Mittwoch, 3. Oktober 1990

Frauen-Karriere braucht einen Fernseh-Mann - Aufstieg und Fall der Irmgard Schwaetzer













































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"Frauen an die Macht"
Protokolle einer Aufbruchsära
athenäums Programm
by anton hain, Frankfurt a/M
03. Oktober 1990
von Reimar Oltmanns
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Wir sind auf dem Weg ins Büro. Nebeneinander gehen Irmgard Schwaetzer und Reimar Oltmanns durch die endlosen Gänge des Auswärtigen Amtes in Bonn, da meint sie plötzlich unvermittelt: "Ich trage keine Stöckel- schuhe, weil man mit hohen Absätzen auf den langen Fluren hier nicht vorwärtskommt."Aber sonst werden schon mal ein paar tausend Euro via Kreditkarte vom Konto abgebucht, wenn Irme, wie die Politik-Männer sie nennen, dem textilen Mittelmaß ein bisschen den Flair einer Liz Taylor abzutrotzen glaubt. Dabei lächelt die Politikerin irgendwie mädchenhaft, die hellen grauen Augen auf- merksam in Hab-Acht-Stellung.
UNNAHBARER TYPUS VON FRAU
Zweifellos: Der politische Werdegang der Staats- ministerin Irmgard Schwaetzer (1987-1991) passt zu den neunziger Jahren. Ihre Karriere in Bonn stellt so etwas wie die Antwort auf die vermeintliche "Neue Weiblichkeit" dar. Der Umstand, dass das altherge- brachte, zerschlissene Rollenbild der Frauen aufge- weicht wurde, bot ihr die Möglichkeit, fast ohne frauenpolitische Konzeption die Geschäfte in Bonn in Angriff zu nehmen. Sie zählt zu jenem unnahbaren Typus moderner Frau, der sein ausgeprägtes Selbst- bewusstsein in der Botschaft zusammenfasst: Ich bin stark, so leicht kann mich keiner.
ÖFFENTLICHE MASKE
Irmgard Schwaetzer, Jahrgang 1942: unterkühlt bis schnodderig, herb-sachlich bis zurückweisend. Emo- tionen, wenn es sie denn gibt, werden erst einmal im Zaum gehalten. Und wenn ihr doch jemand etwas an- haben könnte? Für diesen Fall bleibt die Flucht in die Mädchenpose mit schelmischen Lächeln oder auch Kullertränen. Die jedenfalls kullerten im Frühjahr 1992, als ihr ärgster Widersacher Jürgen W. Möllemann (*1945+2003) verhinderte, dass sie nach dem Rückzug von Außenminister Hans-Dietrich Genscher (1974-1992) seine Nachfolgerin wurde. Da nannte Irme ihren Partei- freund "Du intrigantes Schwein" und rannte tränen- überströmt aus dem Fraktionssaal. Aber solch ein kindliches Ausrasten im erwachsenen Polit-Theater der Männer gilt als Ausnahme. Normalerweise flüchtet sie in brenzlichen Situationen in die Mädchenpose mit schelmischen Lächeln als die ihr bewährteste Umgangs- form: "Inzwischen gehört es längst, besonders vor den Fernsehkameras", schrieb Jürgen Leinemann im Spiegel, "zum politischen Handwerkszeug der Staats- ministerin, ist ebenso Teil der öffentlichen Maske wie ihrer privaten Persönlichkeit."
UNTERM BANNER DES KLEINEN UNTERSCHIEDS
Ich zitiere ihr gegenüber den Schweizer Bankdirektor Roland Rasi, der die heutige Aufgabe der emanzipierten Frau in höheren Positionen so charakterisiert: "Man muss denken wie ein Mann, sich geben wie ein junges Mädchen, aussehen wie eine Dame und arbeiten wie ein Pferd." - "Ja, erwiderte sie, "das ist es, genau. Nur: ich habe früh gelernt, in männlichen Kategorien zu denken und mich entsprechend zu verhalten. Schon der Ton in Bonn ist an Ruppigkeit nicht mehr zu überbieten." An-sonsten kann sie sich nicht über das Hauptstadt-Leben beklagen, auch wenn die Eintracht mit den Polit-Profis manchmal zu wünschen übrig lässt. Sie suchte sich unter den FDPlern ihre Mentoren aus, die schon mal Lambs- dorff oder Genscher hießen. In die versteckten Bonner Gefechte unter dem Banner des kleinen Unterschieds scheint diese Frau nicht involviert zu sein - vorerst jedenfalls nicht - noch nicht.
