte der Autor. In einigen Kapiteln spielt auch das Leben in Schöningen eine Rolle.

Viele Jahre lebt Reimar Oltmanns im Ausland. Er schrieb für den "Stern", "Die Zeit", den "Spiegel", "Frankfurter Rundschau", für französische und italienische Tageszeitungen.

In seinem jüngsten Werk finden sich Arbeiten aus 40 Jahren journalistischer Tätigkeit, die den heute in Graz lebenden Oltmanns rund um die Welt führten.

Begeistert von der Atmosphäre der Stadt. folgten der Autor und seine Ehefrau Irmgard interessiert den Ausführungen von Peter Voß. Der Erste Stadtrat berichtete unter anderem von den Problemen des Strukturwandels und der großen Chance, diesen zu gestalten. Wichtiger Baustein sei das in Schöningen entstehende Forschungs- und Erlebniszentrum zum Themenkomplex Schöninger Sperre, das für die kultur-touristische Erschließung der gesamten Region eine große Rolle spielt.

Ab sofort können Interessanten das Oltmanns-Buch in der Stadtbücherei am Brauhof 12 ausleihen (geöffnet Montag und Dienstag 10 bis 13 Uhr, am Dienstag auch 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 13, 14 bis 18 Uhr).
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Postskriptum - Heimat
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Ich habe erst im fünften Jahrzehnt meines Lebens im Ausland unverkennbar gespürt, dass meine tiefen Wurzeln, meine Lebenskraft in diesem Schöningen gedeihen konnten. Spätzündung. In meinen Zeitläufen zuvor - der APO-Jahre um 1968 - galten Begriffe wie "Heimat", "Südniedersachsen", "Deutschland", "Nation" als sehr suspekt, rückwärtsgewandt, eben als Gefühlsduselei. Allenfalls gestattete ich mir ein Zitat des ungarischen Schriftstellers György Konrad über das Verschwinden zu Lebzeiten: "In der Heimat vermisst dich niemand, in der Fremde erwartet dich niemand."
Reminiszenzen vergilbter Jahre
Als Reporter deutscher Magazine war ich viel in der Fremde auf allen fünf Kontinenten unterwegs, lebte schließlich in Italien, Frankreich und jetzt in Österreich. Aber Heimat ? Wohl keine. Es war Liedermacher Herbert Grönemeyer, der mich im Jahre 1999 meiner Heimat Schöningen näher brachte, indem er textete und sang: "Heimat ist ein Gefühl!" Indes: Meine Spurensuche nach der Heimat begann dort, wo gemeinhin das Leben aufhört - auf dem Todesacker dieses Ortes.
Schöninger Friedhof
Der Schöninger Friedhof ist die beschauliche anmutige Heimstatt verstorbener Frauen und Männer - sinnlos gefallener Soldaten vieler Länder. In den letzten Jahren wuchs in mir ein Bedürfnis, in den Sommermonaten immer wieder durch den Eingang jener scheinbar in sich ruhenden Friedhofskapelle Nähe wie Erinnerung zu längst vergessenen Menschen zu suchen. Meter um Meter näherte ich mich meiner Heimat, meiner Kindheit, meiner Jugend über die breite, altehrwürdige Friedhofs-Allee. Diese von hohen Bäumen dicht gesäumte Straße hatte sich in meinem Gedächtnis fest eingegraben. Schon als Kind in den fünfziger Jahren pflegte ich mit meiner Mutter dort das Grab meines Großvaters, dem Schöninger Färbermeister August Köhler; Jahrzehnte später seiner Ehefrau Gertrud Hoff . Der Schöninger Friedhof bedeutete für mich nicht nur Abschied oder Reminiszenzen an vergilbte, unwiederbringliche fast vergessene Jahre. Jene Grabstätten mit ihrer weichen, duldsamen Atmosphäre luden mich unverhofft ein zu einer unvermuteten Nähe längst verblichener Epochen. Heimat-Gefühl.
Toleranz und Solidarität
Ich erinnere mich an meinen ersten Klassenlehrer Grunwald in der Wallschule. Er war ein vom Krieg gezeichneter Pädagoge, der uns beibrachte, den anderen ausreden zu lassen. Toleranz war gefragt. Vor der großen Pause packte Grunwald das Frühstücksbrot aus. er verteilte tagein, tagaus Schnitten an seine hungernden Jungen wie Mädchen. Den Begriff 'Solidarität' kannten wir damals noch nicht. Ich lernte in Schöningen aber sehr schnell und nachhaltig für mein Leben: einer für alle, alle für einen. Heimat-Gefühl.
Kernstück - Bahnhof
Ich erinnere mich an den alten Schöninger Staatsbahnhof, ehedem ein Kernstück dieser Stadt. Seinerzeit knipste Bahner Hoffmeister (er spielte des Sonntags Fußball bei Schöningen 08, linker Außenverteidiger zu glanzvollen Zeiten) all die Fahrkarten in seinem Kontrollhäuschen. Als ich einmal von ihm als siebenjähriger Bub eine Fahrkarte nach Jerxheim entwerten ließ, war ich stolz wie Oskar. Das Erlebnis der Fahrt vom Bahnhof in Schöningen war für mich so feierlich wie Ostern und Weihnachten an einem Tag. Ich möchte Herbert Grönemeyer widersprechen. Heimat ist Schauplatz und Emotion in einem. Zuhause gibt es derlei viele, die Heimat nur eine: Schöningen.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Friedhöfe - Endstationen - Innehalten ... ... "Der Mensch ist erst dann wirklich tot, wenn niemand an ihn denkt" - Bertolt Brecht








