Sonntag, 30. November 2008

Französische Résistance - Leise, bescheiden, einfühlsam - zum Tode von René Collet (*1926+2008)


























René Collet, Maurer, Widerstandskämpfer, Museumsgründer (*1926+2008)

-----------------------------------------------------------------------------
Ich lernte René Collet im Herbst 1992 in seinem Museum kennen; dort draußen im kleinen, romantisch angehauchten Nantua zwischen Lyon und Genf im Département Ain. Dort hatte er in aller Stille und ohne großzüngig inszeniertes Drumherum in emsiger Kleinarbeit sein überschaubares Museum aufgebaut - in früheren Gemäuern eines Stadtgefängnisses. - Das Museé de la Résistance - des französischen Widerstands.
GESCHICHTE ALS AUFTRAG
Da saß er nun an seinem winzigen Schreibtisch Stund' um Stund', blätterte in vergilbten Fotoalben der Zeitgeschichte, sichtete zerfledderte Dokumente - Zeugnisse französischer Frauen wie Männer;aber auch Ereignisse deutscher Soldaten während ihrer Besatzung Frankreichs in den Jahren 1942-1944. Er blätterte, er erinnerte beinahe so, als könne sich René von seiner in ihm ruhenden Wehmut jener Jahre nicht trennen oder verabschieden wollen. Trauerarbeit. Geschichte als Gegenwart, als Auftrag kommender Generationen ohnehin. Ich fand die Tür zu ihm, weil mich die Rolle der französischen Frauen im Widerstand interessierte. René wusste Bescheid, leise, behutsam nicht anmaßend schilderte er den Aberwitz jener Schreckens-Jahre. Bescheiden waren seine Worte, nachempfindend seine Geste wie Hinweise, dass auch die Deutschen nicht nur Besatzer waren, gleichsam Opfer von Fanatismus und Rassenwahn.
EIGENEN ATEM ZULASSEN
Aber, was will uns das heutzutage noch sagen; in einer Ära schnelllebiger Begriffe des modernen, hastig vermarkteten Lebens, wo doch Vergangenes entwurzelt aus der Mode gekommen zu sein scheint? In welch einem Kontrast stand da das Leben des René Gollet . Er ließ seinen Geprächspartner den eigenen Atem, konnte zuhören, zulassen, ergänzen, erwidern - unerlässliche Zeitgeschichte erlebbar nahe bringen. Toleranz und teilnehmende Beobachtung nennt man das wohl immer noch. Ich kam mir als weitgereister Journalist wie ein Schüler vor, der ich auch war, dem trotz aller hastigen weltumspannenden Reisen ein Stück Frankreich inmitten vitalen Provinzen verborgen geblieben war. Lernmomente bei René Collet im kleinen, verwinkelten Museé de la Résistance zu Nantua. Maurer hatte er gelernt. Und viele Schulklassen fanden zu ihm.
RENÉ COLLET IST FRANKREICH
Als ich mich von ihm verabschiedete, wurde mir klar, was bedeuten schon üppig daherkommende Aufmärsche zu Paris, was bedeutet schon großes für Fernsehkameras dargebotenes Politik-Theater ? Wer die Identität des Mannes René Collet nicht begreift - der versteht auch Frankreich nicht; seine Identität, seine Kerngedanken, seine Geschichte, seine Kultur. Wie heißt es noch so schön: Man kann nicht immer große Dinge tun, aber man kann in die kleinen Dinge etwas Großes legen. Das war René Collet und sein französische Lebensgefühl - für mich allemal.

Reimar Oltmanns


===============================================






Bourg-en-Bresse, 30. November 2008 (ergänzende Übersetzung)
=======================================

"René Collet starb nach einem alltäglichen Leben, das hätte eigentlich nicht banaler sein können. Möchte man meinen. Aber das Schicksal, sein Lebensweg wollte ein ganz anders.
KÜHE GEHÜTET
Frühzeitig musste René die Schule verlassen, bescheiden waren die Mittel seiner Eltern, galt es viele Mäuler zu stopfen - Kühe hatte René in Evron zu hüten. Die Massen-Verhaftung in der französischen Bevölkerung durch die Deutschen vom 14. Dezember 1943 sollte sein Leben prägen wie das zahlreicher Familien im Städtchen Nantua. Damals war René 17 Jahre alt; auch er sollte festgenommen werden, obwohl die Deutschen nur die Männer 18 und 40 verhaften sollten.
WIDERSTANDSKÄMPFER IM MAQUIS
Der Zug zur Deportation war schon abgefahren, als René mutig und couragiert aus dem Zug ins Gelände sprang. Seine Flucht führte René zu den Widerstandskämpfer im Maquis. Ihre Ideale von einem befreiten, demokratischen Frankreich der Menschenrechte - das war auch alsbald seine Ideale. In den Höhen in Haut-Bugey und Haut-Jura führte René Collet bis im September des Jahres 1944 den Kampf der französischen Résistance. Als Freiwilliger trat er der 27. Alpenverfeinigung an der Alpenfront bei. Einmal war er in Paris - das war der Tag, an dem René Collet am 18. Juni 1945 auf dem Camps Elysées an General Charles de Gaulle vorbeimarschieren durfte. Das war es dann auch, bezeichnete er sich doch selbst als ein "Widerstandskämpfer der Basis". Eine Zurückgenommenheit, die ihn sein Lebenlang begleiten sollte.
MAURER VON HAUSE AUS
Das Maurerhandwerk hatte er gelernt - und sich letztendlich in Nantua mit einem von ihm gegründeten Verein sein eigenes Museum des Widerstands und der Deportation gebaut, gezimmert, eingerichtet. Im Jahre 1986 wurde das Musuem in den Räumen eines früheren Gefängnis eröffnet. Exakt 22 Jahre, zwei Jahrzehnte führte René Collet vornehmlich junge Menschen, Schüler und Schülerinnnen aus Frankreich und Deutschland in seinem Museum zusammen, zeigte aus eigenem Antrieb Filme, Dokumente, Materialen, Bilder aus einer scheinbar verschollenen Ära, "damit sich solch ein Wahnsinn nicht wiederholen" kann. Verständlich, dass René in seinen sehr späten Jahren mit der Medaille der von der Deportation Geflohenen - und dem Kreuz des freiwilligen Kämpfers in der Résistance und im Krieg 1939-1945 ausgezeichnet wurde.

===================================
NANTUA: RENÉ COLLET S'EST ÉTEINT LE 28 NOVEMBRE 2008
===================================

René Collet s'est éteint après une vie qui aurait pu être banale. Mais le destin en décida bien autrement.

René quitta l'école pour garder les vaches à Evron,pour ôter une bouche à nourrir à la table de ses parents modestes. La rafle du 14 décembre 1943 allait ensuite marquer cette vie comme elle le fit pour bon nombre de familles de Nantua. René avait 17 ans et fut arrêté alors que les Allemands avaient pour consigne de n'arrêter que des hommes de 18 à 40 ans. La révolte et le courage de l'adolescent le firent sauter du train l'emmenant en déportation. Cette fuite l'amena à rejoindre les rangs des maquisards dont il épousa les idéaux. Il arpenmta ainsi les hauteurs du Haut-Bugey et du haut-Jura. René Collet mena le combat de la Résistance jusuq'en septembre 1944. Il s'engagea volontaire dans la 27eme divisions alpine (99ème RIA)sur le front des Alpes et défila à Prais sur les Champs Elysées devant le Général De Gaulle. Il sera démobilisé en juillet 1945.Plein d'humilité,il se décrivait comme "un maquisard de base ". Cette modestie ne devait jamais le quitter.

Sa vie active fut consacrée au bâtiment avant que sa santé n'interrompe sa vie professionnelle. A cette époque,il cofonda une association dont le but était la création d'un musée de la Résistance et de la Déportation à Nantua. Dès lors, René Collet se consacra beaucoup à ce projet.Son opiniâtreté, mêlée à celle de ses amis cofondateurs, aboutit à l'inauguration du musée dans les locaux de l'ancienne prison en 1986. René Collet était chevalier dans l'ordre National du Mérite.Il a reçu la médaille des évadés ,la croix du combattant volontaire de la Résistance et la croix du combattant volontaire 39-45.