WASCHMITTELBRANCHE
Wir haben jetzt ihr Büro erreicht, dessen Schnörkellosig- keit dokumentiert, warum ihr nachgesagt wird, sie be- treibe Politik wie eine leitende Angestellte im Zweit- beruf. Ihr Arbeitszimmer gleicht einem Beratungssaal für Aktionäre. Nichts Privates, nichts, was auf die Per- son Irmgard Schwaetzer schließen lässt. Hier regiert das Kal-kül, nicht die Fantasie. Politische Romantik ist ein Fremdwort im ausgewogenen Wortschatz der berech- nenden Vernunft. Wen wundert's, dass selbst Sibylle Krause Burger, eine ansonsten eher einfühlsam-ver- ständnisvolle "Hofschreiberin", die Irmgard Schwaet- zer als eine "Madame Mittelmanagement aus der Waschmittelbranche" charakterisierte.
GUMMIBÄUME IM BÜRO
Über Jahre hatte ich Irmgard Schwaetzer nicht mehr gesehen. Nur Schlagzeilen, wie die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ("Wo man solche Frauen ansetzt, bleibt nichts ungetan") und viele ähnlich lautende, hielten zwangsläufig in den Jahren des Frauen Auf- bruchs zu neuen Ufern mein Interesse an der Karriere von Irmgard Schwaetzer wach. Und jetzt war ich hier, um ihre Karrierebausteine zu sondieren - dem Phäno- men ein Quäntchen alltäglicher Folgerichtigkeit abzu- gewinnen. Mit zwei Tonbandgeräten bewaffnet (jeder eines zur eigenen Überprüfung des Gesagten), sitzen wir uns, bemüht, zuweilen misstrauisch, gegenüber. Eine Situation, die mich an Interviews mit Hans-Dietrich Genscher erinnert, der bei solchen Gesprächen sogar die Büro-Gummibäume argwöhnisch beäugte.
DOLMETSCHERIN IN EIGENER SACHE
Von Genscher muss die erste Frau der FDP im Laufe ihrer Politikerinnen-Jahre gelernt haben, ihre Sprache neutral zu halten, bis hin zur phrasenhaften Austausch- barkeit. Dabei redet Irmgard Schwaetzer so distanziert über sich und das sie unmittelbar umgebene Geschehen, als lebe sie auf einem anderen Planeten, als beträfe sie der Bonner Alltag mit seinen Winkelzügen und tak- tischen Rochaden überhaupt nicht. Ich muss einge- stehen: Bei den anderen Frau, die ich im Politik-Milieu getroffen, begleitet, beobachtet, mit denen ich ge- sprochen hatte, konnte ich teilhaben an manchem Hoch und Tief des Seelenlebens, an Verzagtheiten und Er- folgen. Hier nicht. Mein Eindruck blieb, ich konnte ihn zu Positiven hin drehen und wenden, wie ich wollte: Irmgard Schwaetzer erschien mir wie eine Dollmet- scherin in eigener Sache, das heißt ihre Karriere. Alles andere, das Leben, die Menschen, der Alltag schlecht- hin - all das murckste abgeblockt vor sich hin. Sie halte überhaupt nichts von emotionsgeladenen Diskussionen, sagte sie mir mehrmals. So kommen wir nicht weiter, sage ich zu mir. Jeder Satz stellt zum Beweis, dass hier eine psychische Verfassung - gefühlsverloren oder auch ausgetrocknet - in sich ruht: Von "motiviert" über stramm leistungsorientiert" bis hin zu "erfolgreich"; dann schließt sich wieder der Kreis. Konsequent wurde und wird hier gebaut. Augen zu und durch - der Aufstieg ist nah - sehr nah.
BAUSTEINE DES AUFSTIEGS
Karrierebaustein Nummer eins: Ihren Durchbruch aus der Anonymität einer parlamentarischen Hinterbänk- lerin ins bundesdeutsche Scheinwerfer-Licht schaffte Irmgard Schwaetzer im Herbst 1982 - ganze zwei Jahre später, nachdem sie - mit Glück - über den nordrhein-westfälischen Landeslistenplatz 14 noch in den Bundes-tag gerutscht war. Auf dem Berliner Wende-Parteitag der FDP fand nicht nur die dreizehnjährige sozial- liberale Ära ein jähes Ende, Irmgard Schwaetzer galt als Neuentdeckung der Saison. Es folgte der Macht- wechsel am Rhein mit seinen hässlichen Begleitum- ständen.
TOCHTER DER WENDE
Zweifelsohne ist Irmgard Schwaetzer die Tochter der bundesdeutschen Wende der Ära Helmut Kohl (1982-1998). Früher als andere Frauen in der FDP, die im politischen Geschäft um Identität kämpfen mussten, hatte sie erkannt, dass moralische Unbestechlichkeit bei den Liberalen eine vergilbte Tugend ist. Die Bonner Frauenriege der FDP, einst Aushängeschild für einen emanzipatorisch-fortschrittlichen Kurs der Partei, mochte mit dem Parteivorsitzenden Hans-Dietrich Genscher (1974-1985) nicht mitziehen und überwarf sich mit ihm. Sie stemmte sich gegen den Sturz Helmut Schmidt als Bundeskanzler (1974-1982). Zu ihnen zählten u.a. Helga Schuchardt (Mitglied des Deutschen Bundestages 1972-1983, FDP-Austritt 1982), Ingrid Matthäus-Maier (Bundestagsabgeordnete 1976-1999, FDP-Austritt 1982, SPD-Eintritt 1983) und Hildegard Hamm-Brücher (FDP-Staatsministerin im Auswärtigen Amt 1976-1982). Von ihr stammt die seinerzeit vielbe- achtete Bemerkung zum Politikverständnis jener Tage: "Ich kann doch nicht einen Kanzler mein Miss- trauen aussprechen, dem ich vor drei Monaten mein Vertrauen ausgesprochen habe." Irmgard Schwaetzer konnte.