--------------------------------------------- André Gorz (*9. Februar 1923 in Wien als Gerhard Hirsch; + 22. September 2007 in Vosnon, Département Aube, Frankreich) war ein französischer Sozialphilosoph österreichischer Herkunft. Seit den fünfziger Jahren lebte er als Publizist in Frankreich. Über lange Jahre war er ein Anhänger Sartres existenzialistischer Variante des Marxismus, brach Gorz mit Sartre nach dem Pariser Mai 1968. Er wandte sich der politischen Ökologie zu und wurde deren führender Theoretiker. Zentrales Thema in den Überlegungen Gorz' ist die Frage der Arbeit: von der Befreiung der Arbeit, Entfremdung in der Arbeit, Recht und Pflicht zur Arbeit gehören für ihn zusammen.

Zu seinen letzten Veröffentlichungen zählte ein Brief an D. - Geschichte einer Liebe:

"Bald wirst Du jetzt zweiundachtzig sein,
Du bist um sechs Zentimeter kleiner geworden,
Du wiegst nur noch fünfundvierzig Kilo,
und immer noch bist Du schön, grazös und
begehrenswert.

Seit achtundfünfzig Jahren leben wir nun
zusammen, und ich liebe Dich mehr denn je.
Kürzlich habe ich mich von neuem in Dich verliebt,
und wieder trage ich in meiner Brust diese zehrende Leere,
die einzig die Wärme Deines Körpers an dem meinem auszufüllen."
André Gorz nahm sich am 22. September 2007 gemeinsam mit seiner schwer kranken, 83jährigen Frau Dorine in ihrem Haus in Vosnon (Aube) das Leben.

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MUTLANGEN in Baden-Württemberg; Stationierungsort der Pershing-II-Raketen 1982-1996. --- Helmut Gollwitzer zum 75. Geburtstag. Als Sitzblockierer gegen Aufrüstung und Atomtod wollte der evangelische Theologe Gollwitzer den Namenlosen einen Namen, ein Gesicht des Friedens nach innen und außen geben. "Sozialisten können Christen, Christen müssen Sozialisten sein", war sein Credo.
---------------------------------------------------------------- Helmut Gollwitzer * 29. Dezember 1908 in Pappenheim im Altmühltal/Bayern; + 17. Oktober1993 in Berlin
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Allüberall und ewig blauen licht die Fernen!
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Hans-Peter Reinecke *27. Juni 1926 in Ortels- burg/Ostpreußen+ 25. Juli 2003 in Berlin
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Hans-Peter Reinecke erlebte und durchlitt als Sohn eines Generals der Deutschen Wehrmacht Trauer, Wehmut - Ohnmacht jener der düstersten deutschen Epochen. Aus dieser Schmach in vaterlosen Nachkriegsjahren wurde er unbeabsichtigt zu einer Vater-Figur derer, die mit Reflexionen und emotionaler Beherztheit das Unbegreifliche begreifbar zu machen suchten. Er war ein Mann, der trauern konnte. Er war ein Hochschullehrer, der in seinem Leid neue, ungeahnte Kräfte freizusetzten verstand. Ob Studenten, Journalisten, Wissenschaftler oder Schriftsteller - alle haben von seiner Willensstärke und seinem intellektuellen Scharfsinn profitiert. Aber noch eines scheint für mich wichtiger denn je zu sein: Hans-Peter Reinecke war unausgesprochen eine Vater-Figur. Seine Gefühlswelt verhieß Wärme, Verlässlichkeit, gelebte Toleranz; ein Stückchen Heimat allemal. Unvergessen.
Reimar Oltmanns, Graz /Steiermark im Januar 2010