Sonntag, 31. August 2008

60 Jahre sind kein Tag. - 60 Jahre sind nicht das ganze Leben. Zum Geburtstag unseres Freundes - dem Buchhändler Hanns-Georg Jost in Bonn











































Bescheiden und belesen, umsichtig und hilfsbereit - das sind unveräußerliche Eigenschaften eines Buchhändlers aus altem Schrot und Korn. Zu Hanns-Georg Jost fühlte ich mich schon vor mehr als zwei Jahrzehnten in Bonn hingezogen; einfach deshalb, weil dieser Mann das liebte, worüber er sprach und tagein, tagaus sein Leben bestritt - das Buch.
.
Aus meinem Buchhändler vergangener Epochen ist unser Freund in Frankreich geworden. Immer, wenn es darum geht, deutsche Literatur, auch Schulbücher für französische Gymnasien über den Rhein zu schicken, ist es Hanns-Georg, der des Abends nach Geschäftsschluss Pakete versandfertig zu schnüren versteht. Er hätte Lyriker oder auch Politologe werden können - Hanns-Georg entschied sich für's Buch; damals dort drunten im abgedunkelten Keller seines schmalen Ladens, wo er als "Einzelkämpfer" begann und ihm der überflutete Rhein so manches Kopfzerbrechen bereitete. "Flüchten oder standhalten" - diese Frage hatte sich Hanns-Georg häufiger stellen müssen; vornehmlich als Politiker mit ihren Behörden nach Berlin auswanderten. Hanns-Georg hielt stand und blieb.
.
Mittlerweile kann sich Bonn-Kessenich mit einer stattlichen, gut sortierten Buchhandlung seines Namens schmücken. Die Buchhandlung Jost mit ihren Mit- arbeitern ist ein Beleg dafür, der Vermassung und Verramschung des Buches unnahbarer Handelsketten bis hin zur Unkenntlichkeit zu widerstehen. Gefragt ist der Mensch - vor und hinter dem Ladentisch; Fach- wissen, Freundlichkeit. Das Buch ist nämlich nicht nur Ware, die es zu verhökern gilt. Das Buch ist auch Idee, Ideengeschichte, Rückbesinnung, Perspektive, Auf- klärung gegen die selbstverschuldete Unmündigkeit - eben Lebensprofil, Identität.

.
Wir wünschen unserem Buchhändler und Freund Hanns-Georg Jost  zu seinem 60. Geburtstag ein bisschen Genugtuung für die still geleistete Kärrnerarbeit in diesen schrillen, schnelllebigen Jahren. Ruhe, Gelassenheit. Zeitlupentempo.




.
Herzlichen Glückwunsch und ein sehr langes Leben.

Jannick Boulle und Reimar Oltmanns (France)

Mittwoch, 7. Mai 2008

APO-Jahre - Hitler-Jahre: Knüppel um Knüppel in Hannover an der Leine und sonstwo Deutschland - in Erinnerung an den Polizistensohn Ralf Liehr*









































































 



Die Mörder sind unter uns, auch wenn sie nicht getötet haben. Ob als Hitlerjungen gegen die Juden, etwa im SA-Parteilokal "Schwarzer Adler" im niedersächsischen Schöningen (siehe Bild oben), oder später als Polizisten gegen Protestierer etwa der Rote-Punkt-Demonstration in Hannover Ende der sechziger Jahre - selbst Familien vermochten sich vorm Polizeiknüppel nicht zu schützen. Kinder erhängten sich.

von Reimar Oltmanns

Zum 41. Jahrestag der Außerparlamentarischen Opposition (APO) in Deutschland. - Er war noch sehr jung an Jahren, damals während der spontanen Demonstrationen, der Straßenschlachten, auch der "Rote Punkt"-Blockaden gegen unbotmäßige Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr. Mein weitaus jüngerer Cousin Ralf Liehr* in Hannover an der Leine schien noch unberührt vom jugendlichen Protest, nicht einmal 16 Jahre war er alt. Scheu war diese Junge, sehr sensibel zudem. Er redete nicht viel, blieb eher unnahbar, las lieber still in sich hinein. Wenn er sprach, dann meist bedacht und leise. Ich kannte ihn recht gut, früh hatten wir Freundschaft geschlossen, spielten in den ersten Jahren auf der Nordsee-Insel Borkum an den tosenden Stränden "Huckepack".
HITLER-JUNGE 

Ralfs Schicksal war sein Vater Lothar, der sich mein Onkel nennen durfte. Ein Mann, der mit dem Knüppel aufgewachsen, durch den Knüppel sozialisiert worden ist. "Privatunterricht" oder auch "Erklärungsmuster" für Braun-Röcke, wie man es auch nennen mag, das hatte er als HJ-Pimpf auch vom Polizeihauptmann und zeitweiligen KZ-Kommandanten zu Moringen Karl Stockhofe (Juni 1933) in den Wäldern des Elm bekommen. Da hockte HJ-Heißsporn Lothar mit seiner Schwester Lilli (Schöningens adrette BDM-Kassiererin) im Wiesengrund. Elm-Idylle: Schwester Lilli* fütterte einen beseelten KZ-Aufseher, Bruder Lothar lauschte wohlbedacht Stockhofes Aphorismen zu Lebensweisheiten des neuen "Herren-Volkes", beim Picknick versteht sich. Das Tausendjährige Reich zerfiel gottlob recht bald, Deutschland wurde befreit.
FOTO-IDYLLE ÜBERLEBTE
Die Fotos aus damaliger Zeit und nicht nur diese überlebten noch mehr als sechs Jahrzehnte. Es war halt für die Liehr-Familie mit ihrem weit verzweigten Familienanhang "die schönste Zeit ihres Lebens" (Schwester Lilli) - eine Jugend in Deutschland der Nazis." ... ... BDM-Dienst, weiße Bluse, schwarzer Rock, Turnhemd mit Harkenkreuz-Rhombus auf der Brust , natürlich die schwarzen Leinen-Turnschuhe auf den Füßen und einen allgegenwärtigen Bruder im Agitations-Gepäck; einem unverbesserliches Braun-Hemd-Jüngelchen, dem offenkundig zentral nur eines im Gedächtnis haften geblieben ist: Die "Bewunderung" seiner Schwester in schneidiger Uniform. "Was waren das doch für prächtige, unwiederbringliche Momente, Schwesterlein."
KZ MORINGEN

Im südniedersächsischen Camp Moringen (später Frauen-KZ) wurden seinerzeit vornehmlich Kommunisten, Arbeiter, Intellektuelle - unisono Juden interniert. Im kleinstädtisch geprägten Kleinbürger-Milieu deutsch-nationaler Gesinnung ging es seinerzeit zuvörderst darum, wie etwa der Hitler-Junge Liehr mit seinen Kumpanen im einst rot angehauchten Schöningen gegen örtliche Juden "zur Sache " zu gehen hat. Schließlich war er bereit, "für Deutschland zu sterben". Das wiederholte er gern und auch immer wieder - auch ungefragt. Da wurden überall in den blank gewienerten Gassen des Städtchens jüdische Läden kurzerhand ausgeräumt, Scheiben zerdeppert, Kassen geplündert, Frauen mit zerrissenen Kleidern auf den Marktplatz gezerrt, ihre Männer in SA-Gewahrsam nächtens gefoltert.
KLEINBÜRGERLICHE RADIKALITÄT 

Im Südosten Niedersachens , in Braunschweig und seinem Umland,etwa Schöningen, tritt seit jeher "kleinbürgerliche Radikalität an die Stelle des ländlichen Konservativismus", orakelte schon beizeiten Oberlandesgerichtspräsident Rudolf Wassermann (*1925+2008). Die Braunschweiger ließen sich schon oft von extremen Bewegungen mitreißen. In der Stadt Heinrich des Löwen zwangen 1918 die Bürger den Welfen-Herzog Ernst August (*1897+1953) zum Thronverzicht. Und dort, wo der sozialdemokratische Krankenkassen-Angestellte und spätere DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl (*1894+1964) zum Justizminister ernannt wurde. marschierten 1931 riesige SA-Kolonnen stundenlang durch das Stadt-Zentrum. 1932 wurde der Österreicher Adolf Hitler bekanntlich vom Braunschweiger Innenminister zum Regierungsrat ernannt, damit er deutscher Staatsbürger wurde und somit für die Reichstagswahl 1933 kandidieren konnte.
BRAUNE "KLEINSTADT-ELITE" 

Zu jener Zeit versammelte sich die "Kleinstadt-Elite" um den Hitler-Jungen Liehr im Städtchen Schöningen am Elm , all abendlich zum Fanfaren-Stoß vor dem stattlichen SA-Uniformgeschäft seiner Tante Grete Schloms auf dem Markt; ein Fanfaren-Stoß auf das "Tausendjährige Reich" - "Nun lasset die Fahnen fliegen", schallte das Liehr-Kommando in jenen Jahren in die Gassen hinein. Und zum Tanzen ging Hitlers Herrenrasse natürlich in den Legenden geschmückten "Schwarzen Adler" mit seinen prächtig ausstaffierten Parkettsaal - abends. Denn tagsüber schlugen SA-Mannen in seinen Kellerräumen auf den Kegelbahnen jüdische Mitbürger zum KZ-Abtransport in Viehwagen windelweich.
"SCHWARZER ADLER"

 Der Historiker Burkhard Jäger schrieb: "Viele ältere Schöninger kennen den 'Schwarzen Adler' noch aus eigener Anschauung. In den frühen sechziger Jahren ein Bauwerk (siehe Bild oben), dessen repräsentative Architektur in einem eigentümlichen Kontrast zu den Indizien für Verfall und Niedergang stand: blinde, teilweise eingeworfene Fenster, ein abblätternder grauer Fassadenanstrich. Im Jahre 1963 fiel das Gebäude der Spitzhacke zum Opfer, um Platz für das neue Rathaus zu schaffen. ... Es war das ehemalige NS-Parteilokal in Schöningen, eines der Folterzentrum der Nationalsozialisten, wie sie nach der Machtübernahme auch im Freistaat Braunschweig eingerichtet wurden.
PROTOKOLLE ... ...