DISTANZ ZU FRAUEN
Als einziges weibliches Mitglied ihrer Fraktion unter- stützte Irmgard Schwaetzer die Wahl Helmut Kohls zum Kanzler der Republik. Ihre Distanz zu den Weg- gefährtinnen beschrieb sie so: "Ich habe mir dann gesagt: Das bringt nichts, ich verabschiede mich. Hier gehöre ich nicht mehr hin." - Und verschwand. In jenen Jahren hatte es Hans-Dietrich Genscher ohnehin miss- fallen, dass sie regelmäßig mit den Fraktions-Linken frühstückte. Schon kurz vor der Wende, Frauen-Emanzipation hin, Frauen-Selbstbestimmung her, da hatte er sie kurzerhand umgeordert. Danach nahm sie an die Treffen des konservativen Zirkels des damaligen Schatzmeisters Richard Wurbs (Vize-Präsident des Deutschen Bundestages 1979-1984) teil. Rechts- denkende Abgeordnete, Beamte, Geschäftsleute, An-wälte, Notare, Immobilien-Makler, Handwerksmeister sammelten sich damals um den Bauunternehmer Richard Wurbs, der auch einmal als Vize-Präsident des Parlaments mit obligatem Glöckchen-Bim-Bim Sitzungswochen einzuläuten verstand.
KEINE POLITIK FORMULIEREN
Es waren FDP-Männer, die nicht in Versuchung ge- rieten, eigenständig Politik zu formulieren, Abgeord- nete, die wohl kaum je ein Regierungsamt erklimmen würden, die ihre Aufgabe mit einem Platz in den hinteren Reihen hinreichend gewürdigt sahen und dennoch von Institutionen gestützt, ihren Führungs- anspruch in der Republik dezidiert einsetzten. Es ist eine nach draußen eher sprachlose Macht-Elite, ohne deren Zustimmung nichts läuft, kein Gesetzentwurf die parlamentarischen Gremien passiert, der größere Koalitionspartner, ob SPD oder CDU/CSU, oft
kuscht, keine wie auch immer angelegte Karriere denkbar wäre. Eben "ein Geheimbund", wie Hans-Dietrich Genscher diesen Klub charakterisierte.
ANSCHEIN EINER FORTSCHRITTLICHEN
Irmgard Schwaetzer, die sich in den Jahren zuvor energisch den Anschein einer "Fortschrittlichen" zu- gelegt hatte, gab sich nun in ihrem politischen Konzept als Schülerin Otto Graf Lambsdorff (Bundeswirtschafts- minister 1972-1984) zu erkennen. Seine Idee von der Marktwirtschaft wurde zu ihrem Credo. In die neue politische Landschaft passte sie damit fugendicht hinein. Das sollte sie freilich nicht daran hindern, sechs Jahre später , auf dem Wiesbadener FDP-Parteitag im Herbst 1988, mit dem gut platzierten Hinweis darauf, dass sie eine Frau ist ("Ich bin schon immer eine Frau gewesen"), gegen ihren Förderer und Lehrmeister um den Chefposten zu anzutreten, nieder zu machen. Erfolglos.
GENERALSEKRETÄRIN
Immerhin avancierte die ehemalige Pharmazeutin auf dem Berliner Wendeparteitag des Jahres 1982 zur Generalsekretärin der FDP (1982-1984) - als erste Frau in der Parteigeschichte. Obwohl sie nur 200 von 382 abgegebenen Stimmen erhielt, wurde sie damit Nach- folgerin des legendären Karl-Hermann Flach (*1929+1973) und auch Günter Verheugen (General- sekretär 1978-1982, Übertritt zur SPD). Beide hatten bekanntlich für den Liberalismus Beträchtliches ge- leistet und mit Erfolg versucht. dem Bild der kleinen Partei zwischen den Blöcken der großen Volksparteien CDU/CSU und SPD Konzeption und eigenständige Konturen zu geben.
