Donnerstag, 11. August 1977

Irgendwo in Afrika - Massenmorde unter schwarzen Diktatoren



























































stern, Hamburg
11. August 1977
von Reimar Oltmanns


Überall Tote, mit Macheten zugerichtete Menschen - Präsidenten-Garden als Killer-kommandos, der Mob plündert, vergewaltigt, foltert im Busch. Leichen, Tierkadaver. Kaum einer will da noch flüchtigen Blickes rasch unterscheiden. Verwesungsgestank. Keiner kann, keiner mag mehr zählen. Nur weg hier, nur raus aus diesen Blut getränkten Staaten dieses geschundenen Kontinents - fliehen. Aber nur wohin unter Afrikas weitflächigen Diktatoren-Kartell. Hunderttausend, Fünf-hunderttausend, eine Million blindwütig ermordeter Menschen ? - Willkür-Opfer am Victoria-See in Ost-Afrika. Es waren meist vom Westen hofierte und üppig ausstaffierten Schlächter vergangener 


Jahrzehnte. Spaniens Macías von Äquatorial Guinea, Englands gehätschelter Idi Amin aus Uganda oder Frankreichs feudaler Statthalter Bokassa I. von der Zentralafrikanischen Republik. - Randnotizen aus einer längst eingemotteten, verdrängten Epoche. Albträume, die im Zimbabwe des Tyrannen Robert Mugabe im Jahre 2008 nach nahezu 30 Jahren eine bedrückende Aktualität erfahren.

Für die westliche Welt ist er eher ein Clown als ein ernst zu nehmender Staatsmann. Ugandas Dr. h.c. Idi Amin Dada, Generalstabschef und Präsident auf Lebenszeit (*1928+2003). - Mal bietet er den Engländern Bananen an, um ihre Wirtschaftskrise zu überwinden. Mal wünscht er dem "lieben Bruder" Richard Nixon (*1913+1994) schnelle Genesung vom Watergate-Skandal. Seine 31 Kinder stellt er der ugandischen Bevölkerung mit dem Hinweis vor: "General Amin ist ein guter Scharfschütze." Und weil dem wirklich so sein soll, kündigt gleich weitere Geburten an: "Diesmal ist es möglich, dass unter den Müttern Amerikanerinnen sind."
ALLMACHT-FANTASIEN
Wenn Idi Amin (Gewaltherrscher 1971-1979) nicht laut zu Elefanten und Krokodilen spricht, wenn er nicht mit zwei Panzern, einem Hubschrauber und einer Handvoll Soldaten die Eroberung der Golan-Höhen spielt, dann jagt er mit seiner Triller-Pfeife den deutschen Botschafter Richard Ellerkmann (1974-1977) im knielangen Sportdress über die Aschenbahn des Stadions von Kam-pala und biegt sich vor Lachen über den schweißgebadeten Diplomaten, der auf gute Beziehungen zum Diktator und Menschenschlächter größten Wert legt.
IMMER GUT FÜR EINEN HIT
Idi Amin Dada ist immer gut für einen Hit, der Schlag-zeilen macht. Er ist ein Neger, der dem Stereotyp mancher Europäer entspricht. Ein Zwei-Meter-Mann, der 120 Kilo auf die Waage bringt und dessen kurze Nase sich von seinem großen, kugelrunden Kopf kaum hervorhebt. Idi, "Stimme Afrikas", lässt andere Staats-männer auf dem schwarzen Kontinent neben sich verblassen.
DRITTE KAISER DER WELT
So den Führer der Zentralafrikanischen Republik Jean-Bédel Bokassa (*1921+1996). Seit Dezember 1976 hat die Welt neben dem japanischen Tenno und dem Schah Resa Pahlewi einen dritten Kaiser: Bokassa I. Er musste erst vor kurzem seinen Rock verlängern lassen, weil er die vielen Orden, die er sich selbst verliehen hatte, nicht mehr anstecken konnte. Das Protokoll am Kaiserlichen Hof zu Bangui ist streng und mit dem Zarentum im 17. Jahrhundert zu vergleichen. Niemand darf der Majestät näher kommen als sechs Meter. Wenn bei einer Audienz der Kaiser etwas fragt oder sagt, hat der "durch die Allerhöchste Gegenwart Geehrte" zu sagen: "Ja, Euere Kaiserliche Majestät." Eine Krone aus Gold und Hunderten kostbarer Edelsteine, ein Reichsapfel, ein prunkvolles Zepter sowie einen Zwei-Zentner-Thron ließ Bokassa I. in Paris und Antwerpen für seine Kaiser-Krönung anfertigen.
MACÍAS BILDER - MACÍAS BÜCHER
In Äquatorial-Guinea hat sich Präsident Francisco Macías Nguema (*1924+1979) zwar weder einen Dok-torhut noch eine Krone aufsetzen lassen, dafür gibt die einzige Bibliothek des Landes nur Bücher von und über Macías heraus. Die amtliche Anrede, "einziges Wunder von Äquatorial-Guinea", muss von jedem strikt einge-halten werden, der zum Präsidenten vorgelassen wird. In den Schulen und Kirchen hängen, leicht nach oben versetzt, Macías-Bilder neben Kruzifixen. Und das Glaubensbekenntnis der Nation lautet: "Gott schuf Äquatorial-Guinea nach dem Willen von Papa Macías."