 "Zum Schluss der Vernehmung fragte mich ..., ob ich Schläge bekommen hätte. Als ich ja sagte, bekam ich Schläge.
Er fragte mich, ob ich es noch zu sagen wagte, ich hätte Schläge bekommen, Als er mich wieder fragte, antwortete ich mit nein-
Jetzt bekam ich Schläge, weil ich fälschlicherweise nein gesagt hatte.
Als er mich wieder fragte, wusste ich nicht, was ich antworten sollte. Jetzt bekam ich Schläge, weil ich nicht geantwortet habe."
"Am 1. Mai 1933, einem Tage, als im Schwarzen Adler öffentlicher Tanz stattfand. wurden mein Bruder H. , ich und ein gewisser K. ... in den Tanzsaal geführt und von dem ... Söllingen dem tanzenden Publikum vorgeführt mit den Worten: 'Dies sind die größten Verbrecher aller Zeiten!' Die Tanzenden machten sich über uns lustig."
ABTRANSPORTE ... ...

 Erinnert sei hier an den Schöninger Einzelhändler Abraham Lauterstein - an Familie Kurt und Helene Heinemann, an den Lebensmittelhändler Kurt Gölsch oder an den Spediteur Hugo Kugelmann und viele Namenlose dieser Stadt. Private Dramen haben sich abgespielt, immer wieder Gewaltausbrüche, schlimmste Misshandlungen, bis endlich, ja endlich ein Viehtransporter die Malträtierten abholte. Atempause. Verschnaufpause. - Bus ins KZ, in den Tod. Wenn HJ-Pimpf Liehr noch nicht direkt am Folter-Einsatz beteiltigt sein durfte, sondern "nur" am Portal Wache stand, so hatte Ralfs Vater Lothar , den sie als "Löthchen" liebkosten, immerhin eines in die Nachkriegszeit mit "hinüberretten" können. Der Knüppel als Drohgebärde, der Knüppel als Ordnungsfaktor, als wegweisende moralische Instanz sozusagen.
WENDEHALS
 Zweifelsfrei war Hitler-Junge-Liehr, selbst in seiner Familie zuweilen als Knüppel-Liehr gescholten, auch nach dem Kriege ein Mann der ersten Stunde; zunächst als nächtlicher Kohlen-Dieb auf den Abstellgleisen des Bahnhofs, wo er mit Briketts beladenen Waggons seine Säcke füllte. Sodann ganz nach den Roman-Motto des Gottfried Keller (*1819+1890) "Kleider machen Leute", in der frischen eingepassten Ausgeh-Uniform der neu sortierten Ordnungshüter für den freiheitlichen Rechtsstaat: mit Koppel, Knüppel, Helm und Stiefel, Motorrads-Montur; Wendehälse mit hehren Lippenbekenntnissen.
AUSGEH-UNIFORM 

Naheliegend, dass Ralfs Vater sein "Knüppeltalent" nach dem Krieg nicht verkümmern ließ und bei der Bereitschaftspolizei zunächst in Wuppertal seinen sozialen Aufstief dingfest machte. Alle freuten sich, waren richtig stolz auf ihn, wenn er mit der frischen, pellfeinen Ausgeh-Uniform eines Polizisten Schöningens Niedernstraße, dem Geschäftsboulevard, hoch- und runter-, runter- wie hochmarschierte. "Siehe, da läuft doch "unser Löthchen", tönte es vom Butzenfenstersims des Fahrradhändlers Kröckel. Endgültig vergangen, vergessen schienen auch jene unliebsamen Momente, in denen sich "uns Löthchen" im verwaschenen "Blaumann" eines Elektriker-Lehrlings zu zeigen hatte. "Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre", weissagte er da.
SDS-REBELLEN
In Hannover an der Leine hingegen, in der weitläufigen Großstadt, in den offenbar verwegenen roten Gassen von einst - der Harmänner und jener "unappetitlicher SDS-Rebellen um den Klub Voltaire - ja da war Ralfs Vater Lothar Liehr mit Schlagstock, mit Schlagring in all den Jahren ein gefragter, ein erfolgreicher Mann; Herrenjahre. Beförderung um Beförderung kletterte er in der Rangskala eins rauf: Einsatz um Einsatz, Straßenzug um Straßenzug haute er im Trommeltakt auf Köpfe junger Menschen; auch zwei Mal, wenn es sein musste und alle "so erregt schienen" . gar bis an die Einfahrt-Schranke zum Krankenhaus. Immer "druff, feste druff. Heidewitzka Herr Kapitän", konnte er sich auch Tage danach noch aufbrausend ereifern.
RUTE FÜR RUTE

 Irgendwie nachvollziehbar, dass sich solch gewissenhafte "Ordnungshüter" unter SPD-Regie auch noch Dienstschluss von ihren Schlagstöcken nicht trennen mochten; dieser "Talisman" für Liehr wohlbedacht zum Küchenbesteck am Esstisch mitzählte. Familienvater Liehr hatte ihn jedenfalls gleich griffbereit neben seinem Stuhl platziert, vorsorglich. Mutter Ramona* war deprimiert. Auch diese Rute hatte sie ja schon zu spüren bekommen. Sie reichte alsbald die Scheidung ein und schloss sich einem anschmiegsamen Schoko-Bäcker an. Immer, wenn Sohnemann Ralf beim Essen vergaß, seinen Arm zu heben, "gab es vom Vater mit dem Knüppel eines auf die Rübe". - "Wer nicht hören woll, muss fühlen", bollerte er lapidar. Jedenfalls bis zu jenem denkwürdigen Abend, an dem nach einem gezielten Tränengas-Einsatz gegen Jugendliche am "Aegi" in der niedersächsischen Metropole", auch der Junge Ralf am Tafelgedeck noch sein Schlagquantum verabreicht wurde. Ralf rannte aufgebracht schreiend, brüllend, weinend aus dem Mietshaus in der Dietrichstraße 10. Seither war er für seinen Vater "irgendwie verschwunden", nicht mehr ansprechbar - bis zum Stankt-Nimmerleinstag, verlautbarte es da.
SELBSTMORD 

Einige Jahre später erhängte sich Sohnemann Ralf an einem Baum in Hannovers Innenstadt. Prügel, Zerrüttungen in der Familie, Leistungsdruck, Vereinsamung - Langzeitfolgen. Ralf Liehr*, geboren am 15. Mai 1957, gestorben am 1. Dezember 1976. Seit nunmehr vier Jahrzehnten ist mein Cousin Ralf "Persona non grata" - kein Bild, keine Briefe, keine Gespräche, keine Erinnerungen. Ausradiert. - Friedhof, wenn überhaupt, unbekannt.
DEUTSCHE VERHÄLTNISSE 

"Aus Lügen, die wir glauben, werden Wahrheiten, mit denen wir leben",dichtete der Kabarettist Oliver Hassencamp (*1921+1988). Spuren verwischen, damals wie heute. Ich denke auch nach Jahrzehnten noch an ihn und an seine bedrückenden Verhältnisse, in denen er zu leben hatte, mein Cousin Ralf. - Deutsche Verhältnisse.


