Donnerstag, 28. Mai 2009

Ein Leben für ein Leben - Spurensuche in Reportagen, Berichten - Porträts: Zeitgeschichte verflossener Epochen




























Aufklärung ist
der Ausgang
des Menschen
aus einer
selbst-

verschuldeten
Unmündigkeit

Immanuel Kant und seine
Definition von Aufklärung
aus dem Jahr 1784


Reportagen biegen Realitäten nicht zurecht, lassen sich nicht in erwartete ideologische Grundraster und Grund-annahmen zwängen, sprengen deren Rahmen. Die klassische Reportage ist geeignet, gravierende, symp- tomatische Abläufe gleichsam vergangener Jahrzehnte nach außen zu kehren; Spurensicherung, in Deutschland, Frankreich, Italien, Südamerika, Afrika - vielerorts. Meine Milieubeschreibungen und Berichte über die Mächtigen, Verbrannten wie Ausgesperrten in vielen Ländern in ihren Epochen belichten die Wirklichkeit, zeigen Denkweisen, Gefühle, Ohnmachtsmomente und Handlungsstrategien einer scheinbar vergangenen Ära. Vorgeblich - Schauplätze, gar Anlässe mögen sich ver- ändert haben. Grundbedingungen, Kreislaufspiralen zwischen Ursache und Wirkung hingegen sind allzu oft geblieben, schaffen sich fortwährend ihre eigene Aktu- alität. Noch immer hungern Abermillionen von Men-schen, hat sich die Schere zwischen arm und reich be-drohlicher,krasser geöffnet - werden weltweit durch Folter mit Psychopharmaka "Geständnisse" erpresst, begleiten bastialische Kriege unser Dasein.

Zugleich ist es aber auch die geschriebene Reportage, die dem Autor den Spielraum zu subjektiven Betrach-tungen, Skizzierungen psychologischer und politischer Hintergründe lässt. Berichte, die weit in die Vergangen- heit hineinreichen sowie Umbrüche ausloten können. Nur ein präzises Erinnern und nicht ein unentwegtes Zerreden lässt in Deutschland restaurative Abläufe von einst in ihrer Gesamtheit erkennen - bedrückende Ereignisse, die durch rechtsradikale Hatz und Er- mordung ausländischer Mitbürger eine nicht mehr für möglich gehaltene, fortwährende Gegenwart erfahren.

Vier Jahrzehnte sind kein Tag - was wir wollten, was aus uns geworden ist. Die politische Routine in den Hauptstädten Europas entpuppt sich zunehmend geschmeidiger, konturloser, fratzenhafter zu einer TV-soap in einem spanischen Zeremoniell des Proporzes. Die Wirklichkeit, der Alltag in den Ländern hingegen - dort draußen in Provinzen, Regionen - folgt ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten, Lebensgefühlen, Erfordernissen - auch Verzagtheiten von Menschen, die wir sprachlos am Wegerand stehen lassen. Aus Jahren des Protestes, des Aufbegehrens, des beherzten, auch widersprüchlichen Aufrisses, ist eine Epoche des Über- drusses, Verdrusses - eben der Gleichgültigkeit des Fühlens und der Eintönigkeit des Denkens geworden; deshalb diese Rückblicke, Rückbesinnungen; vielleicht als Initialzündung für eine Neu-Orientierung.

Nachfolgenden blogs aus nahzezu drei Jahrzehnten sind ein Stück Geschichtsbegleitung, Geschichtsbe-schreibung; ein Archiv der Mosaike zum Nachlesen allemal. Das zu einer Zeit, in der weltweit auffallend weniger politisch schöpferische "Talente" in Staatsämter drängen - ein Mittelmaß sich daran macht, Wohlstands-sicherung zu betreiben. Im Namen der Freiheit und gegen den Terrorismus schränken Politiker weltweit einst bitter erkämpfte Grund- und Freiheitsrechte immer mehr ein, wird die Unschuldsvermutung eines jeden Bürgers in der allmählich ins Gegenteil verkehrt. Dabei war sie ein Eckpfeiler unserer Rechts-staatlichkeit. Was der Sicherheit zugefügt wird, geht der Freiheit ab. Grundlagen für einen autoritären, alles und jeden kontrollierenden Überwachungs-Kontinent sind längst gelegt.

Spiel mit dem Feuer. "Liberty dies by inches - Freiheit stirbt zentimeterweise"

Reimar Oltmanns