IDENTITÄTSVERLUSTE
Der fliegende Regierungswechsel zur CDU/CSU offen- barte bei den Liberalen einen ihrer gravierendsten Iden- titätsverluste. In der Bevölkerung hatte sich weitest- gehend die Ansicht durchgesetzt, dass die FDP-Macht kein Gewissen hat und das Gewissen keine Macht. Noch vier Monate vor der nächsten Bundestagswahl im Jahre 1983 lagen die Liberalen laut Umfrageergebnisse bei knapp 1,5 Prozent der Wählerstimmen. In den zwischen- zeitlichen Landtagswahlen war die Partei gleichfalls überall an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Die gewendeten Liberalen zogen sodann aber vornehmlich mit Leihstimme von der konservativen Klientel mit 7 Prozent in den neu gewählten Bundestag ein.
GARSTIGES KARRIERE-WEIB
Irmgard Schwaetzer fiel die Aufgabe zu, die FDP aus ihrer schwersten Krise zu führen und die Glaubwürdig- keitslücke für die kommenden Wahlen zu schließen. Mit ihrem Aufstieg zur Generalsekretärin lernte sie schnell, die Tastatur der Selbstbeherrschung in der Intrigen-Hochburg Bonn zu bedienen - vorerst zumindest. Ziel- strebigkeit und Ehrgeiz hatten sie schon immer ausge- zeichnet. Ihre Wahl zur Generalsekretärin wurde von vielen Parteimitgliedern zunächst als "Werbegag" be- lächelt. Nach bestandener Bundestagswahl 1983 wurde aus dem Werbegag ein "garstiges Karriereweib". - Männerneid. Sie fragte schnippisch zurück: "Ist Karriere für Frauen etwas Unanständiges?" Und sich selbst gestand sie ein: "Meine größte Schwäche ist, dass ich andere häufig überfordere. Ich mache es ihnen auch reichlich schwer, mich zu mögen."
GEBROCHENHEITEN
Phasen des Umbruchs decken Gebrochenheiten auf, die der allseits akzeptierte Zweckrationalismus sonst zu übertünchen versteht. Die Gebrochenheit der Bundes- republik ist gleichsam ein Stück FDP-Geschichte, die seit über vier Jahrzehnten an ihren Identität herum- doktert. Mehrheitsbeschaffer, Steigbügelhalter, Züng- lein an der Waage, "Unfaller-Verein" (Konrad Ade- nauer). "Pendler-Partei" (Herbert Wehner), "Depot eines Opportunismus"(Franz-Josef Strauß): an eingängigen Etikettierungen dieser Partei hat es nie gemangelt.
PUREN ÖKONOMISMUS
Die gravierendsten Widersprüche deutscher Innen- politik schlugen schon zu Beginn der achtziger Jahre voll und anhaltenden auf die FDP durch, die nicht annähernd über die Reserven einer sozial eingebetteten Volkspartei verfügt und deren Wirtschafts- und sozialliberaler Flügel sich zeitweilig unversöhnlich entzweite. Sie wollte den Rechtsstaat unantastbar verwalten, den puren Ökonomismus in den bahn- brechenden Aufschwung treiben und obendrein dem Umweltschutz noch das Wort reden. So präsentierten sich die Liberalen als eine Organisation mit zwar zahlreichen Aktionspapieren, aber ohne Programm.
WORTHÜLSEN, BELIEBIGKEITEN
Im Jahre 1971 nach Christus wird der "Liberalismus" definiert. 1988 die "liberale Politik". 1971 versucht die FDP in einer historischen Ableitung ihrer Position: anglo-amerikanische Verfassungstradition. Franzö- sische Revolution, Kant, Wilhelm von Humboldt. John Stewart Mill, Friedrich Naumann. 1971: "Reform des Kapitalismus"; 1988 kommt der Kapitalismus nicht mehr vor, statt dessen die "Renaissance der Indivi- dualität" im Übergang von der "Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft". 1971 wird die "Demo- kratisierung des Staates" gefordert, während 1988 nur "weniger Staat" gewünscht wird. 1988 taucht das Wort "Demokrati- sierung" überhaupt nicht mehr auf, nicht einmal der Begriff "Demokratie". 1971 sieht sich die FDP in einem "historischen Prozess". 1988 glaubt sie in der "Mitte" die Wählerschaft gefunden zu haben, hält eine Verteidigung der "labilen demokratischen Kultur" für dringend geboten etc. etc. - Schlagworte, Schlag- zeilen.