"Denken heißt Überschreiten Prinzip Hoffnung"

"Die Sehnsucht des Menschen ein wirklicher Mensch zu werden"
auf dem Bergfriedhof zu Tübingen
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Ernst Bloch *8. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein + am 4. August 1977 in Tübingen
Carola Bloch * am 22. Januar 1905 in Lodz; + am 31. Juli 1994 in Tübingen
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"Ich bin. Wir sind. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben. Für sich selber ist es längst leer geworden. Es taumelt sinnlos hin und her, aber wir stehen fest, und so wollen wir ihm seine Faust und seine Ziele werden." - Geist der Utopie -






























Cimetière de Montmartre, 18. Arrondissement, Avenue Rachel 20, Paris
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Heinrich Heine* 13.Dezember 1797 in Düsseldorf+17. Februar 1843 in Paris
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"Denk' ich an Deutschland in der Nacht, Dann bin ich um den Schlaf gebracht. Gottlob! durch meine Fenster bricht Französisch heit'res Tageslicht; Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen, Und lächelt fort die deutschen Sorgen. (1843)

*
Wenn ich, beseligt von schönen Küssen, In deinen Armen mich wohl befinde, Dann mußt du mir nie von Deutschland reden, - Ich kanns nicht vertragen - es hat seine Gründe.

Ich bitte dich, laß mich mit Deutschland in Frieden! Du mußt mich nicht plagen mit ewigen Fragen Nach Heimat, Sippschaft und Lebensverhältnis; - Es hat seine Gründe, ich kanns nicht vertragen.
Die Eichen sind grün, und blau sind die Augen Der deutschen Frauen; sie schmachten gelinde Und seufzen von Liebe, Hoffnung und Glauben; - Ich kanns nicht vertragen - es hat seine Gründe. (1834)

















"Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug." (Hilde Domin)
auf dem Bergfriedhof zu Tübingen
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Helga Rahn geb. Hardt *1. Oktober 1949 + 8. Februar 2005
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Verspäteter Nachruf


Helgas Leben war ein gelebtes Leben aus christlicher Nächstenliebe und gesellschaftskritischem Selbstverständnis. Sie kannte die Oben- und Unten-Verhältnisse in ihrem Land aus eigenem Erleben nur zu genau. Grundschulpädagogin war sie. Ohne große Worte, ohne Empörungstheatralik war Helga an der Seite der schwachen, sozial schon ausgegrenzten jungen Erstklässler zu finden. Und sie kochte jahrein, jahraus im wohlsituierten Tübingen der Villen und Palais in der Armenküche.

Als wir noch Mitte der sechziger Jahre gemeinsam an der Waterkant zu Emden zur Schule gingen, Helga meine Jugendfreundin war, lasen wir uns Passagen von Albert Camus (*1913+1960) "Der Mensch in der Revolte" (1951) vor. - Identitätssuche. Aber wir lasen auch Camus Zitat, das wir in der Tiefenschärfe noch gar nicht so ganz erfassen konnten: "Einen Menschen lieben heißt einzuwilligen, mit ihm alt zu werden." Damals konnte wir noch nicht ahnen, dass Helga eines Tages in den Schulferien allein mit ihrem Fahrrad auf Frankreichs Landstraßen unterwegs sein, und ich in Frankreich meine Wahlheimat finden würde.

Die Besten sterben zu früh, viel zu früh. Klingt irrational, aber was heißt schon irrational, wenn es um die Endlichkeit geht. Innehalten.