------------------------------------------
*) Namen vom Autor geändert
*) Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig, vom Verfasser nicht beabsichtigt.
*) Literatur: Burkhard Jäger: Nationalsozialismus in Schöningen - Spuren. Ereignisse. Prozesse. ISBN: 3-932082-18-4, Schöningen, 2006
*) Literatur Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hrsg): Der Ort des Terrors - Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 2. ISBN: 3 406 52962 3, München, 2005

Dienstag, 6. Mai 2008

Les années APO en Allemagne - La matraque et encore la matraque à Hannovre sur la Leine - En souvenir de Ralf Liehr*, fils de policier


Les assassins sont parmi nous, même s'ils n'ont pas tué. Actifs, que ce soit en tant que membres des jeunesses hitlériennes, contre le Juifs, comme par exemple dans les locaux des SA au "Schwarzer Adler" à Schöningen en Basse-Saxe (voir aussi la photo cidessus), ou plus tard comme policiers contre des manifestants, comme par exemple lors de la " manifestation Point Rouge" à Hannovre fin des années soixante. Même la propre familie ne pouvait éviter la matraque policière. Des enfants se sonst perdus.

de Reimar Oltmanns

A l'occasion du quarante et unième anniveraire de l' APO (opposition extra-parlamentaire ) en Allemagne. - Il était encore très jeune à l'époque des manifestations spontanées, des combats de rues ainsi que du "Blocus point rouge" contre des augmentations inadmissibles des tarif des transport en commun. Bien plus jeune que nous, mon cousin Ralf Liehr*, à Hannovre sur la Leine ne semblait pas être concerné par le mouvement de protestation des jeunes, il n'avait pas encore 16 ans. Ce garçon plutôt timide, était de plus très sensible. Il ne parlait pas beaucoup , il se tenait plutôt en retrait, préférairt lire. Quand il parlait, c'était la plupart du temps d'une façon réfléchie et discrète. Je le connaissais bien, nous sommes vite devenus amis, les premières années de notre amitié, nous jouions à "saute-mouton" sur les plages de l'île de Borkum dans le vacarmes de la Mer du Nord.
MEMBRE DES JEUNESSES HITLERIENNES
Le destin de Ralf fut marqué par son père Lothar* qui était aussi mon oncle. Un homme qui avait grandi avec la matraque, avait été socialisé avec la matraque. "Cours particuliers" ou bien aussi "exemples d'instruction" pour des chemises brunes, quel que soit le qualificatif que l'on donna à cette formation, Lothar Liehr*, jeune garçon des jeunesses hitleriennes, se l'était vu dispenser dans la forêt Elm par Karl Stockhofe, officier de police et commandant du camp de concentration de Moringen (Juin 1933). Ludwig, garçon fanatique des Jeuneusses Hitlériennes, se trouvait au fond de vallée avec sa soeur Elisabeth Lilli* (caissière et dégourdie à Schöningen), membre du BDM (ligue des jeunes filles). Une idylle dans l'Elm: Elisabeth Lilly donnant la becquée à un garde de camp de concentration, son frére Lothar écoutant avec attention des aphorismes de Stockhofe, assénés au nom nouveau "peuple de maître", le tout au cours d'un pique-nique, bien entendu. Le fameux empire millénaire allait - pour le bein l'humnaité - s'ecrouler, l'Allemagne fut libérée.
"LA PLUS BELLE PÈRIODE DE SA VIE"
Les photos prises à cette époque, et pas seulement les photos survécurent au cours de plus de six décennies. Ce fut pour toute la famille à Schöningen sur la place du marché assurément "la plus belle période de sa vie"(dixit Elisabeth Lilly). - Une jeunesse dans l'Allemagne des nazis ... ... Service au sein de la ligue des jeunes filles, chemisier blanc, jupe noir, veste de sport avec le losange de la croix gammée sur la poitrine et les chaussures de sport en toilke noire, son frére présent partout, pour lequel est restée de toute évidence en mémoire: l' "admiration" de sa soeur en uniforme éclatant.
CAMP DE CONCENTRATION
Dans le camp de Moringen (plus tard un camp de concentration pour femmes), situé dans le Sud de la Basse-Saxe, on interna à l'époque avant tout les communistes, des ouvriers, des intellectuels - en même temps que les Juifs. Dans le milieu petit-bourgeois nationaliste de nombreuses families d'une petite Ville, il s'agissait par contre avant tout, pour Ludwig en tant que chef dans les Jeunesses Hitlériennes (HJ) d'en "venir au fait" avec ses copains contre des Juifs dans le Schöningen à coloration rouge à l'époque. Il était finalement prêt à "mourir pour l'Allemagne". Il aimait le répéter-même sans qu'on ne lui demande. Dans toutes les ruelles proprettes de la petite ville, des magasins juifs etaient vidés systematiquement, des vitres cassés, des tiroirs-caisses pillès.
L'ELITE D'UNE PETITE VILLE
A cette époque, les héros de la jeunesse hitlérienne se ressamblaient tout les soirs pour faire sonner le clairon sur la place du marché devant l'imposant magasin de sa tante Grete Schloms, commerçant en vêtements pour les SA: Une sonnerie de clairon comme satisfaction; une sonnerie de clairion à la gloire du -, faisait résonner le commando Ludwig Liehr, au cours de ces annès, dans les ruelles. Et pour danser "l'élite extremiste d'une petite ville" de Adolf Hitler, se rendait bien sûr au ("Aigle Noir"), un local décore de légendes, disposant d'une salle de dans magnifique - le soir. Car pendant la journée, dans les sous-sols de cet établissement les sbires des SA rossaient les Juifs pour lies livrer ensuite au transport dans les wagons à bestiaux vers les camp de concentration.
TRANSPORTS
Que l'on se souveinne ici du commerçant Abraham Lauterstein - de la famille Kurt et Helene Heinemann. Les gens ont connu des drames dans leur vie, sans cesse de la violence, les pires exactions jusqu'à ce que enfin - un transporteur de bétail vienne chercher les victimes. Une pause. Un bus pour le camp de concentration, vers la mort. Même si, en tant que jeune gars des Jeunesses Hitlèriennes, il n'avait pas le droit de participer directement aux actions de tourture, mais montait "simplement" la garde á l'entrée ("Ils étaient tellement méchants"), il y a tout de même quelque chose quew le père de Ralf Lothar Liehr a pu "censerver" jusqu'à l'époque d'après-guerre. La matraque comme outil de menace, la matraque comme facteur d'ordre, pour ainsi dire poteau indicateur.
L'UNIFORME DE PARADE
On peut facilement concevoir que le pére de Ralf n'ait pas laissé s'éteindre, après la guerre, son "talent à maniuer la matraque" et ait assuré son ascension sociale auprès de la police. Tours étaient contents, étaient fiers de le voir son uniforme de parade tout neuf, de voir ce policier avec la dragonne, la matraque, le pistolet, remonter la Niedernstraße de Schöningen le boulevard commerçant. "Regarde, violà notre Lothar qui passe" entendait-on depuis l'encadrement de la vitrine du marchaned de bicyclettes Kröckel. Définitivement révolue, oubliée cette période désagréable où "notre Lothar" devait se montrer électricien. "Les annès d'apprentissage ne sont par des années maître", prédisait-il alors.
LES REBELLES DU SDS (mouvement des étudiants socialistes)
Par contre, à Hannovre sur la Leine, dans cette grande métropole, dans ces ruelles jadis rouges, ostensiblement insolentes, ces ruelles des Harmänner et, autour du Club Voltaire, des rebelles du SDS à l'aspect peu appétisant, c'est là que le père de Ralf, Lothar Liehr* , avec sa matraque, son scoup de poing américan était un personnage important, efficace; des annès de maître. De promotion en promotion, il gravit le écholons, intervention après intervention, cortège après cortège, il frappait les jeunes gens sur la tête comme sur des tambours; même deux fois s'il le faillait et tours "semblaient si exites" voire jusqu'à la barrière d'entrée l'hôpital. Toujours selon le slogan: "Vla, boum, boum, mon capitaine", aimait-il à l'évoquer avec enthousiasme les jours suivants.
LE FOUET ET TOURJOURS LE FOUET
On peut d'une certaine façon comprendre que de tels "garants de l'ordre" sous la régie du SPD, n'avaient pas envie de séparer le leuts gourdins après le service, que ce "talisman" faisait délibérément partie de la vaisselle à öa maison. Il'avait placé à portée de main, à côté de sa chaise, pour le cas-où, Ramona*la femme était dérimée. Ce fouet, elle
en avait elle-même déjà suibi les coups. Elle finit par demander de divorce. Toutes les fois où le gamin Ralf oubliait de lever lies coudes de la table en mangeant, son père lui en "mettait un coup sur la tranche". - "Qui ne veut
entendre, doit ressentir", assénait-il d'une façon lapidaire. En tout ca jusqu' à ce soir fatidique, après une journée marquée pour son père par une intervention avec des grenades lacrymogène sur l'Aegi "dans la métropole de Basse-Saxe, le jeune Ralf reçut lui aussi sa ration de coups. Choqué, Ralf se sauva, criant, hurlant, pleurant, il quitta l'appartement de 'immeuble 10 de Dietrichstraße. Depuis ce moment-la, il avait pour son père "d'une certaine façon disparu" plus question de parler de lui - jusqu'à la saint Glinglin, fut-il dit.
SUICIDE
Quelque annès plus tard, il s'est pendu à un arbre dans le centre-ville de Hannovre. Coups, bouleversements dans la familles, pressions, solitude. De longues séquelles, Ralf Liehr * , ne le 15. mai 1957, décédé le 1. decembre 1976. Cela fait maintenent plus de quarante ans que mon cousin Ralf est "persona non grata". Pas de photo, pas un mot, pas de souvenis. Le cimetière - s'il en a un - inconnu.
ETAT DES CHOSES EN ALLEMAGNE
"Les mensonges auxquels nous croyons deviennent les vérités avec lesquelles nous vivons", écrivait Oliver Hassenkamp (*1921+1988). Les tracea disparaissent, jadis comm penser à lui et aux conditions de vie oppressantes qui lui furent imposées. Mon cousin Ralf. A la recherche de trace sur une terre brûlée.