GEMISCHTWAREN-LADEN
Zu Recht leitete Irmgard Schwaetzer aus diesem "Ge- mischtwarenladen" die berechtigte Forderung nach einer kompakten, für den Wähler nachvollziehbaren Programmdiskussion mit neuer Verbindlichkeit ab. Sie wollte nach der Wende unverbrauchte Kräfte mobili- sieren und zusammenschließen. - Aber sie scheiterte. Mit einem winzigen stampfte sie im Nu ein Grundsatz- programm aus dem Boden. Eine Kostprobe: Wenn einer klaut, weil er etwas haben, was er nicht bezahlen kann, dann bestrafen ihn die Gerichte eher mild. Wenn aber einer stiehlt, weil er das Diebesgut verkaufen will, um mit dem Geld Rauschgift zu kaufen (Beschaffungs- kriminalität), dann wird er ungleich härter bestraft. Frau Schwaetzer findet das seltsam und ungerecht. Liberal heißt für sie, dafür zu sorgen, dass derlei Messen mit zweierlei Maß aufgehört. Nur, wie will sie da etwas erreichen? Nicht durch Maßnahmen in der Politik oder der Justiz. Nein - vielmehr durch Orientierungsangebote liberaler Nachdenklichkeit. Allein das Vorhandensein eines erfolgreichen Liberalismus in der Politik könne Richter dazu bringen, die sogenannten gesellschaft- lichen Aufgaben, wie sie in den großen Parteien bis zum Überdruss propagiert würden, niedriger zu hängen und im konkreten Fall liberaler ihres Amtes zu walten.
SPIELWIESEN
Als "Parteitheoretikerin" kam sie - zur Erleichterung mancher Parteigenossen - nicht weit. Irmgard Schwaetzer begriff schnell, dass ihr programmatisches Anliegen eine Art Spielwiese war. Ihr fehlte die Unter- stützung ihres Vorsitzenden Genscher. Er hatte seiner Generalsekretärin von Anfang an das Gefühl vermittelt, sie zu gebrauchen statt zu brauchen. Im Bonn jener Jahre für Frauen nichts Neues. Genscher hielt sie wohl seinerzeit als Generalsekretärin für wichtig, um weib- liche Wählerstimmen auf Nebenschauplätzen zu gewinnen - "Spielwiesen" genannt.
ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT
Für Irmgard Schwaetzer waren dies Jahre, in denen Anspruch und Wirklichkeit in einem krassen Mißver- ständnis zueinander standen. Offiziell leitete sie zwar die Programmdiskussion, tatsächlich hatte sie aber wenig zu melden. Schon deshalb, weil die Herren derlei Diskussionen samt Thesen für mehr als überflüssig hielten. Hatten sie doch ganz andere Sorgen. In einem Parteien-Handstreich auf die Verfassung sollte damals eine Generalamnestie erwirkt werden, um sämtliche Strafverfahren gegen höchste Repräsentanten von Staat, Parteien und Industrie aus der Welt zu schaffen.
UNTREUE, BETRUG, URKUNDENFÄLSCHUNG
Und zwar für alle, die zum Vorteil ihrer Parteien Steuern hinterzogen, Politik mit Geschäft undurch- sichtig vermischten, Schmiergelder kassierten, auf dunklen internationalen Kanälen weitergaben und sich wegen Untreue, Betrug, Urkundenfälschung, den Bestechungskriterien der Vorteilnahme und Vorteils- gewährung verantworten mussten. Immerhin standen nahezu 700 Ermittlungsverfahren an: in 22 Fällen die SPD, in 170 die CDU und in 510 Untersuchungen die FDP betreffend. - Der Staat als Supermarkt der Selbst- bedienung der Politiker-Klasse. Natürlich schnitten die Herren "Selbstbediener" ihre Generalsekretärin vom Informationsfluss ihrer abenteuerlichen Selbstamnestie ab. Irmgard Schwaetzer zog die Konsequenz, als sie von dem Coup erfuhr. Sie schloss sich dem Widerstand gegen das Amnestiegesetz an und brachte es unvorher- gesehen zu Fall. Generalsekretärin wollte sie dann freilich auch nicht mehr sein - im Jahre 1984.
MACHT EIN FASZINOSUM
Karrierebaustein Nummer zwei: Dass "Macht ein Faszinosum" ist, das hatte Irmgard Schwaetzer mittlerweile längst erkannt. Und von ihr konnte und wollte sie wohl auch nicht mehr lassen. Folglich kandi- dierte sie auf dem Parteitag in Münster 1984 für das Amt des Schatzmeisters. Offenbar als Anerkennung für ihre unbeugsame Haltung gegenüber dem Amnestie- vorhaben erhielt sie 322 Ja-Stimmen das beste Wahl- ergebnis in ihrer Politikerinnen-Laufbahn. Dabei war die finanzielle Lage der FDP mehr als katastrophal. Bereits Mitte der siebziger Jahre schienen die Liberalen nahezu bankrott. Damals konnte sich die Partei nur mit einem 6-Millionen-Kredit über Wasser halten, den ihr die SPD vermittelte. Ein Schuldenstand von insgesamt 10,8 Millionen Mark belasteten die Parteikonten, die Zinsen vermochte die FDP kaum noch zu tilgen. Der informelle Spitzenzirkel um Hans-Dietrich Genscher fürchtete aus gutem Grund um seine "politische Unab- hängigkeit". Keiner wusste jedoch, wie dem drohenden Fiasko zu entgehen sei. Abermals bestätigte sich eine zum Klischee ausgefranste Lebensweisheit: Wenn Männer ihre Konten heillos überzogen haben, ist es die Kärrnerarbeit der Frauen, aus roten wieder schwarze Zahlen zu machen. - Es war die unspektakuläre Zeit der Irmgard Schwaetzer, ihre Monate als Bundesschatz- meisterin, still und unauffällig im Hintergrund.