Reimar Oltmanns
Seillonnaz (France)


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Bevor ich sterbe

von Erich Fried

Noch einmal sprechen von der Wärme des Lebens damit doch einige wissen: Es ist nicht warm aber es könnte warm sein
Bevor ich sterbe noch einmal sprechen von Liebe damit doch einige sagen: Das gab es - das muss es geben

Noch einmal sprechen vom Glück der Hoffnung auf Glück damit doch einige fragen: Was war das - wann kommt es wieder?


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Hermann Hesse * 02. Juli 1877 in Calw; + 09. August 1962 in Montagnola (Schweiz)
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STUFEN ( aus dem Jahre 1941)
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bedingungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilf zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an seiner Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf um Stuf heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhung sich entraffen,
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ... Wohlan denn, Herz nimm Abschied und gesunde!














Detenido - torturado - desaparecido - verhaftet, gefoltert, verschwunden in Argentinien - beerdigt auf dem Friedhof Lustnau in Tübingen
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Elisabeth Käsemann * am 11. Mai 1947 in Gelsenkirchen + am 24. Mai 1977 in Buenos Aires
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Mir ging an diesem denkwürdigen Tag des 8. März 1977 im fernen Buenos Aires der Name der deutschen Soziologiestudentin und Entwicklungshelferin Elisabeth Käsemann aus Tübingen nicht mehr aus dem Sinn. Aus der Redaktion in Hamburg kam die Nachricht: Autos ohne Kennzeichen hatten vor ihrer Wohnung in Buenos Aires gestoppt. Kreischende Bremsen. Türen wurden aufgerissen. Männer sprangen heraus. Sie drangen in ein Haus ein und fielen über Elisabeth her. Handschellen, Kapuze über'n Kopf, Spray in die Augen. Elisabeth Käsemann wurde von Soldaten abgeführt, in eines der Auto gezerrt. Türen schlugen zu. Motoren heulten auf. Die Autos rasten davon. Die junge Frau, die Argentiniens Schergen abholen, wird in der Öffentlichkeit nicht mehr lebend gesehen. Es ist, als hätte die Erde sie verschluckt. Anschuldigungen, Gerüchte lauteten seinerzeit, sie hätte mal zu jemandem aus dem linken Montonero-Umfeld - der Stadtguerilla - Kontakte gehabt, gefälschte Papiere zur Ausreise besorgt. Nur Belege gab es nicht: Fehlanzeige. Vermutungen, Verdächtigungen - mehr nicht.
VERHAFTET, GEFOLTERT, VERSCHWUNDEN
So oder ähnlich muss es in der Nacht vom 8. auf den 9. März 1977 geschehen sein, als die deutsche Staatsbürgerin Elisabeth Käsemann in Buenos Aires von ihren Folterern abgeholt, geraubt, gekidnappt worden ist. Ausgerechnet an diesem Tag trafen wir aus Sao Paulo (Brasilien) kommend in Buenos Aires ein - auf der Suche mach dem Verbleib weiterer hundert Deutscher oder auch Deutschstämmiger , die während 1976 bis 1983 spurlos in Argentinien wie vom Erdboden verschluckt worden sind. - "Detenido - torturado - desaparediso - verhaftet, gefoltert, verschwunden"; über 30. 000 Menschen in dieser verdüsterten Epoche.
PARALLELEN, ÄHNLICHKEITEN