"WITZFIGUREN" EINER EPOCHE
Idi Amin, Bokassa I. und Macías mögen für Euro-päer "Witzfiguren" sein. Doch ihre Namen sind Synonyme für die schrecklichsten Massenmorde auf diesem Erdteil in der zweiten Hälfte des 20. Jahr-hunderts. In Uganda, "der Perle in Afrikas Krone" (Nationalhymne) , sind nach Schätzungen der Internationalen Juristen-Kommission und amnesty international seit 1971 - er putschte gegen Präsident Apollo Milton Obote ( *1924+2005) - zwischen 100.000 und 500.000 Menschen ums Leben gekommen. Die internationalen Gremien sind in Amins Reich auf Mut-maßungen angewiesen, weil Hitler-Verehrer Amin im Gegensatz zu seinem Idol auf preußische Buch-führungen keinen Wert legt und Statistiken verbot.
EHRENDENKMAL FÜR HITLER
Der Londoner "Guardian" hat als erste Zeitung einen Vergleich zwischen Adolf Hitler und Idi Amin gezogen. In einer Karikatur fragt Amin den Führer des Tausend-jährigen Reiches: "Ich habe die Minderheiten verfolgt, die Juden verurteilt und eine Nacht der langen Messer veranstaltet. Haben Sie eine Idee, wo ich meinen Bunker bauen könnte?" Idi Amin, der in seinen "Träumen so oft mit Gott Zwiesprache hält", hatte selbst eine Idee. Über Radio Uganda ließ der Diktator die Nachricht ver-breiten, er wolle Hitler ein Ehrendenkmal bauen lassen, das er persönlich einweihen werde. An UN-General-sekretär Kurt Waldheim (*1918+2007, Mitglied des NS-Studentenbundes und des SA-Reitenkorps) telegrafierte er gar: "Hitler hat zu Recht sechs Millionen Juden bei lebendigen Leib mit Gas verheizt, denn die Juden handeln gegen die Interessen der Völker."
HETZE , POGROME
Pogromstimmung im Sportstadion zu Kampala. Es ist der 16. Februar 1977. Idi Amins "State Research Bureau" - Staatsuntersuchungsbüro - hat wieder einmal eine Verschwörung gegen den Staatspräsidenten aufge-deckt. Diesmal sind es der Erzbischof Janani Luwum sowie die Minister Oboth Ofumbi und Oryema, die einen Staatsstreich geplant haben sollen. Sie sind ins Stadion gebracht worden, um vor der Öffentlichkeit als Verschwörer abgestempelt zu werden. Auf der Ehren-tribüne sitzt das diplomatische Korps der Ostblock-staaten, die Botschafter Italiens, Frankreichs und der Bundesrepublik. In der Arena stehen dreitausend Soldaten Gewehr bei Fuß. General Mustapha Adriki, Vizepräsident Ugandas, heizt die Masse auf: "Diese Männer haben mit den Feinden Feldmarschall Dr. Amins konspiriert. Was sollen wir mit ihnen tun?"
"BRINGT SIE UM"
"Bringt sie um!" brüllen die Soldaten. Sie stoßen rhythmisch die Fäuste in die Luft und rufen immer wieder: "Bringt sie um, Tod den Verrätern!" Die Botschafter applaudieren dem Diktator, als Amin ans Mikrofon tritt: "Mein Volk, ihr seid im Recht. Wir können diese Verräter aber nicht sofort umlegen. Sie sollen einen fairen Prozess haben." Wieder dezentes Klatschen von der Diplomaten-Bank. Charles Harrison, vom britischen Fernsehen BBC, konnte als einziger aus-ländischer Journalist diese Szene beobachten. Er sagte später: "Amin wollte den Botschaftern dokumentieren, dass er einer der Harmlosesten in der Armee ist. Ohne seine Autorität hätten die Soldaten die Gefangenen an Ort und Stelle zerrissen."
LETZTE STUNDEN DES ERZBISCHOFS
Doch was nutzte es. - Vier Stunden nach dem makabren Massenauftritt waren der Bischof und die beiden Minister tot. Die letzten Stunden des anglikanischen Erz-bischofs sind inzwischen durch Augenzeugenberichte und Indiskretionen ugandischer Regierungsbeamter aufgeklärt. Luwum wurde vom Stadion erst in das internationale Konferenzgebäude von Kampala - gleichzeitig die Residenz der Sicherheitsdienste - gebracht. Gefesselt fuhren ihn Sicherheitsoffiziere dann in Amins Ausweichquartier, die Nakasero Lodge bei Kampala. Dort warteten auf ihn, Amin, sein Stellvertreter Mustapha Adriki und sieben weitere Offiziere. Die besorgte Tageszeitung "Uhuru" (Freiheit), die allerdings im Nachbarland Tansania erscheint, schilderte in grosser Aufmachung: "Bischof Luwum wurde ins Zimmer gestoßen. Amin verlangte von ihm eine Unterschrift unter ein vorbereitetes Dokument, dass er, Luwum, in die Vorbereitungen zum Sturz Amins ver-wickelt gewesen sei. Luwum bestritt die Anschuldi-gungen und verweigerte die Unterschrift. Amin forderte Luwum auf, niederzuknien und ihm um Verzeihung zu bitten. Als sich der Bischof beharrlich weigerte, befahl Amin sechs Soldaten ins Zimmer.