SECHS MILLIONEN VOM KAUFHAUS-KONZERN
Sie entwarf eine weitaus bescheidenere Strategie der Geldeinnahme. Die Jahre des Überflusses waren vorbei. Sie verhandelte mit Banken wegen Schuldenabbau und Stillhalteabkommen. Sie verließ sich nicht auf anonyme, zweifelhafte Spenden aus der Großindustrie (allein sechs Millionen Mark vom Kaufhaus-Konzern Horten ), reiste durch Provinzen und sammelte Hundertmarkscheine Tausender Bürger auf Parteiveranstaltungen ein, und sie versprach, keine "unsinnigen Parteifähnchen" mehr zu kaufen. Jedenfalls gelang es ihr, die Parteifinanzen halbwegs in Ordnung zu bringen.
FEMINISTISCHE BILDER
Karrierebaustein Nummer drei: Der Frauen-Aufbruch ging voran; Stück um Stück entstand ein anderes Frauenbild - die unabhängige, selbstbewusste, selbst- bestimmte Frau, eben ein feministischeres Frauen-Bild. Aus der Werbung verschwanden die Schmollmünder; statt dessen erschienen in den Anzeigen und Fernseh- spotts zusehends häufiger geschäftstüchtige, dyna- mische Frauen im Nadelstreifen-Kostüm. Es war die Zeit, in der die Grüne-Frauenministerin in Nieder- sachsen Waltraud Schoppe (1990-1994), die Männer in Bonn warnte: "Wenn Frauen erst mal die Machtfrage stellen, dann werden die Geschlechterkämpfe allerdings noch viel rigoroser und die Positionskämpfe auch. Frauen gegen mit der Macht immer noch zu zögerlich um."
STAATSMINISTERIN
Auch als - vor allem wegen ihrer Zeit als Generalsekre- tärin - das einst innige Verhältnis zwischen Hans-Dietrich Genscher und Irmgard Schwaetzer längst den Tiefpunkt erreicht hatte - Genscher wäre nicht der wetterfühlige Taktiker des beinahe dauerhaften FDP-Machterhalts, wenn er es nicht verstanden hätte, abermals den Frauen-Aufbruch durch Irmgard Schwaetzer an sich zu binden. Während sie noch in den Medien Rede und Antwort stand, "warum es zwischen Genscher und mir auf einmal nicht mehr klappte", hatte dieser für sie schon den Posten der Staatsministerin im Auswärtigen Amt reserviert. Sie musste nicht lange über- legen. "Das war für mich eine Chance, noch einmal etwas völlig anderes zu lernen. Ich war ja hauptsächlich als Sozialpolitikerin abgestempelt, was in der FDP nicht immer ganz einfach ist. Nun hatte ich die Möglichkeit, in die Europa-Politik einzusteigen." Ihre Hauptaufgabe: Sie sitzt dem Staatssekretärsausschuss für Europafragen in der Bundesregierung vor, der gemeinsame Positionen aus den verschiedenen Ministerien erarbeitet. So fährt sie regelmäßig nach Brüssel, wo sie ihrem Dienstherren in finanzpolitischen und verworrenen Agrarfragen zu vertreten hat.
SONDERSTELLUNG DER IRMGARD S.
Unter den Vierzigjährigen in Bonn nimmt Irmgard Schwaetzer gewiss eine Sonderstellung ein. Sie war Generalsekretärin, Schatzmeisterin, sammelte ein- schlägige Erfahrungen als Staatsministerin und durfte als krönender Abschluss in der alten Bundesrepublik vier Jahre als letzte fungierende Bundesministerin (1991-1994) für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau der Bonner bürgerlich-liberalen Koalition unter Helmut Kohl angehören; als Belohnung, als Abgang gewisser- maßen. Insbesondere - alles, was mit Parteispenden- affäre, Amnestieversuche der Selbstbediener zusammen- hing - sie wusste viel, vielleicht zu viel. Sie hatte nichts damit nichts zu tun. Im Gegenteil: Irmgard Schwaetzer verhinderte Schlimmeres, Anrüchigeres, das die Ver- trauensbrüche, Vertrauens-Verdrusse, Entfremdungen zwischen Bürgern und denen "da oben" in der Politik , forcierte hätte.