In Elisabeths Alter und Leben, ihrem Werdegang, ihrer Wahrnehmungen als auch gesellschaftspolitischen Ansichten konnte ich Ähnlichkeiten zu meiner Biografie entdecken. Parallelen, die mich aufwühlten. Nur mit dem folgenschweren Unterschied, dass mich mein Veränderungswille in den Journalismus - als Instrument der Aufklärung - trieb. Elisabeth hingegen setzte sich auf die andere Seite des Tisches - zu den Armen, Farbigen, Entrechteten, Ausgestoßenen oder zu den Verdammten dieser Erde, um mit Frantz Fanon (*1925+1961) zu sprechen - dem Vordenker der Entkolonialisierung.
WARTE NICHT AUF BESSERE ZEITEN
Rückblick auf eine Biografie. - Elisabeth, Tochter des Tübinger Theologie-Professors Ernst Käsemann (*1906+1998), studiert um 1968 Soziologie an der Freien Universität in West-Berlin. Sie diskutierte immer und immer wieder mit dem SDS-Vordenker und Gesellschaftsarchitekten Rudi Dutschke (*1940+1979). APO-Jahre, Rebellen-Jahre. Jahre der Träume, der Entwürfe von Skizzen oder auch Utopien nach einer gerechteren Welt, einer neue deutschen Republik. Elisabeth wollte nicht warten auf bessere Zeiten, nur in Studenten-Milieus diskutieren, theoretisieren und dort in solch einem praxisfernen akademischen Umfeld kleben bleiben. - Hoffnung.
ELEND - NICHTS ALS BITTERE ARMUT
Ihren Unterhalt verdiente sie sich mit Übersetzungen und Deutsch-Unterricht. Den besorgten Eltern im fernen Tübingen schrieb Elisabeth: "Diese Entscheidung, hier in Buenos Aires zu bleiben, und nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren, fällte ich nicht aus persönlichen Gründen, sondern aus ideellen. Sie entspringt meiner Verantwortung als Mensch. Ich werde arm sein, ich werde manchmal mich zurücksehnen nach allem, was ich zu Hause hatte."
PERONISTEN, JUDEN, KOMMUNISTEN ... ...
In ihren nahezu 300 Folterzentren verschleppten die argentinischen Militärs politische Gefangene aller Schattierungen: Peronisten, Kommunisten und Bürgerliche, Christen, Juden und Atheisten - eben Menschen, den der vorauseilende Gehorsam fremd geblieben ist. Es gab Zeugenaussagen, die beweisen, dass Elisabeth Käsemann als "Mitglied einer politischen oppositionellen Gruppe" im Folterzentrum "El Vesubio" interniert und zugerichtet worden war - bis Todesschüsse in den Rücken und ins Genick aus nächster Nähe am 24. Mai 1977 hinrichteten.
KRIECHEN, WINSELN, FLEHEN
Es gab Zeugenaussagen, die zweifelsfrei belegen, wie Elisabeth um ihr Leben flehte, auf Knien kroch, winselte und immer wieder auf Spanisch mit ihrem harten deutschen Akzent beteuerte: "Das ist die Wahrheit, das ist die Wahrheit...". Sie lag angekettet am Boden, untergebracht in Verschlägen, die an Hundehütten erinnerten. Nichts half, niemand half. Eine englische Freundin, die ebenfalls interniert, gefoltert worden war, diese Weggefährtin kam nach gezielt-massiver Intervention Englands wieder frei. - England.
BOTSCHAFTER MIT SCHRÄGEM GRINSEN
Nicht so Elisabeth Käsemann. Es ist ein Frauen-Schicksal, das mich auch Jahrzehnte danach zornig, bitter, verächtlich werden lässt - unvergessen bleibt. Wie der deutsche Botschafter Jörg Kastl (1977-1980) mit schrägem, süffisantem Grinsen im fernen Buenos Aires mir beim Hummer-Menü seine Lebensweisheit verdeutlicht: "Wer in einem - äh - Span- nungs-feld in die Schuss - äh - linie gerät, der ist in Gefahr."
ULRIKE MEINHOF SÜDAMERIKAS