NILPFERDPEITSCHEN ... ...
Sie nahmen dem Seelsorger die Fesseln ab, warfen ihn zu Boden und rissen ihm die Kleidung vom Körper. Dann schlugen ihn zwei Soldaten auf Anordnung Amins mit Nilpferd-peitschen zusammen. Der Bischof begann zu beten, was Amin noch mehr in Wut brachte. Er trat ihn, schlug ihn. Schrie: 'Unterschreib!' Aber der Bischof unterschrieb nicht. Amin: 'Ich habe den Bischof und die Missionare schon einmal gewarnt. Jetzt wird Gott sie strafen, weil sie ungehorsam sind.' "
RADIO UGANDA BERICHTET
Die Nachrichtensendung von Radio Uganda - es war halb acht abends - unterbrach die Sitzung. Der Sprecher verlas abermals die Meldung, dass der Bischof und die Minister verhaftet worden seien. Amin befahl, das Radio abzustellen. Dann spielte er Gott. Die Journalisten vom "Uhuru" schilderten: "Er zog die Pistole und schoss zwei Mal auf den Bischof, in die linke Brust. Luwum war sofort tot. Seine Leiche wurde auf einen Polizei-Landrover gelegt. Kurz darauf kam ein zweiter Land-rover mit den Leichen der beiden Minister. Niemand durfte bis zum nächsten Morgen darüber reden." Die Frühnach-richten von Radio Uganda verbreiteten die Version vom "Unfalltod". Die Gefangenen hätten während ihres Transports fliehen wollen. Dabei sei der Wagen ins Schleudern geraten und habe sich über-schlagen.
MACHTHUNGRIG UND VERRÜCKT
Im Ausland glaubte es keiner. In einem Gedächt-nisgottesdienst für den ermordeten Luwum sagte der kenianische Bischof Lawi Imathiu in der überfüllten Allerheiligen-Kathedrale in Nairobi: "Es ist die Ironie, dass die 'Organisation der Afrikanischen Einheit' (OAU) und die Kirche von Afrika die weißen Regimes im südlichen Afrika verurteilen und gegenüber den Söhnen und Töchtern Afrikas blind sind, die unter macht-hungrigen Verrückten und solche Leuten leiden, die Unschuldigen nach dem Leben trachten." Kenias Staatspräsident Jomo Kenyatta (*1893+1978 ) hatte Amin schon früher als "einen Idioten" und Sambias erster Regierungschef Kenneth David Kaunda als "einen Verrückten" bezeichnet.
NACHRICHTENSPERRE FÜRS AUSLAND
Die internationale Proteste von US-Senatoren, englischen Unterhaus-Abgeordneten und schwedischen Ministern beantwortete Amin lapidar: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst." Gleichzeitig verhängte der Diktator eine Nachrichtensperre fürs Ausland, um "die Gräuelmärchen und Lügengeschichten zu stoppen, die von Journalisten erfunden werden", erklärte Amin.
ÜBERRESTE VON MENSCHEN
Nach der Ermordung des Bischofs reiste der Reporter Karl Robert Pfeffer (*1941+1979) durch Uganda: "An diesem Mittag fahren wir nicht weit - wir lassen das Gefängnis von Kampala hinter uns und auch die Kadettenschule, wo Amins Wachmannschaften gedrillt und auf ihn und den Islam eingeschworen werden. Etwa fünfzehn Kilometer vom Stadtkern Kampalas entfernt liegt die Ortschaft Nagulu. Bei Nagulu gibt es kleine Wälder, sumpfige Ausläufer des Victoria-Sees und sehr viel Elefantengras. Als wir auf der Hauptstraße nach Jinja hinter Nagulu anhalten, steht an mehreren Stellen eine hohe Rauchsäule über dem Sumpf - angeblich wird das Gras abgebrannt, und das ist alltäglich in Uganda. Aber mein Freund weiß etwas: Wir gehen zu diesem Wäldchen und tun so, als wollten wir unsere Notdurft verrichten.
Zuerst sehe ich nur die Vögel, Bussarde und andere afrikanische Fleischfresser, die abseits der Flammen kreisen, sich niederlassen, nach einer Weile wieder aufsteigen. Dann rieche ich es: süßlich, nicht sehr aufdringlich, aber eindeutig. Und dann sehe ich zwischen den Bäumen und abgebrannten Grasbüscheln etwa ein Dutzend leblose Formen, die kaum noch als die Überreste von Menschen zu erkennen sind."
TURBINEN VON LEICHEN BLOCKIERT
Wir nicht in den Sümpfen verendet, findet den Tod im Victoria-Nil, der durch einen Staudamm gesperrt wird. Alle paar Monate bleiben die Turbinen stehen - blockiert von Leichen, die der Nil anschwemmt. Eines haben die wehrlosen Opfer gemeinsam. Im berüchtigten Makindy-Gefängnis oder in der Naguruz-Kaserne richten Amins Untertanen ihre Gefangenen bis zur Unkenntlichkeit hin. - So bestialisch und brutal, wie man es sich kaum vorstellen kann.