GELD, MACHT, UNMORAL
Karriere-Baustein Nummer vier: Nichts lag für Irmgard Schwaetzer also näher, als im Oktober 1988 auf dem Wiesbadener FDP-Bundesparteitag den historischen Versuch zu wagen, als erste Frau sich an die Spitze einer Regierungspartei wählen zu lassen. Und das ausgerech-net bei einem Mitkonkurrenten, dessen Namen ein ein-prägsames Synonym für Macht und Unmoral, für die unsaubere Verquickung von "Geld und Politik" wurde - ein Mann, der deshalb von der 7. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts rechtskräftig zu einer Geld- strafe von 180.000 Mark verurteilt worden ist. Aber auch ein Mann, ohne den ihre atemberaubendste Karriere so nicht denkbar gewesen wäre, von dem sie sich politisch nur in feinen Nuancen unterschied. Schließlich war Otto Graf Lambsdorff (FDP-Vor- sitzender 1988-1993, Wirtschaftsminister 1977-1982 u. 1982-1884) über Jahre ihr Lehrmeister und ihr tat- kräftiger Förderer gewesen.
MOMENTAUFNAHMEN AUS VERGESSENER ÄRA
Langanhaltende Augenblicke, inszenierte Possen der Selbstdarstellung auf dem Wiesbadener FDP-Bundes- parteitages spiegeln auch die kleinbürgerliche Enge eines Vereins wieder, der sich großbürgerlich gibt und auch noch liberal nennen darf. Sicherlich spült jede Nation Politiker nach oben, die sie verdient. Und die Geschichte der Bundesrepublik zeigt, dass die Be- ziehungen zwischen Staat, Parteien und Gesellschaft zerbrechlich sind. Es gab nachhaltige Störungen, die rückblickend zumindest teilweise erklären, warum parallel zum Staatsverdruss, Männerverdruss und Vertrauensschwund der allgemeine Konsens breite Risse zeigt und warum Partei-, Verbands- und Verwaltungs- eliten offenkundige Widersprüche konzeptionslos niederwalzen. Doch gerade Zeiten solcher Stagnationen waren das Fundament, auf dem die Frauen ihren Auf- bruch wagen und durchhalten konnten.
CHANCE ZUM AUFBRUCH
Der Wiesbadener Parteitag war für Irmgard Schwaetzer eine Chance zum Aufbruch. Doch für sie und damit vorerst für die Frauen bei den Liberalen bis dato war der Parteitag dann schließlich ein Konvent der verpaßten Chancen, weil sie nicht den Mut hatten, coram publico einen moralischen Kreuzzug gegen ihren Kontrahenten zu starten - eben in die feministische Offensive zu gehen. Sie fürchteten sich davor, diese Männer zu desavourieren und unterlag.
ADÉ HERR ADAM AUS DÜREN
Vielleicht war Irmgard Adam-Schwaetzer auf dem Wiesbadener FDP Parteitag im Umgang mit Otto Graf Lambsdorff auch deshalb so zögerlich, weil damals gewiss wurde, was über Jahre in Bonn Nahrung zu Spekulationen und Schlagzeilen gegeben hatte: Nach 17 Jahren Ehejahren trennte sich der Chemiker Wolfgang Adam mit der Bemerkung von ihr: "Ich halte Dich mit der Politik nicht mehr aus." Sie erwiderte: "Es macht keinen Spaß, Politik zu machen, wenn man keine Liebe kriegt." Kaum ein Mann musste bei Empfängen, Cock- tail-Partys und Vernissagen den mitgebrachten Ehe- mann spielen, obwohl er Adam heißt und Chemiker von Beruf ist. Kaum ein anderer Mann ließ aus sorgender Eifersucht und Angst vor schlüpfrigen Peinlich-keiten seine Politfrau mit über 1oo Polizeifahndern in Bonn und Umgebung suchen, weil er seine "Irme" telefonisch nicht erreichen konnte. Dabei hatte er nur, wie sich später herausstellte, die falsche Telefonnummmer gewählt.
GEFÜHLE TOT - AUS DIE MAUS
Frau Adam-Schwaetzer sagt: "Nein, der Punkt war, dass jeder das Gefühl hatte, der andere zeigt nicht mehr Interesse für die berufsbedingten Probleme des anderen, fragt nicht, was ihm durch den Kopf geht, wenn er zu Hause ist. Ich habe mir immer gewünscht, dass mir so etwas nicht passiert. Darum bin ich jeden Abend von Bonn nach Düren gefahren, habe ihn tagsüber immer angerufen, egal wo ich war. Ich denke, dass wir jetzt für beide die richtige Entscheidung getroffen haben. Jeder hat nun die Möglichkeit, sein eigenes Leben zu ge- stalten. Er trifft sich viel lieber mit Computer-Freaks."