Dabei hatte das Auswärtige Amt genaue Hinweise, wo Elisabeth Käsemann gefangen gehalten wurde. Aber die Diplomaten unternahmen nachweislich nichts, um das Leben einer deutschen Staatsbürgerin, dieser jungen Studentin aus der Gefahrenzone zu holen. Mittlerweile gilt es verbrieft, dass weder die Botschaft in Buenos Aires, noch das Außenministerium mit Hans-Dietrich Genscher (FDP) an der Spitze noch Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) sich jemals nachhaltig bemühten, intervenierten - um das Leben einer gefolterten Frau aus kirchlichem Haus aus den Klauen der Militärjunta zu retten. Die englische Regierung hingegen intervenierte fieberhaft und hatte letztendlich Erfolg. Heimflug für eine gefolterte Geisel nach London-Heathrow.
Für Deutschland hieß insgeheime die Moral der Geschicht': Eine verkaufte Mercerdes-Karosse wiegt eben mehr als ein Atem. Schubladen auf, Schubladen wieder zu. Ende der Durchsage. Argentiniens Propaganda-Trick über eine vermeintliche Terroristin, der angeblichen Ulrike Meinhof (*1934+1976) Südamerikas, hatte funktioniert. Eine "Terroristin", die in Wirklichkeit eine friedfertige Sozialarbeiterin in den Armenviertel war, zeitigte Wirkung.
SS-MASSENMÖRDER ADOLF EICHMANN
Bemerkenswert an dieser diplomatischen Vertretung der Deutschen in Buenos Aires war, wem sie da sonst so ihre Fürsorgepflicht angedeihen ließ. Vornehmlich dann, wenn es in der Nachkriegs-Epoche um Alt-Nazis ging, waren bundesdeutsche Diplomaten stets hilfsbereit zur Stelle. Tatsache ist, dass SS-Massenmörder Adolf Eichmann (*1906+1962 , für die Ermordung von sechs Millionen Juden zentral mitverantwortlich), vor seiner Entdeckung im Jahre 1962 in Argentinien in der deutschen Botschaft zu Buenos Aires unter falschem Namen Schutz, Obhut, Gespräche und gefälschte Ausweispapiere suchte. Ein Einzelfall? Den deutschen Diplomaten zu Südamerika waren über Jahre offenkundig flüchtende Nazis mehr wert, wichtiger, dringlicher, als etwa helfende Kontakte zu einer angereisten Soziologie-Studentin - mit kesser Lippe ohnehin als "linke Spinnerin" abgetan. Bei Eichmann und Co. stimmte zumindest eines einvernehmlich: Herkunft, Gedanken-Nähe, Karriere-Muster, Beamten-Apparate - unverwechselbar der Stallgeruch.
KARRIERE-MUSTER MIT STALLGERUCH
Es galt in Deutschlands betulichen Diplomaten-Kreisen zu Bonn und anderswo Ende der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre hinein als ein "offenes Geheimnis", wer noch und schon wieder auf dem Erdball in Sachen Diplomatie unterwegs war, wie reibungslose ihre informellen Nazi-Kontakte funktionierten. Jeder wusste es, keiner sprach darüber. - Als junger Reporter, in vielen Ländern unterwegs, habe ich es zunächst glauben wollen - dann aber notgedrungen zur Kenntnis nehmen müssen, wie viele Braunröcke aus der Nazi-Zeit unter dem Schutz der "Corps diplomatique unbehelligt und betucht zudem überwinterten. - Schon-Zeiten. Verquere Zeiten.
KAMPF-PANZER AUS DEUTSCHLAND
Folgerichtig gab Außenamts-Staatssekretär Günther von Well (FDP *1922+1993) nach einem Treffen mit General Videla im Jahre 1978 in Buenos Aires freimütig zu, dass das Thema der verschwundenen, gefolterten, ermordeten Deutschen in Argentinien überhaupt nicht angesprochen worden sei. Operation "Leisetreterei" hieß das damals hinter vorgehaltener Hand - ausschließlich standen deutsche Exportlieferungen im Werte von drei Milliarden Mark im Mittelpunkt - Waffen und nochmals Waffen, Kampf-Panzer und nochmals U-Boote, Maschinenpistolen insbesondere für den Straßenkampf gegen eine rebellierende Jugend. Schnellfeuerwaffe G3 - Made in Germany.