ERSCHOSSEN - ERSCHLAGEN
Idi-Land - ein Terror-Land. Gleich als er im Jahre 1971 die Macht übernahm, rottete er seine Gegner aus. Armee-Einheiten erschossen und erschlugen Leute auf offener Straße. Auf Lastwagen wurden die Leichen ab-transportiert. In Gefängnishöfen hoben Soldaten Massengräber aus. Heute durchkämmen Amins zehn Überfall-Kommandos (Assasination squards) die kleinen Städte und Provinzen, Wohnviertel und Geschäftsgegenden. Unliebsame Kleinbauern werden von Felder, Frauen mit ihren Kindern aus Hütten geholt, weil sie einem Stamm angehören, den der Diktator zum Staatsfeind erklärt hat. Auch Angestellte in Büros und Soldaten in Kasernen werden nicht verschont. Sie alle kennen ihren Bestimmungsort, wenn sie in die Last-wagen mit dem Autokennzeichen "UUU-171" oder einer anderen x-beliebigen dreistelligen Nummer gezerrt werden. Die Naguru-Kaserne.
ENDSTATION - NAGURU-KASERNE
Wer dort hingebracht wird, hat keine Überlebenschance mehr. Aus Uganda geflohene Geschäftsleute und zahl-reiche Minister, die selbst um ihr Leben fürchteten, gaben vor der Internationalen Juristen-Kommission in Genf Amins Todes- und Folterpraktiken zu Protokoll: Die Opfer haben sich in einer Reihe aufzustellen. Der erste Gefangene wird gezwungen, sich hinzulegen. Der nächste muss mit einem Vorschlaghammer den Kopf des Vordermannes zerschmettern. Dann ist er selbst dran. - "Hinlegen - zerschlagen - hingelegen", lauten die Kommandos der Soldaten. Bis nur noch einer übrig-bleibt. Der wird erschossen. Wenn Amins Soldaten selbst Hand anlegen, bevorzugen sie das langsame Töten (slow killing). Zuerst wird in die Arme, Beine oder in die Brust geschossen. Der Geschwundene soll sich zu Tode bluten. Einen Gnadenschuss gibt es nicht. Dem Opfer reißen Soldaten Fleischstücke aus dem Körper. Manchmal roh, meist aber über einem offenen Feuer gebraten, zwingen die Schergen es, sein eigenes Fleisch aufzuessen; bis es durch Sepsis oder Verbluten stirbt.
ZERHACKEN, ZERSCHNEIDEN, ZERMARTERN
Exekutionskommandos erschießen jeweils 25 Menschen auf den Kasernenhöfen. Anschließend werden ebenfalls 25 Gefangene aus den Zellen geholt und müssen die Köpfe der Leichen zerhacken, zerschneiden, zermartern. Zum Schluss haben sie sich in die Blut-lachen zu legen. Zu den Ugandern, die ermordet wurden, zählen Richter und Ärzte, Abgeordnete und Minister, Lehrer und der frühere Botschafter Ugandas in Deutschland, George W. M. Kamba (1969-1971), aber auch zwei Amerikaner, Nicolas Stroh und Robert Siedle. Sie wollten etwas über die Massaker erfahren und kamen dabei selbst ums Leben.
KROKODILE IM KAFU-FLUSS
Die amerikanische Zeitung "Chicago Tribune" be-richtete von einem Häftling, der entlassen wurde nach Kenia flüchten konnte: "Die Wachen kamen jeden Mor-gen, um einige Häftlinge auszuwählen, die getötet werden sollten. Sie gaben den Gefangenen Vorschlag-hämmer und Messer und befahlen, die zuvor ausge-suchten Häftlinge zu töten. Sie sagten uns, sie hätten keine Munition. Deshalb sollten wir das machen. Ich tötete drei ehemalige Polizisten. Ich stieß ihnen ein Messer ins Herz, damit sie schneller starben. Ich machte es mit der rechten Hand, während ich mit meiner linken ihr Gesicht bedeckte. Ich konnte ihnen dabei nicht in die Augen sehen ... Eines Tages wurden wir zum Kafu-Fluss gebracht, der nördlich von Kampala liegt. Wir wurden zusammengebunden und aufgefordert, in den mit Kro-kodilen verseuchten Fluss zu springen. Als wir uns weigerten, trieben uns die Wachen mit ihren Bajonetten in den Fluss. Dann waren die Schreie zu hören, als die Krokodile den Gefangenen Arme und Beine abbissen. Ich hatte Gott sei Dank Glück."
ACHOLI- UND LANGI-STAMM
Selbst seine eigenen Soldaten, Polizisten und Justiz-beamten lässt Amin rücksichtslos umbringen. Ende Februar 1977 wurden im militärischen Ausbildungs-lager Kabamba etwa fünftausend Menschen erschossen. Sie alle waren Angehörige der Acholi- und der Langi-Stämme, die mit etwa einer Millionen Menschen ein Zehntel der Elf-Millionen-Bevölkerung stellen. Amin, der zu den Moslems (600.000) zählt, behauptet, diese beiden Stämme bereiten heimlich die Rückkehr seines Vorgängers Apollo Milton Obote (Präsident Ugandas 1966-1971 und 1980-1984, *1924 +2005) vor. der heute iim Exil in Tansania lebt.