PLAYBOY-REDAKTEUR, FERNSEHMANN
Sie sagt über ihren neuen Liebhaber: "Wenn ich seine Stimme nur höre, habe ich schon einen Orgasmus. Er hält zu mir." Udo Philipp, einst Playboy-Redakteur, einst ZDF-Korrespondent in Bonn und einst Rüstungs-Lobbyist über sie: "Es ist ein Traum. Sie sieht so jung aus." - Die Regenbogenpresse erinnerte an üppig Liz Taylor mit dem Ex-Maurer und Ex-Trinker wie Ex-Schläger Larry Fortensky. Als Irmgard Schwaetzer und Udo Philipp das Ja-Wort gaben (Bild-Zeitung: "Wir haben uns verliebt") trug die Braut ein blaues Woll- georgette-Kleid mit Seidensatinpapseln. Vorher zeigte sie sich zu Abend in Bonns Gesellschaften in Röcken, die aussahen, als seien sie von der Heilsarmee. Zwanzig Fotografen scharrten vor dem Standesamt in Berlin-Charlottenburg. Aber nur Ex-Bild-Chefredakteur Peter Boenisch ( *1927+2005)) war dazu bestimmt, das Hochzeitsfoto zu knipsen. Dem private Fernsehsender SAT1 blieb es vorbehalten, live aus dem Bonner Bau- ministerium und natürlich an den Platz des Geschehens - in der Weltstadt Berlin - zu schalten. Im Fernsehstudio in Berlin lächelte das Brautpaar versonnen in die Kameras. Im Studio Bonn prosteten hohe Ministerial-Beamte mit ihren randvoll gefüllten Champagne-Gläser der "Liz Taylor aus der FDP" zu; Live-Schaltung Bonn-Berlin. "Frühstücks-Fernsehen". Der SAT1-Chef lobte seinen Reporter: Ich finde es richtig, die Einschalt- quoten zu heben, indem Sie sich so verehelichen." Frau Ministerin strahlt errötet über beide Wangen, Philipp schnurrte: "Irme, wie habe ich das gemacht!"
AUFLAUERN, BEKOCHEN, KLAPPE ZU
"Herzlichen Glückwunsch" trompeteten Referatsleiter und Direktoren auf einmal da, wie bestellt und im Chor aus einer scheinbar erwachsenen Männer-Welt. Denn das Büfett kam letztlich vom Party-Service des KaDeWe. Für den Beaujolais aus dem Weinhaus Nöthling sah sich wieder der Bräutigam zu einem besonderen Dank veran- lasst - kaum verständlich, mit schwerer Stimme vor sich hinlallend, nuschelnd. Nur so viel wusste Philipp gefühlsübermannt noch anzudeuten: Ja, er habe eine leibhaftige Ministerin geehelicht. Das ginge so: auflauern, spazieren gehen, trinken, essen, bekochen, Klappe zu. Männer-Karriere mit berühmten Frauen.
EROTISCHES FLAIR
Zurück nach Bonn zu Beginn der neunziger Jahre - Irmgard Adam-Schwaetzer begleitet mich aus ihrem Dienstzimmer des Auswärtigen Amtes und es geht wieder über den langen, schmalen Flur. Sie habe auf- gehört, sich über sich selbst Gedanken zu machen, als sie hier im Auswärtigen Amt zu arbeiten begann - dazu habe sie keine Muße, es sie hier alles zu schnell- lebig, zu kurzatmig. Erst seit kurzem stelle sie sich wieder ein paar Fragen über sich. Eigentlich bevorzuge sie es, die persönlichen Beweggründe für ihren Ehrgeiz und die politischen Ambitionen im Dunkel zu lassen: "Ich will gar nicht so genau wissen, was mich antreibt." Eine Spur des Unerkannt-Geheimnisvollen gehört zum erotischen Flair der Macht einfach dazu - das wird sie wissen.
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Postscriptum . - Es ist verzerrend, vielleicht auch ungerecht. Aber es gibt Menschen, deren Lebenswerk oder auch politisches Engagement sich im Gedächtnis auf ein Schlüsselerlebnis reduzieren. Da flimmerte Ministerin Schwaetzer von der Mattscheibe des SAT1-Frühstücks-Fernsehens. Übermächtige Gefühle, rote Wangen, wie Liz Taylor in ihren besten Tagen an der Seite ihres Schlägers Larry Fortensky. Erinnerung an die Melodie des verkitschten Schlagers "rain and tears, it's all the same" (Regen und Tränen ist immer dasselbe). Von ihrem zweiten Ehemann Udo Philipp hat sie sich im Jahre 2000 getrennt. Nach ihrem jähen Ende oder auch Rausschmiss aus der Politik betreibt sie in Berlin die Firma "Management Finder", eine Personalberatung. Mittlerweile nach all den Jahren, Jahrzehnten mit weißgrau melierten Haarschopf weiß sie um sich, schaut offenen Blickes, Entspannung im Hier und Jetzt. "Die Mühle des Ministeramts", wie sie betont, das öffentlich gehetzte Leben auf der Bonner Bühne , die insznierten Angriffe auf der Polit-Bühne, das vom Ex-Ehemann Udo Philipp veranstaltete PR-Theater, der tägliche, ängstliche Blick in die Boulevard-Zeitungen, ja danach war sie schon süchtig geworden, bestimmten ihr Oben oder Unten, ihre Gefühlsschübe - damals im Treibhaus zu Bonn. Lang ist es hier. - Schilderungen der Irmgard Schwaetzer wie aus einem anderen Leben.