---------------------------------------------------
*) Changement de nom
*)ressemblance avec quelqu'un d'autre est accidentel
*) bibliographie: Burkhard Jäger: Nationalsozialismus in Schöningen - Spuren. Ereignisse. Prozesse. ISBN: 3-932082-18-4, Schöningen, 2006
*) bibliographie: Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hrsg): Der Ort des Terrors - Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 2, ISBN: 3 406 52962 3, München, 2005

Freitag, 2. Mai 2008

La revolte quarante ans après - C'était en mai 68 dans l'Ain


<68>, Reimar Oltmanns, ex grand reporter et compagnon de route de Gerhard Schröder, aujourd'hui écrivain á Seillonnaz, dans le Bugey, l'a d'abord vécu d'outre Rhin. "Régler les comptes avenc les vieus papas."






Voix de l'Ain, Bourg-en-Bresse
du 2 mai 2008
de Etienne Grosjean



<68>, Reimar Oltmanns, ex grand reporter et compagnon de route de Gerhard Schröder*, auhourd'hui écrivain á Seillonnaz, dans le Bugey, l'a d'abord vécu d'outre Rhin. "A la télé, á la radio, dans les journaux, on enten-dait beacucoup parler de ce qui se passait en France. Les jeunes Allemands regardaient cela avec beaucoup d'envie. Une telle révolte aurait difficilement pu avoir lieu chez nous, alors que les revendications de la jeunesse étaient les mêmes."

Reimar, alors âge de 19 ans, part sac au dos, direction Lyon, chez son correspondant et ami français Jean-Louis, "pour voir ce qui se passait vraiment". Le voyage est épique. Bloqué une première fois à la frontière, Reimar finira par gagner l'Hexagone dans un coffre de voiture. "C'était la seule solution. J'ai fait du stop et des gens de l'Ain se sont arrêtés. Ils m'ont conduit à bon port", dans la clandestinité. Il se rappelle avec émotion des manifestations, "des barricades au centre de Vaise", des courses poursuites avec la police. Et sourtout "de cette solidarité, des étudiants et des ouvriers qui marchaient mains dans la main".

Un mouvement de fond, qui a irradié le monde entier, "en particulier l'Allemagne où les mouvements de jeunes ont été stimulés par ce passait en France."

Il s'aggissait de rompre avec un système usé: "Mai 68 a permis que l'on s'intéresse à la conscience des jeunes et à la jeunesses de régler ses comptes avec les "vieux papas".

Selon lui ce mouvement a insufflé une indispensable bouffée d'oxygène à la societé et permis des avancées maheures sur a condition des femmes, le développement de la sociologie et des sciences humaines ... Et le fondement de cette révolution, c'était la recherche d'une autre vie, d'une autre façon de vivre (...). Cela a contribué à ce que je me sente si bien en France."

* ancier chancelier allemand

Donnerstag, 21. Februar 2008

Zeitgeschichte: Reiche Kommunisten von einst - Unaufhaltsamer Niedergang der PCF in Frankreich

























---------------------------------
stern, Hamburg
16. März 1978 / 06. November 2008
von Reimar Oltmanns
und Peter Koch