ÄRMLICHE BAUERN
Sein Blutvergießen ist jedoch nicht nur auf die Religionszugehörigkeit zurückzu-führen. Sie hat einen weiteren Hintergrund. Amin, der wahrscheinlich 1925 - keiner kennt sein genaues Geburtsdatum - im Dorf Kokobo im Distrikt West-Nil als Sohn ärmlicher Bauern geboren wurde, gehört zum Stamm der Kakwa, einer Untergruppierung des Nubier-Stammes aus dem Sudan, die die Engländer 1892 als Söldner mit ins Land brachten, um das heutige Uganda zu kolonalisieren. Dem Kakwa-Stamm eilte schon damals unter den Völkern Afrikas der Ruf voraus, die blutigsten Kämpfer des Kontinents zu sein. Bei den Ureinwohnern sind sie bis heute gefürchtet und verhasst. Der britische Major Iain Grahame, unter ihm diente Amin als Feld-webel, sagt heute über die Rekrutierung der Schwarzen: "Wir haben nicht auf die Intelligenz geachtet, sondern darauf, dass sie groß und stark waren, draufschlagen konnten und Schnelligkeit besaßen." Idi Amin hatte alles.
KAUM LESEN, KAUM SCHREIBEN
Von 1951 bis 196o war er sogar Ugandas Boxmeister im Schwergewicht. Grahame weiter: "Dass Amin einmal die Macht übernehmen würde, das wäre mir damals selbst im Traum nicht einge-fallen. Darauf ist er auch von uns nicht vorbereitet worden. Er hat keine Re-gierungserfahrung, keine Ahnung von Diplomatie oder Wirtschaft. Er kann kaum lesen, geschweige schreiben. Für ihn haben schriftlichen Arbeiten keine Bedeutung, Wenn Amin regiert, dann macht er das mündlich. Bis spät in die Nacht hinein führt er Telefongespräche mit seinen Leuten in Moskau, Nairobi, Washington und Kapstadt. Er telefoniert mit der ganzen Welt und fragt: Was ist los. Am nächsten Morgen, wenn alles noch ziemlich schläfrig in die Büros kommen, hat Amin sich entschlossen, Erklärungen zu diesem oder jenem Problem abzugeben. Von zehn Stellungnahmen sind neun unverständlich - auch für seine Minister. Zur Diskussion sagt er dann, habe er keine Zeit. Er müsse Politik machen und da zählen nur die Fakten."
KOLONIALHERREN UND IHRE SÖHNE
Die Kolonialherren von einst hatten ihre Kinder in die Unabhängigkeit entlassen. Die Parallele in ihrer per-sönlichen Entwicklung und in ihren Diktaturen ist kein Zufall. Ugandas Idi Amin und Bokassas Zentralafrika-nisches Kaiserreich. Amin kämpfte als einfacher Soldat in der britischen Kolonialarmee in Burma. Während des Mau-Mau-Aufstandes von 1953 bis 1957 in Kenia brannte er Dörfer nieder, ließ Frauen und Kinder an die Wand stellen - plünderte. Die Engländer, die von seinen Übergriffen wussten, dankten es ihm dennoch. Vom Feldwebel schaffte er als erster farbiger Soldat den Sprung ins Offizierscorps. Er wurde Hauptmann, schnell Major und noch schneller Oberst, nachdem die Briten Uganda verlassen hatten.
BOKASSA - KINDERSOLDAT DER FRANZOSEN
Jean-Bédel Bokassa (*1921 +1996) exerzierte schon mit sechzehn Jahren für die französische Armee. Diese hatte zehn Jahre vorher seinen Vater erschossen. Die Familie musste zusehen. Am Anfang des Jahrhunderts schockten die Franzosen mit ihren Sklaven-Massakern in den Niederungen am Ubangi-Fluss die Weltöffentlich-keit. Bokassas Mutter nahm sich nach dem Tod ihres Mannes das Leben. Vollwaise Jean-Bédel machte Frank-reich zu seinem Ersatzvaterland. Für die Franzosen kämpfte er zuerst gegen die Deutschen, dann in Vietnam und in Algerien. In 23 Dienstjahren brachte er es zum höchst dekotierten schwarzen Soldaten in der franzö-sischen Armee. Neunundsiebzig Orden, meist Tapfer-keitsauszeichnung vorm Feind, schmückten schon damals seine Brust. Als Ubangi-Schari 1960 unabhängig wurde, avancierte Bokassa zum Armeechef. Sechs Jahre später putschte er gegen seinen Vetter David Dacko (*1930+2003). Seither zeigt er seiner 2,5 Millionen-Bevölkerung, was er in sienen Feldzügen gelernt hat: Mord, Folter, Terror.