22.000 DOLLAR - RÜCKFLUG MIT SARG
Am 10. Juni 1977 kehrte die Leiche Elisabeth Käsemanns im Frachtraum einer Lufthansa-Maschine nach Deutschland zurück, wurde sie in ihrer Heimatstadt Tübingen beerdigt. Die Eltern hatten über Mittelsmänner den Leichnam ihrer Tochter für 22.000 Dollar freikaufen können. Vater Ernst Käsemann musste nach Argentinien reisen, um den Leichnam seiner Tochter ausgehändigt zu bekommen. Der zerschundene Körper hatte weder Haare noch Augen. Gerichtsmediziner in Tübingen konstatierten: dass Elisabeth von hinten durch vier Schüsse abgeknallt worden war , was auf eine typische Exekution hinweist.
BEERDIGUNG
Elisabeth Käsemann wurde am 16. Juni 1977 auf dem Friedhof Lustnau in Tübingen beigesetzt. An diesem Tag erklärten ihre Eltern: "Wir haben heute unsere Tochter Elisabeth bestattet. Am 11. Mai 1947 geboren, am 24. Mai 1977 von Organen der Militärdiktatur in Buenos Aires ermordet, gab sie ihr Leben für Freiheit und mehr Gerechtigkeit in einem von ihr geliebten Lande. Ungebrochen im Wollen mit ihr einig, tragen wir unsern Schmerz aus der Kraft Christi und vergessen nicht durch sie empfundene Güte und Freude."
HAFTBEFEHLE
Finale des Verbrechens - im Auftrag der Koalition gegen die Straflosigkeit vieler Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Argentinien während der Militärdiktatur erstattete am 25. März 1999 Rechtsanwalt Roland Deckert Strafanzeige im Fall Käsemann. Das Amtsgericht Nürnberg erließ am 11. Juli 2001 Haftbefehl gegen den früheren argentinischen General Carlos Guillermo Suárez Mason. Er stand unter konkretem Verdacht, die Ermorderung Elisabeth Käsemanns befehligt zu haben.
FOLTERER - "EL OLIMPO"
Ihr Scherge, Carlos Guillermo Suárez Mason (*1924+2005), der in Argentinien den Beinamen "der Schlächter des El Olimpo" trug, wurde für die Entführung von 254 Personen und der illegalen Adoption von Kindern verschwundener Kritiker verurteilt. Im Jahre 1979 sagte er angeblich gegenüber einem Vertreter der US-Botschaft, dass er jeden Tag zwischen 50 und 100 Todesurteile unterzeichne. Italien, Deutschland und Spanien hatten seine Auslieferung beantragt. - Abgelehnt.
FREIHEIT - STRAFFREIHEIT
Im November 2003 wurden Auslieferungsanträge der deutschen Justiz gegen die Beschuldigten Jorge Rafael Videla, ehemaliger Präsident der Militärjunta, und gegen Ex-Admiral Emilio Eduardo Massera erlassen. - Die Anträge aus Deutschland wurden am 17. April 2007 vom Obersten Gerichtshof Argentiniens abgewiesen - die Akte Elisabeth Käsemann endgültig geschlossen.
FOLTERZENTRUM ALS PARTY-KELLER
Nur wenige der geheimen Gefangenenlager oder Folterzentren sind nach den Jahren der Militärdiktatur (1976-1983) als Gedenkstätten erhalten geblieben. Die Gebäude von "El Vesubio", in der Elisabeth Käsemann ihr Leben ließ, wurden vorsorglich abgerissen. Ein früheres Folterzentrum im Stadtteil Belgrano von Buenos Aires diente in den 90er Jahren als Partykeller - ein ehemaliges Junta-Mitglied hatte ihn gemietet, um dort die Hochzeit seiner Tochter zu feiern.