--------------------------------


Russische Kuriere schmuggelten bis in die fünfziger Jahre Dollarnoten und Goldbarren nach Frankreich , um ihre notleidenden Genossen beim Kampf gegen das kapitalistische System zu unterstützen. In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war der damalige KP-Chef Georges Marchais (*1920+1997) auf die Hilfe aus Moskau nicht mehr angewiesen. Der Arbeiter-Sohn und Maschinenschlosser steuerte inzwischen ein gigantisches Wirtschaftsimperium. Von Tante-Emma-Läden über Supermärkte, vom kleinen Buchhandel bis zur Großdruckerei, vom Reisebüro bis zum Möbelhaus. Frankreichs Kommunisten machten seinerzeit von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt Profit. Selbst wenn in Stadtparlamenten öffentliche Aufträge vergeben wurden, wirtschaftete die KPF über Mittelsmänner auf eigenes Konto. Jahrzehnte später: Schulden über acht Millionen Euro Defizite. Die einst vom brasilianischen Star-Architekten Oscar Niemeyer erbaute KPF-Parteizentrale öffnete sich als Schauplatz obskurer Modeschauen, gar christlicher Wohlfahrt-Veranstaltungen. Ursache: Mitgliederschwund, Geld-Desaster, Vertrauens-schwund - und aus Moskau keinen Cent mehr dazu. Rück- und Ausblick. Abgesang einer Epoche.
Geld ist die Verbrüderung der Unmöglichkeiten. Es zwingt das sich Widersprechende zum Kuss". Was Karl Marx (* 1818+1883) Mitte des 19. Jahrhunderts im "Kapital" philosophierte, führten gut 100 Jahre später Frankreichs Kommunisten in der Praxis vor: Angetreten zum Kampf gegen die großen Monopole, baut die KPF selbst riesige Wirtschaftskonzerne auf. Und im Kampf gegen die Kapitalisten marschieren vorweg parteieigene "Kapitalisten". An ihrer Spitze der 57 Jahre alte Bauer, Winzer, Tierzüchter, Obsthändler und Unternehmer Jean-Baptiste Doumeng (*1920+1987). Moment-Aufnahmen aus dem bizarren Leben eines kommunistischen Spitzen-Funktionärs in Frankreich; aufgenommen vor mehr als drei Jahrzehnte; jenen reichen Partei-Jahren. Retrospektive. Geschichts-Stunde.
DIOR-BRILLE MIT LENIN-PLAKETTE
Auf dem Telefonbord des Jean-Baptiste Doumeng liegt das Dior-Brillenetui gleich neben der Lenin-Plakette. In der Bücherwand gegenüber stehen die Bibel und die Schrift des einstigen französischen KP-Prominenten Jacques Duclos (*1896+1975) über "die erste Internationale". Es war eben der markante Duclos, der jemals das beste Wahlergebnis für die KP in Frankreich erreichen konnte - bei der Präsidentschaftswahl 1969 mit 21,27 Prozent aller Stimmen. - Lang, lang ist's her. Indes: Vor dem Doumeng-Anwesen sind kreuz und quer die sechs Wagen der vierköpfigen Familie geparkt: Citroen CS, Mercedes und Landrover für den Hausherren, Renault R 16 für die Hausfrau. Alfas 2000 GTV für die beiden Söhne. Auf dem der Alfas liegen mit Hammer und Sichel geschmückte Mitgliedskarten der kommunistischen Jugendbewegung.
IN DEN BERGEN DER PYRENÄEN
Dem Stilleben entspricht der Lebensstil - auch in längst vergilbten Epochen. Sonntagmorgen im südfranzösischen Noe: Jean-Baptist Doumeng, der Hausherr in Windjacke und karierter Mütze inspiziert per Landrover einen Teil seiner Ländereien. Alles ist nicht zu schaffen in dem riesigen Gebiet, das sich in der Ebene der Haute-Garonne vor den schneebedeckten Bergen der Pyrenäen im Süden Frankreichs erstreckt. Nur schnell vorbei an den Fußballfeld großen Rinderstallungen - 1.000 Stück Vieh werden hier pro Woche verkauft. Weiter geht's über holprige Feldwege und das eigene Flüsschen hügelan zur Perle des Besitzes: dem Reitstall mit den Araber-Vollblütern.
PRIVATE REITHALLEN
Wie viele Pferde es sind ? Der Hausherr weiß es nicht: "Zehn, vielleicht 20." Sohn Michel,23, und Mitglied der kommunistischen Jugendbewegung, der mit einem der Hengste als Springreiter an der nächsten Olympiade in Moskau teilnehmen will, korrigiert: "Es sind 24." Neben den Stallungen die private Reithalle, so groß, dass sie gut als Hangar einer Boeing 707 dienen könnte. Dahinter dann der offene Parcours. Auf dem Rückweg ein kurzer Stopp vor einem Haus aus unverputztem Feldstein, davor ein Hühnerstall und ein kleiner Blumengarten. Es ist das Geburtshaus des Patron, sein Vater war Tagelöhner; seine Mutter, die als Amme die Kinder begüterter Bürger im nahen Städtchen Noé nährte, starb hier an Auszehrung, als der Junge Jean-Baptist 16 Jahre alt war.
WÖLFE JAGEN
Bei der Rückkehr springen vier Hunde den Hausherrn an: gefleckte Dogen, ein Schäferhund und der fohlengroße Barsoi "Kopek", eine zottelige Windhundart, die in ihrer sibirischen Heimat Wölfe jagt. Von der Straße her sieht das Wohnhaus unscheinbar aus, eine Betonmauer ohne Fenster, darauf ein Schrägdach. Zum Garten hin springt das Haus wie eine Muschel auf, durch bodentiefe Fensterfronten dringt Sonnenlicht in die gut 100 Quadratmeter große Wohnhalle, ein Balkon vor dem Schlafzimmer im ersten Stock ist zugleich Sprungbrett in den drei Meter tiefen Swimming-Pool - beheizt und mit Unterwasser-Beleuchtung.
KARUSELLFAHRT DER MONBAZILLAC-WEINE
Die Mittagstafel, ein großer runder Holztisch mit drehbarem Innenteil, ist schon gedeckt. Der 23jährige Michel gibt dem Diener - einem gleichaltrigen Marokkaner - knapp Order: "Sie können jetzt servieren!" Gänseleberpastete und ein schwerer 69er Monbazillac-Weißwein beginnen auf dem Innentisch ihre Karussellfahrt. Der Hausherr philosophiert dazu: "Meine Lebenserfahrungen haben mir bewiesen, dass der Kapitalismus überholt ist". sagt er und rollt dabei die Konsonanten, "in spätestens 30 oder 50 Jahren ist es vorbei. Dann wird die Gesellschaft der Menschen wissenschaftlich so organisiert sein, dass Gleichheit und Gerechtigkeit herrschen. Das ist mein innigster Wunsch."
SELFMADE-KOMMUNIST
Der Hausherr ist Kommunist, Selfmade-Kommunist. Im Sterbejahr seiner Mutter gründete er mit zwei Freunden die kommunistische Partei seines Heimatortes. Der 16jährige Hirtenjunge, der keine Zeit für die Schule hatte, war vom Gemeindepfarrer und Dorfbriefträger - beide wegen aufrührerischer politischer Ideen nach Noé strafversetzt - in Marx und Engels, auch Kant und Hegel unterwiesen worden. Er wollte sich damit nicht abfinden, dass bei der Ordnung der Welt in Reiche und Arme die Reichen immer nur die anderen sein sollten. Jean-Baptiste Doumeng hat es geschafft. "Ich bin der reichste Kommunist der Welt", kann er heute von sich sagen. Wie reich genau, erzählt er nicht, vielleicht weiß er's nicht. Nur: "Für 20 Millionen Dollar würde ich meinen Platz nicht räumen."
EINFLUSS NICHT MESSBAR
Er ist ausgewiesen als Präsident, Generaldirektor oder Teilhaber von rund 40 Unternehmen. Sein wahrer Einfluss aber ist nicht nur an Posten ablesbar. Mit Nikita Chruschtschow (*1894+1971) ging Jean-Baptiste Doumeng auf Bärenjagd. Leonid Breschnew (*1906+1982) empfängt ihn in Moskau am Flughafen - eine Ehre, von der KPF-Chef Georges Marchais (*1920+1997) nur Zeit seines Lebens träumen konnte. Doumeng gilt als die graue Eminenz der Kommunistischen Partei Frankreichs, als ihr heimlicher Schatzmeister. Früher hatte er auch einmal offizielle Posten in der Partei, bis 1964 saß er im Zentralkomitee. Für solche Ämter lassen ihm heute seine Geschäfte keine Zeit mehr.
JEAN GABIN DER PARTEI
Doumeng, der trotz Goldrandbrille mit wuchtigem Kopf, seinen breiten Händen und der gedrungenen Gestalt noch immer so aussieht wie der Charakter-Darsteller des französischen Films Jean Gabin (*1904+1976) in der Rolle eines Bauern des Midi, wickelte sein erstes Geschäft nach dem Krieg ab: der Tausch französischer Kartoffeln gegen tschechische Traktoren. "Das war etwas schwierig", sagt Doumeng, "weil die damalige Tschechoslowakei noch keine Volksrepublik war." Mit dem Gewinn gründete Doumeng die "Union landwirtschaftlicher Genossenschaften des Südwestens". Im Genossenschaftswesen glaubte er merkantile Effizienz des Kapitalismus und moralische Ansprüche des Kommunismus synchronisieren zu können. Nunmehr handelt Doumeng - immer im Namen und Auftrag solcher Kooperativen von inzwischen 250.000 Bauern und Winzern - mit Fleisch, Getreide und Wein, mit Torte aus St-Tropez mit Haute Couture von Jacques Esterel (*1917+1997), mit Immobilien und Traktoren. Selbst aus Scheiße macht Doumeng inzwischen Geld. Er fand heraus, dass die Exkremente der Rinder einen hohen Prozentsatz unverdauter proteinreicher Nahrungsbestandteile enthalten, und entwickelte ein heute weltweit exportiertes Trennverfahren, das aus Rindermist wieder Rindernahrung macht.
"KLÜGER ALS DIE ANDEREN"