PETIT MARÉCHAL
Der "petit maréchal", wie Bokassa herzhaft von den Franzosen genannt wird, machte erstmals im Jahre 1972 von sich reden. An der Spitze von Kabinett und Generalstab ging er mittags ins Zentralgefängnis von Bangui, um den Dieben des Landes eine Lektion zu erteilen. Seine Soldaten hatten schon alle Vorbe-reitungen getroffen. In Zweierreihen kauerten vier Dutzende Diebe auf dem Gefängnishof. Der Präsident trat auf auf und befahl: "Pro Mann ein Dieb." Die Solda-ten schlugen auf die Diebe ein. Drei fielen tot um. Die Überlebenden wurden gefesselt auf den Marktplatz getrieben. Fünf Stunden mussten sie dort in glühender Sonne zur Abschreckung ausharren. Gleichzeitig verfügt der Staatschef: Künftig soll allen Dieben das linke Ohr abge-schnitten werden, im Wiederholungfall auch das rechte. Beim dritten Mal wird die Hand abgehackt. Am nächsten Tag lebte von den Geschundenen keiner mehr. Über Rundfunk teilte Bokassa mit: "Diese Diebe sind alle ums Leben gekommen. Wir haben ihnen die mensch-liche Würde entzogen."
UN-GENERALSEKRETÄR - "EIN ZUHÄLTER"
Als UN-Generalsekretär Kurt Waldheim (1986-1992; *1918+2007) Bokassas Grausamkeit öffentlich tadelte, bekam das Kaiser vor seinen Minister einen Tobsucht-anfall: "Dieser Ausbeuter und Zuhälter soll doch das Maul halten." Das müssen sonst nur seine Minister. Zwei Drittel haben während seiner Amtszeit mindestens einmal im Gefängnis gesessen. Denn der "Patriarch mit dem Rohrstock", so das Nachrichten-Magazin "Jeune Afrique" duldet keine Nachlässigkeiten. Wer sich ihm dennoch widersetzt, dem ergeht es so wie dem früheren Polizeipräsidenten Jean-Baptiste Mounoumbaye. Zur Folterung hatte der Diktator die ganze Familie zwangs-geladen. Erst wurden dem Polizeichef die Augen aus den Höhen gerissen, dann die Arme und schließlich die Beine gebrochen, bevor eine Gewehrsalve dem grau-samen Spiel ein Ende bereitete. Seinen früheren Freund und Putschgenossen Oberst Alexendre Benza schnitt Bokassa persönlich mit einem Rasiermesser Mono-gramme in den Oberkörper. Soldaten mussten Banza dann das Rückgrat brechen und durch die Straßen schleifen.
ALLE MINISTER TOT - "MAUSETOT"
Ähnlich ergeht es den Ministern oder Militärs in Äquatorial-Guinea. Von den Ministern, die 1968 das Kabinett bildeten, lebt heute keiner mehr. Zwei Drittel aller Mitglieder der Nationalversammlung sind Säuber-ungen zum Opfer gefallen. Präsident Francisco Macías Nguema (1968-1979; *1924+1979) diente den Spaniern als mittlerer Kolonialbeamter, bevor er 1968 zur Staats-führung auserkoren wurde. Seinen Außenminister Atan-sio Nkongo zwang er mit vorgehaltener Pistole, aus dem Fenster zu springen. Seinen Erziehungsminister Ochaga erschlugen Wachposten im Gefängnis von Bata. Von den 400.000 Einwohnern sind ein Viertel nach Nigeria geflüchtet. Aus Angst vor Tod und Brutalität. 40.000 Intellektuelle hat Macías während seiner Diktatur um-legen lassen. "Diese sind Afrikas größtes Problem. Sie verseuchen unser Klima mit fremder Kultur", erklärte der Präsident.
GLADIATORENKÄMPFE DER GEFANGENEN
Der Kaufmann Pablo Elias aus Madrid berichtete im Jahre 1976 nach seiner Flucht aus dem Gefängnis über Folterpraktiken der Macías-Soldaten: "Am ersten Tag stand ich bis zum Hals in fauligem Wasser. Danach wurde ich in ein Kellerloch gepfercht und bekam mit einem Rutenbündel immer wieder Schläge. Die Wächter ließen die Gefangenen zu Gladiatorenkämpfe antreten. Sie mussten mit Keulen so lange aufeinander ein-dreschen, bis einer tot umfiel." - Massenexekution: 300 sogenannte Regimegegner wurden auf einer Lichtung im Busch 1975 zusammengetrieben. Unter ihnen waren neun Parlamentarier, 78 Regierungsbeamte, 21 Häupt-linge, 21 Offiziere und 31 Geschäftsleute. Die Komman-dos liefen immer in der gleichen Monotonie ab:
"Abgeordnete raustreten!" befahl der Erschießungs-offizier. "Legt an! Feuer!" Die Politiker fielen um. "Häuptlinge raustreten!"- "Legt an! Feuer!" Eine Leichengruppe mehr.