"Wer nicht kämpft geht unter, wer kämpft reibt sich auf" - oder wird des Nachts im Schlaf er- schossen - Waldfriedhof zu Würzburg in Bayern

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Petra Karin Kelly *23. November 1947 in Günzburg; + 01. Oktober 1992 in Bonn -------------------------------------------------------------------------------------

Sie war eine seltene Ikone der grün-alternativen Bewegung in den späten siebziger, zu Beginn der achtziger Jahre in Deutschland. Sie besaß Charisma, Leidenschaft und Überzeugungskraft. Ihr Fachgebiet als Bundestagsabgeordnete und Vorstandssprecherin der Grünen war das Leid dieser Erde - Abteilung Kriegsgefahr, Rohstoffabbau, Bevölkerungswachstum, Verelendung der Menschen - zuständig für Anti-Atom-, Gleichberechtigungs- , Friedensbewegungen, vielerorts und nirgends - ausnahmslos weltwelt als globale Überlebensfrage.

Überall marschierte Petra Kelly vorneweg, sprach mit vibririerendem Menschheitpathos vor 400. ooo Demonstranten im Jahr 1981 gegen Hochrüstung, atomare Aufrüstung im Bonner Hofgarten. Folgerichtig wurde sie im Jahre 1982 mit dem Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) geehrt.
Der politische Aufstieg der Petra Karin Kelly in der grün-alternativen Friedensbewegung verlief atemberaubend. Im Jahre 1977 gelangte sie in den Bundesvorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz, zwei Jahre später wurde Petra Spitzenkandidatin der Wahlliste "Sonstige Politische Vereinigungen - Die Grünen" für die Europawahl 1979. Schon ein Jahr später avancierte sie zur ersten Parteisprecherin der von ihr mitgegründeten Partei "Die Grünen". Im Bundestag fungierte sie im Jahr 1983 als Sprecherin ihrer Fraktion.
Ihre Wahrnehmungen und Empfindungen galten das Leiden der Menschen und krassen Ungerechtigkeiten in ihrer Epoche. Sie litt seelisch darunter. Zuweilen schrieb sie Sätze über sich auf, wie schwach, wie zerbrechlich sie sich fühlte. Seit ihrer Kindheit war sie nierenkrank. Sie litt unter der Schule, sie litt unter dem Verlust des Vaters, sie litt an den Folgen der familiären Zerwürfnissen wie viele Scheidungskinder. Jahre später, als Petra zwischen 1972 und 1982 als Verwaltungsrätin bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel arbeitete, litt sie unter der Behäbigkeit der Bürokratie und viel später an und unter den Grünen Parteikollegen auf den Abgeordneten-Bänken.

Ihre Männer, ihre Lebensgefährten hatte Petra Kelly fast nur in ihrem beruflichen Umkreis gefunden.
Den letzten Partner lernte sie im November 1980 kennen. Gert Bastian, seines Zeichens Generalmajor der Bundeswehr, war im Streit über die Richtigkeit des NATO-Doppelbeschlusses aus der Armee ausgeschieden und hatte sich mit einseitigem Abrüstungsverlangen ("Krefelder Appell") an den Westen der Friedensbewegung angeschlossen. Mitte der achtziger Jahre bezogen Kelly/Bastian ein gemeinsames Haus in Bonn - arbeiteten erst noch im Bundestag, später zusehends gegen ihre geringer werdende Bedeutung, ihren Einfluss, gegen ihr verblichenes Charisma bei den Grünen an. Abstieg, Zerwürfnisse, Bitterkeit.
In der Nacht zum 1. Oktober 1992 erschießt Gert Bastian mit einer Pistole vom Typ Derringer seine Lebensgefährtin Petra Kelly in der gemeinsamen Wohnung in Bonn-Tannenbusch und anschließend sich selbst.
Petra Kelly schulterte das Leid dieser Erde - als Mensch zerbrach sie daran und wurde im Schlaf ermordet.
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Grabkreuz von Heinrich Böll auf dem Friedhof in Merten bei Köln

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Heinrich Böll * 21. Dezember 1917 in Köln; + 16. Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich
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"Es ist schön, ein hungerndes Kind zu sättigen, ihn die Tränen zu trocknen, ihm die Nase zu putzen, es ist schön, einen Kranken zu heilen. Ein Bereich der Ästhetik, den wir noch nicht entdeckt haben, ist die Schönheit der Gerechtigkeit. Über die Schönheit der Künste, eines Menschen, der Natur können wir uns halbwegs einigen. Aber - RECHT und GERECHTIG- KEIT sind auch schön, und sie haben ihre Poesie, wenn sie vollzogen werden."

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Auf dem Friedhof Lourmarin im Département Vaucluse (France)
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"Letztendlich ist es sehr dumm, nur mit der Pest zu leben. Ein Mann muss natürlich kämpfen (...) Aber wenn es damit endet, dass er sonst nichts mehr liebt, wofür ist dann das Kämpfen gut?"
"À la fin, c'est trop bête de ne vivre que dans la peste. Bien entendu, un homme doit se battre (...). Mais s'il cesse de rien aimer par ailleurs, à quoi sert qu'il se batte?"

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Albert Camus *7. November 1913 in Mondovi (Algerien);+ 4. Januar 1960 nahe Villeblevin Yonne (Frankreich)
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Der Tod als absolutes Ende und unausweichliche Fatalität


Der Tod ist für Albert Camus ein absolutes Ende, das, genau wie das Leben, keinen Sinn hat. Der Tod ist die einzige Fatalität, die schon vorgegeben ist und der man nicht entrinnen kann. Oft ist der Tod "ungerecht", etwa wenn er wie in dem Roman Die Pest unschuldige Kinder trifft. Wichtig dabei ist, dass der Tod für Camus auch ein abschließendes Moment gewinnt: All die sinnlosen Taten und Auflehnungen gegen das Absurde werden durch den Tod ein für alle Mal besiegelt. Der Tod ist für Camus' Menschen ein krönender Abschluss eines absurden Lebens.

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