Als Geheimnis seines Geschäftserfolgs hält er die Selbsterkenntnis parat: "Ich bin eben klüger als die anderen." Und: "Ich hab' eben mit den Ländern des Ostblocks Verträge abgeschlossen - ohne Vorauskasse, Zahlung erst bei Lieferung -, als die Kapitalisten noch zu furchtsam waren." In der Tat: Der Osthandel war und blieb Motor und Haupteinnahmequelle aller seiner Unternehmungen. Über seine Firma Interagra - in einem Hinterhof von Toulouse ein Dreizimmerbüro, in Paris eine komfortablere Zentrale in der Rue Auber nahe der Oper - hat er praktisch ein Monopol für den Handel zwischen Frankreich und der Sowjetunion. Jährlicher Umsatz: etwa 1,8 Milliarden Euro. Über Interagra wickelte Doumeng seine spektakulären Geschäfte ab: Er verscherbelte an die Russen Kühlhausbutter West-Europas zum Niedrigstpreis und kassierte dabei Hunderte von Millionen Euro an Exportsubventionen. Die Russen ihrerseits zweigten ein gut Teil der Billigbutter ab und verkauften sie mit Aufpreis nach Chile des Salvador Allendes (Präsident Chile 1970-1973; *1908+1973). "Ich habe den Kapitalismus in den Dienst des Kommunismus gestellt", sagt Doumeng - und wenn's mal umgkehrt läuft, stört es ihn auch wenig. Hauptsache, dass rote Zahlen bei ihm Plus bedeuten.
GEHEIME KPF-KONTEN
Und das dann nicht nur bei ihm. Wie viele Millionen Provision von Doumengs Geschäften jährlich auf die KPF-Konten fließen, ist eines der bislang und nie gelüfteten Geheimnisse in der ohnehin nicht gerade publikumsfreudigen Parteizentrale an der Place du Colonel Fabien in Paris. Und wohl selbst dem französischen Fiskus wird es nie gelingen, diese Transaktionen zu durchleuchten. Wie auch? Doumeng wickelt seine Osthandelsgeschäfte über die "Banque Commerçiale pour l'Europe du Nord" BCEN) ab, ein Geldinstitut am Boulevard Haussmann, dessen einstöckige unscheinbare Marmorfassade an die Außenfront einer Fahrschule erinnert. Die Aktien der BCEN gehören zu 99,7 Prozent der sowjetrussischen Staatsbank und der Moskauer Außenhandelsbank BCEN, 1921 gegründet und inzwischen auf einer Bilanzsummer von annähernd 2 Milliarden Euro als größte Auslandsbank Frankreichs, ist zugleich auch die Hausbank der KPF. Damit ist Vorsorge getroffen, dass aus Doumengs Geschäften vorab Provisionen auf KPF-Konten abgezweigt werden können, ehe die endgültige Gutschrift auf das Interagra-Firmenkonto erfolgt. - Satte, sorgenfreie Jahre. Doumeng hat auf die Fragen nach der Höhe seiner Zahlungen an die Partei eine Standardantwort: "Ich zahle meinen Beitrag und gebe der Partei ab und zu Spenden: eher 1.000 Francs als zwei Francs."
BÄUERLICHER CHARME
Wer so viel bäuerlichem Charme nicht erliegt, dem liefert Doumeng noch einen zweiten Hinweis auf seine scheinbare Harmlosigkeit: "Sehen Sie, die 'Humanité hat noch nie über mich geschrieben." Schlüssiger ist indes nie der eigentliche Beweis für Doumengs Bedeutung geliefert worden. Das ehemalige KP-Zentralorgan "L'Humanité" ( gegründet 1904, im Jahr 1994 verschwanden Hammer und Sichel im Zeitungskopf) schwieg, als Doumeng 1976 wegen Weinpanscherei zu 23 Millionen Francs Strafe verurteilt wurde. Die KPF schloss die Augen, als Doumeng sich mit dem kapitalistischen Erzfeind, dem Bankier Guy de Rothschild (leitete von 1967 bis 1979 die Familienbank, *1909+2007) in einer Vertriebsgesellschaft für Obst und Gemüse zusammentat. Doumeng: "Ich kenne alle Rothschilds beim Vornamen". Kein entrüsteter Kommentar in der KPF-Gazette prangerte Doumeng an, als er 1972 eine Millionen Hektoliter billigen algerischen Wein importierte, obwohl Südfrankreich zur selben Zeit nicht wusste, wohin mit den aus der eigenen Überschussproduktion stammenden Weinvorräten.
FINANZIER, AUSHÄNGESCHILD
Weshalb auch einen Mann angreifen, der schließlich auf dreifache Weise der Partei Nutzen bringt: als Finanzier, als Aushängeschild für kommunistische Unternehmer-Freundlichkeit und schließlich als Modell für eigene Finanzakrobatik. Denn die Abschaffung des Kapitalismus erfordert zunächst einmal Kapital - mehr als es Doumeng der Partei zukommen lassen konnte. Und da die direkte Expropriation der Expropriateure (laut Karl Marx die Enteignung der Enteigner) nach dem Vorbild Stalins, der 1907 bei einem Überfall in Tiflis auf Geldboten des Zaren 375.000 Rubel eroberte, nicht mehr in die Zeit passt, müssen andere Wege gefunden werden. Zumal sich die KPF mit ihrem neuen Kurs aus dem Jahre 1976 nach größerer Unabhängigkeit von Moskau, eine ihrer Haupteinnahmequellen zugeschüttet hatte: das direkte Geld aus Moskau. Zur Erinnerung: Während der zwanziger und dreißiger Jahre , selbst noch nach dem Zweiten Weltkrieg verkehrten ständig Kuriere mit Dollarbündeln im doppelbödigen Koffer zwischen Moskau und Frankreich.
MIT MINI-LOHN ZUM LANDSITZ
Der Geldsegen versiegte aber spätestens, als Georges Marchais (KPF-Generalsekretär 1972-1994) die Revolutionsanweisung von der "Diktatur des Proletariats" aus dem Programm der KPF tilgte, ein Vorgang, den das US-Magazin Newsweek damit verglich, dass die katholische Kirche plötzlich das Dogma von der unbefleckten Empfängnis verwerfen würde. Und für eine Partei, die sich gegen industrie-finanzierte Bürgerparteien durchsetzen muss, langten auch nicht mehr die Zinsen aus dem inzwischen schon zur Legende gewordenen Goldschatz der republikanischen Regierung Spaniens, den Frankreichs Kommunisten im Bürgerkrieg (1936-1939) zum größten Teil nach Paris verfrachten konnten. Die beiden Lastwagen-Ladungen Gold wurden mit dem Frachtdampfer Cap Pinede nach Frankreich verschifft - Direktor der Cap Pinede-Reederei "France Navigation" , eines Gemeinschafts-Unternehmens russischer und französischer Kommunisten, war der junge seinerzeit von den Nazis verschleppte und internierte KP-Funktionär Georges Gosnat. Als Schatzmeister der KPF verwaltete und wachte Gosnat (*1914+1982) über das Parteivermögen.
UNSUMMEN FÜR WAHLKAMPF-SCHLACHTEN
Zur Erinnerung: Allein die erste Runde des Präsidentschafts-Wahlkampfes aus dem Jahre 1978 kostete die Partei mindestens 7,7 Millionen Euro. Für eine einzige Parteiversammlung, etwa im Pariser Vorort Poissy, wurden 16.000 Plakate und 150.000 Traktate mit Marschais-Parolen gedruckt. Kosten: 31.000 Euro Und schon vor dem Wahlkampf hatte die KPF hohe Propaganda-Ausgaben. Im September 1977 nach der Aufkündigung des Zusammengehens mit den Sozialisten, gab die KPF 1,6 Millionen Euro aus, um den Französinnen und Franzosen den plötzlichen Kollisionskurs gegen den bisherigen sozialistischen Partner François Mitterrand (Staatspräsident 1981-1995; *1916+1996) klarzumachen. - Kommunisten, die aus dem Vollen schöpfen konnten.
"GLÄSERNES HAUPTQUARTIER"
Artikel 51 des KPF-Parteinstatuts bestimmt: "Die Finanzierung der Partei erfolgt über Beiträge, Spenden, Diätenrückzahlungen und durch die Unternehmen der Partei." Eine staatliche Parteieninfanzierung gibt es in Frankreich nicht. Seit dem Jahr 1973 veröffentlicht die KPF eine Bilanz von Einnahmen und Ausgaben - seit sie ihr neues, vom Brasilia-Architekten Oscar Niemeyer konstruiertes gläsernes Hauptquartier an der Place Colonel Fabien bezog. Slogan: "Wir sind so durchsichtig wie unser Haus." Das hinderte freilich die Pariser Staatsanwaltschaft im Jahre 2001 nicht daran, gegen den damaligen KPF-Vorsitzenden Robert Hue (1994-1998) ein Ermittlungsverfahren wegen Korruption einzuleiten. Danach sollen über 3.5 Millionen Euro Bestechungsgelder für nie erbrachte Leistungen im Rahmen der illegalen Parteienfinanzierung in den Jahren 1984 und 1994 in die Kassen der kommunistischen Partei geflossen sein. Auch wenn Robert Hue vom Vorwurf undurchsichtiger Finanztransaktionen als Gegenleistung für Aufträge in kommunistisch regierten Städten vom Gericht freigesprochen wurde, "König Geld" war schon immer seit Jahrzehnten ein klebriger Wegbegleiter der Genossen. Indes, schon der bereits im Jahre 1977 veröffentlichte Etat weist nur drei der im Statut genannten Einnahmequellen aus.
KASSE MACHEN
Danach kassierte die Partei an
o Mitgliedsbeiträgen im Jahre 1977 noch 6,92 Millionen Euro. Jedes der damals 500.000 KPF-Mitglieder (im Jahre 2006: nur noch 138.000) muss ein Prozent seines Einkommens an die Partei abführen;
o Diäten-Rückflüssen von etwa 1,3 Millionen Euro. Jeder über KPF-Liste in irgendein öffentliches Amt gewählte Funktionsträger - vom Abgeordneten der Nationalversammlung bis hin zum Bürgermeister des 5.000 Seelen-Ortes Port-Saint-Louis im Département Bouches-du-Rhône - muss seine vom Staat gezahlten Einnahmen an die Parteikasse abliefern. Verfügte die KPF im Jahre 1978 noch über 86 Abgeordnete (20,5 Prozent) in der Nationalversammlung, so sackte ihr Stimmenanteil im Jahre 2007 auf 4,3 Prozent mit 15 Sitzen zusammen. Die Folge: Seit 1958 konnten die Kommunisten erstmals im Pariser Parlament keine eigene Fraktion mehr bilden. Überdies blieben die Genossen auf einen hohen Schuldenberg aus ihren Wahlkämpfen sitzen. Für eine Rückerstattung dieser Auslagen hätte die KPF 5,0 Prozent der Wählerstimmen erreichen müssen. - Finanz-Desaster.