AFRIKA - EIN SPIELBALL
Ob Idi Amin, Bokassa I. oder Macías - ihre Schrek-kensdiktaturen waren nur möglich, weil die Kolonial-Herren im 19. Jahrhundert unabhängig von Volks- und Stammeszugehörigkeit künstliche Grenzen schufen und die Stämme gegeneinander ausspielten. Auch weil Afrika über Jahrzehnte ein Spielball der Hegemonial-mächte zwischen Ost und West war, und zu einer Art preiswerter Rohstoffquelle multi-nationaler Konzerne geworden ist. Gewiss, die Länder Afrikas verfügen über nahezu unerschöpfliche Energie-Reservate; ihre Ein-wohner hingegen darben an der Hungergrenze, obwohl Milliarden Dollar in die Staaten flossen. Eine struk-turelle, dauerhafte Besserung ist nicht in Sicht. Chancen-los. Ihre Volkswirtschaften sind bekanntlich schon mehr als einmal zusammengebrochen. Über Macías Äquatorial Gunia sichert sich die Sowjetunion und neuerdings auch China ihren mili-tärischen Nachschub für ganz Westafrika. Der Hafen San Carlos für die Container-Schiffe, der frisch betonierte Airport für die Tupolews. Ihre militärische Materialschlacht im Krieg um Angola wäre sonst kaum möglich gewesen. Neuer-dings schickt Macías, der sein Land von der Außenwelt sonst abgeriegelt hält - kein Student darf im Ausland studieren -, seine Soldaten zur Ausbildung nach Moskau.
"PAPA IST TOT"
Kaiser Bokassa I., er weinte noch, als Charles de Gaulle (*1890+1970) starb ("Papa ist tot, Papa ist tot"), will seit zwei Jahren mit jeder ideologischen Macht paktieren, die ihm - er verbraucht 35 Prozent des Staatshaushalts für private Zwecke - und seinem bankrotten Land Geld bietet. Bokassa: "Jetzt bin ich bereit, jeden willkommen zu heißen, ob er Europäer, Chinese, Russe, Afrikaner oder Amerikaner ist." Die Chinesen ließen sich dies nicht zwei Mal sagen.
LA FRANCE - "VOLK VON SCHWULEN "
Frankreichs Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing (1974-1981) war dann doch wieder der erste Besucher, nachdem Bokassa einige Wochen zuvor die Franzosen als ein "Volk von Schwulen und Ganoven" herabgewür-digt hatte. Auf dem Flughafen von Bangui gab's 44 Küsse und Lobeshymnen auf den Diktator. Giscard d'Estaing über Bokassa: "Frankreichs bester Freund in Afrika." Eine 20-Millionen-Dollar-Kredit hatte der Franzose im Reisegepäck.
MIG-JÄGER FÜR AFRIKA
Ugandas Staatschef Idi Amin, dem der Westen auf Grund seiner Allmachtsträume, Unberechenbarkeit und Finanznot keine schweren Waffen mehr ins Land schickt, ließ sich die von den Israelis beim Entebbe-Angriff zerstörten russischen MIG-Jäger durch Libyens Revolutionsführers Oberst Muammar al-Gaddafi ersetzen. Seit Paul VI. (*1897+1978) "den größten Führer Afrikas" (Amin) nicht mehr zur Privat-Audienz empfängt und auch die von ihm so geliebte Queen Elizabeth ihm die Einreise zu der Commonwealth-Konferenz nach London nicht mehr ermöglicht, hat er den letzten britischen Diplomaten außer Landes gejagt. Seither sind die Russen mit fünfhundert Militärberaters in Kampala, und die Palästinenser, die seine neue Leibgarde bilden, weil er den einheimischen Soldaten nicht mehr traut, besser im Geschäft denn je. Und Ghaddifis 50-Millionen Mark für Waffen und Munition hat der General schon gut angelegt. Die NATO-Schnell-feuergewehre, mit denen er seine Soldaten noch zum sechsten Jahrestag der Machtübernahme paradieren ließ, sollen abgeschafft werden. Amins Tagesbefehl lautet: "Schafft mir die Kalaschnikow an."
CARRERA-BAHN AUS PARIS, WHISKY AUS LONDON
Zum Westen unterhält Amin zur Zeit nur privaten Kontakt. Aus Paris ließ er sich eine Carrera-Bahn schicken, mit der er in seiner Freizeit spielen will. Und aus London kommt alle vier Wochen Whisky-Nachschub. Dafür schickt Idi Amin eine Boeing 707 der "Uganda Airlines" an die Themse. Seine Marke: Johnnie Walker black label, denn die trank schon sein britischer Major Iain Grahame.
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POSTSCRIPTUM. - In einem von Idi Amin im Oktober 1978 begonnenden Krieg gegen Tansania, (Operation Magurugur) kam es im April 1979 zu einer militärischen Gegenoffensive. Tansanische Truppen nahmen gemeinsam mit Exil-Ugandern im April 1979 die Hauptstadt Kampala ein. Amin musste fliehen; zunächst nach Libyen, sodann in den Irak. Schiesslich gewährte im die saudi-arabische Regierung Asyl unter der Bedingung, dass er sich nicht mehr politisch betätige und zum Islam konvertiere. In der Stadt Dschidda lebte Idi Amin in einer Regierungsvilla bis zu seinem Tod. Er starb am 16. August 2003 nach längerer Zeit im Koma an Bluthochdruck und Nieren-versagen. Nach Schätzungen von Menschenrechts-organisationen kamen während seiner achtjährigen Gewaltherrschaft in Uganda zwischen 100.000 und 500.000 Menschen ums Leben. Für seine Verbrechen an der Menschheit hatte sich Idi Amin vor keinem Richter, vor keinem internationalen Gerichtshof der Menschenrechte zu verantworten.
Jean-Bédel Bokassas Tyrannei endete im April 1979. Seinerzeit ließ er noch Schüler- und Studentenunruhen in seinem Land mit Hilfe von regulären Truppen aus Zaire niederschlagen. Zahlreiche Jugendliche wurden inhaftiert, weil sie gegen das Tragen der staatlich ver-ordneten Schuluniformen protestiert hatten. In Bokassas Gefängnissen folterten und mordeten zu dieser Zeit seine Schergen über 100 Kinder. Ent-scheidend war, dass Bokassas Schutzpatron Frank-reich sich von seinem Schützling distanzierte, ihn nicht mehr finanziell unterstützte und zum Umsturz freigab. So gelang dem ehemalige Präsident David Dacko die Machtübernahme, während sich der Gewalt-herrscher zu einem Staatsbesuch in Lybien aufhielt. Das Kaiser-reich wurde abgeschafft, die Republik wieder herstellt. Am 26. Dezember 1980 wurde Bokassa in Abwesenheit wegen Mordes, Folter, Korruption und Kanni-balismus zum Tode verurteilt. Unterdessen lebte Bokassa im Schloss Hardicourt westlich von Paris mit zehn seiner 55 Kinder und einer Freundin. Seine 18 Ehefrauen hatte er in seinem Kaiserreich zurück-lassen müssen. Vom französischen Staat erhielt Bokassa als ehemaliger französischer Hauptmann nach 23 Dienstjahren eine Pension von etwa 1.000 Euro. Am 23. Oktober 1986 kehrte Bokassa wieder in die Zentralafrikanische Republik zurück, abermals inhaftiert und am 12.Juni 1987 erneut zum Tode verurteilt. Der Richterspruch blieb auch dieses Mal nur von kurzer Dauer, wurde am 29. Februar 1988 in lebenslange Zwangsarbeit umgewandelt und löste sich letztendlich im Rahmen der Generalamnestie des Präsidenten André Koingba (1981-1993 ) in Wohl-gefallen auf. Jean Bédel Bokassa starb im Alter von 75 Jahren am 3. November 1996 in Bangui an einem Herzinfarkt. Er hinterließ 17 Frauen mit etwa 54 Kindern.
Franciso Macías Nguema wurde am 3. August 1979 durch seinen Neffen gestürzt. Er galt neben Jean-Bédel Bokassa und Idi Amin als der grausamste Diktator Afrikas.Wegen seines Kampfes gegen Intellektuelle wurde er auch mit Kambodschas Millionen-Schlächter Pol-Pot (*1928+1997 ) verglichen.Die Zahl der Todes-opfer seiner Schreckensherrschaft beläuft sich zwischen 10.000 und 50.000. Mehr als hunderttausend Menschen befanden sich auf der Flucht. Ein Gericht sprach ihn des Völkermords, Menschenrechtsverletzungen für schuldig und verurteilte ihn zum Tode. Die Hinrichtung wurde am 29. September 1979 durch marok-kanische Soldaten vollstreckt.
Afrikas Schreckensdiktaturen haben im Laufe der Jahrzehnte ihr Hauptaugenmerk, ihre Schwerpunkte verlagert, gleichwohl ungebrochene Kontinuitäten, brachiale Missachtungen des Völkerrechts nicht ver-loren. Immer noch und und wieder immer dominieren Ängste, Todesängste, Ängste vor Folter Vernichtung, Ausrottung. - Irrationalismen dieser Jahre, Horrorbilder aus dem 21. Jahrhundert. Mit Robert Mugabe seit 1987 Präsident von Simbabwe tritt dieses Mal ein in England ausgebildeter Aka-demiker in die Fußstapfen blutüberströmter Profile. Menschenrechtsver-letzungen, Torturen, Verschleppungen begleiten seine Macht, die er seit dem Jahre 1980 ausübt. Das Abschlachten, auch Vertreibungen weißer Landbesitzern durch soge-nannte zum Hass aufgestachelte "Veteranen" geht auf sein Geheiß zurück. Hungersnot, Wirtschaftskrise, Hyperinflation, Tausende ermorderter Menschen - und "Wählerstimmen", die er seit Jahrzehnten zu seinen Gunsten zu falschen ver-steht. - Wahlbetrug. Der eigentliche Sieger zur Präsidentenwahl hieß anno 2008 Morgan Tsvangirai. - Dieser mutige Mann hatte im Jahre 2007 Mugabe-Folter am eigenen Leid erfahren, hat Angst um sich, noch größere Furcht auch um seine Anhänger; vor Folter in Kasernen, Misshand-lungen auf offener Straße, Massenvergewaltigungen oppositoneller Frauen in Stadien, auf Plätzen - vor gezielten Todesschüssen.
Wie sagte noch Südafrikas Erzbischof Desmond Tutu: Mugabe ist die "Karikatur eines afrikanischen Diktators" - Posthum sind Amin, Bokassa und Macías in diesem blutgetränkten Zimbabwe nah - in Harare hautnah.

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