LOHN EINES "FACHARBEITERS"
o In früheren, sorglosen Jahrzehnten bekam jeder KPF-Offizielle - damals Parteichef Georges Marchais eingeschlossen - von der Partei den Monatslohn eines "hochqualifizierten Metallfacharbeiters der Region Paris ausgezahlt - im Jahre 1978 genau 815 Euro. So überweist der Multifunktionär Georges Valbon (*1924+2009) Bürgermeister von Bobigny (1965-1996) bei Paris, einst Vorsitzender der Départment-Verwaltung von St. Denis und Mitglied der Regional-Verwaltung, jährlich insgesamt 21.100 Euro auf das Parteikonto Nr. 4890 bei der sowjetgeführten "Banque Commerçiale pour l'Europa du Nord". Doch stehts reicht das den Funktionären rückgezahlte Facharbeiter-Gehalt für gehobenen Lebensstandard, weil Spesen, Dienstwagen, Chauffeur und Hausangestellte hinzukommen. Zur damaligen Zeit etwa konnte sich Parteichef Georges Marchais auch mit dem offiziellen Minimun-Lohn einen Landsitz in Champigny kaufen;
BETTELMÖNCHE
o Spenden und Sammlungen schlugen seinerzeit mit 7,7 Millionen Euro zu Buche. Auf jeder Parteiversammlung rappelte KPF-Jungvolk wie Bettelmönche mit der Sammelbüchse. Neben dem Pförtner in der Parteizentrale forderte noch immer, fünf Jahre nach dem Einzug, ein Schild zur Spendenaktion für die Abzahlung des Neubaus auf. Ehedem: Im Vorwahljahr 1977 richtete das Politbüro einen "nationalen Wahlkampf-Fonds" ein und erließ Spendenaufrufe. Bisheriger Eingang: 900.000 Euro. An jedem 1. Mai schwärmen Tausende von Parteigenossen mit Mai-Glöckchen-Gebinden aus. Die vier Stengel, die sie für 27 Cents auf dem Pariser Großmarkt holen, verkaufen sie zum Preis von einem Euro - damals. Mehrwertschöpfung zum Wohle der Partei: 311,76 Prozent. Gesamteinnahmen des 1. Mai 1977: 770.230 Euro.
FUSSBALL UNTER COCA-COLA
Alljährlicher Höhepunkt der Francs/Euro-Kollekte ist alljährlich im September das Fest der "Humanité". Allein der Eintritt zu diesem Mammutspektakel kostete seinerzeit 12 Francs (1,85 Euro) und erbrachte 12 Millionen Francs ( 1,85 Millionen Euro). Dessen ungeachtet zahlen Konsum-Konzerne bis zu 700.000 Euro Standgebühren (zum Beispiel der Apéritif-Hersteller Ricard ). Sie locken zudem kommunistische Festbesucher mit Sprüchen an wie: "Das Fußfallspiel findet unter dem Exklusiv-Patronat von Coca-Cola statt." Immerhin gelang es den Veranstaltern trotz eines Eintrittspreises von 20 Euro im Jahre 2009 insgesamt die Aufmerksamkeit von zwanzigtausend Jugendlichen für Tage auf sich zu lenken. Einnahme: 400.000 Euro.
KAPITALISTEN-PRÄSENZ
So intensiv schien jedenfalls der Drang der Kapitalisten zu Kommunisten, dass es sich die Partei inzwischen leisten konnte, unbotmäßige Firmen von der Werbe wirksamen Teilnahme am Polit-Jahrmarkt auszuschließen. Seinerzeit führte der Direktor des Fête du l'humanité und Herausgeber gleichnamiger Zeitung (1974-1994) , Politbüromitglied Roland Leroy schwarze Listen jener Firmen, die das Jahr über nicht in "L'Humanité Dimanche" inserierten. Die Brauerei Kronenburg durfte zu besagter Zeit genausowenig aufs Fest wie der Getränkekonzern Schweppes, das Mineralwasser Evian oder der Champagner-Produzent Taittinger. Gleichwohl kamen so im Jahr 1976 - als Beispiel - 18,5 Millionen Euro auf die Einnahmeseite des offiziellen Etats. - Lang ist's her.
IN SAUS UND BRAUS
Ausgegeben wurden diese beträchtlichen Summen laut Rechenschaftsbericht des Parteischatzmeisters Georges Gossnat fürs Zentralkomitee (1,53 Millionen Euro), für nachgeordnete Funktionäre (6,15 Millionen Euro), für Verwaltungskosten (5,4 Millionen Euro) und für Propaganda (5,4 Millionen Euro). Dass diese Bilanz frisiert war, bewies der französische Investigations-Journalist Jean Montaldo in seinem 1977 im Verlag Albin Michel veröffentlichten Buch "Les Finanes du PCF, le parti plus capitaliste de France" eindrucksvoll wie unwidersprochen.
GELDER VERSCHWIEGEN
Nach dieser Aufschlüsselung der Mitgliedsbeiträge (ein Prozent des Gehaltes) müssten über die Hälfte der französischen Genossen weniger als 220 Euro monatlich verdienen und damit weit unter dem gesetzlich garantierten Mindestlohn von damals 270 Euro liegen. Dass die Genossen beitragsehrlich waren und sind, dafür sorgen schon KPF-Betriebsgruppen und die kommunistisch stark beeinflusste Gewerkschaft CGT mit ihren 700.000 Mitgliedern . Tatsächlich fehlt schon immer in dem offiziellen Etat der im Statut erwähnte Einnahmeposten "Unternehmen der Partei". Darüber mochte Georges Grosnat in seinem Rechenschaftsbericht nur sagen: "Sicherlich, unsere Partei musste Wirtschaftsunternehmen gründen. Aber die sollen ihr nur helfen, das Erscheinen der 'L'Humanité', den Betrieb von Druckereien und Verlagen zu sichern. Deshalb ist es unnütz, darüber öffentlich zu spekulieren, wieviel Geld im einzelnen diese Wirtschaftspolitik erbringt."
KPF-IMPERIUM VON EINST
Kenner schätzen, dass dabei noch einmal die gleiche Summe zusammenkommt, wie sie die offizielle Bilanz ausweist. Denn die KPF hat sich im Laufe der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ein riesiges Imperium von Wirtschaftsunternehmen aufgebaut. Mitte der siebziger Jahre gehörten dem Konzern der Partei der Antimonopolisten etwa 300 Firmen an. Neben dem Zentralorgan "L'Humanité" (Auflage damals 198.000, im Jahre 2006: 50.000 ) und dessen Sonntagsausgabe (einst 500.000, nunmehr 80.000 Exemplare) erschienen zwischen Marseille und Dünkirchen weiter 160 kommunistische Publikationen . Von der Kinderzeitschrift "Pif" - die der Hamburger Verlag Gruner + Jahr unter dem Titel "Yps" in der Bundesrepublik übernommen hat - über die in Toulouse erscheinende Provinz-Zeitung "Nouvelle de Toulouse" bis zum arabischen Gastarbeiter-Blatt "L'Immigrés d'Afrique du Nord".
1,8 MILLIONEN-BESTSELLER
Parallel zum Zeitungsmarkt belieferte die KPF über ihre Verlags- und Vertriebsorganisation CDLP - die seinerzeit zweitgrößte Frankreichs - 40 ihrer angeschlossenen Büchereien und über 100 öffentliche Bibliotheken kommunistisch regierter Gemeinden. Außerdem fungiert die CDLP als Dachorganisation weiterer 20 Buchverlage. So für "Edition sociales" ,die hauptsächlich marxistische Literatur herausgibt und mit dem "gemeinsamen Buch-Programm" von Kommunisten und Sozialisten einen 1,8-Millionen-Bestseller landete. So auch für die "Editions la farandole", die Kinderbücher auf den Markt bringt, und für die Buchgemeinschaft "Club Diderot", dem immerhin über 100.000 Mitglieder angehören.
KPF-FIRMEN - EIN STAAT IM STAATE
Von Paris aus steuert die KPF über ihre Holding-Gesellschaft GIFCO 23 spezialisierte Liefer- und Beratungsfirmen in die Provinz hinein. So versorgt die SOCOPAP die seinerzeit 1.813 kommunistische Rathäuser mit Büromaterial, die SOFCOL liefert Schulmöbel, die Firma "Les Sports" baut Sportanlagen, und das Unternehmen Ferrandon installiert Heizungen. Unter dem Dach der GIFCO baute die KPF einen Staat im Staate auf. Die GIFCO-Tochter SOGIR hilft Gemeinden, durch neue Computer-Technologien ihre Daten zu speichern. Die erfassten Personalien der Bürger - ob Kommunisten oder nicht - sind für die Partei jederzeit abrufbar.
GEBÄUDE UND GRUNDSTÜCKE GEKAUFT
Mit der 1960 erstmals ausgegebenen Parole "Mit dem Giebel zur Straße" ("Du Pignon sur rue") begann die KPF rapide Gebäude und Grundstücke anzuschaffen. Mitte der siebziger Jahre war sie Eigentümerin von über 130 Parteihäusern, von neun solventen Verwaltungsgesellschaften und zahlreichen kleinen Immobilienfirmen, deren Aufgaben sich oft darauf beschränkten, Parteihäuser oder auch nur Büchereien zu verwalten. In einem der expansivsten Wirtschaftszweige, dem Tourismus, haben die französischen Kommunisten mit ihrem Reiseunternehmen "Tourisme et Travail" den fünften Branchenplatz erobert. Gemeinsam mit der CGT-Gewerkschaft verkaufte das PCF-Reisebüro an 2,7 Millionen Franzosen Pauschalurlaube weltweit. Eine andere kommunistische Reisefirma "Loisir et vacances", warb für Billig-Reisen nach Moskau, nach Budapest oder auch nach Ost-Berlin in der früheren DDR. Der Slogan aus damaliger Epoche klingt wie eine Parole aus einer fremden Welt des vergangenen Jahrhunderts:" Der Sozialismus lebt! Fahrt hin und seht ihn euch an!"
ÖFFENTLICHE FINANZEN ÜBER FIRMEN
Hauptaugenmerk galt dem Aufbau eines Mechanismus, öffentliche Gelder über Parteifirmen in die Parteikassen zu leiten, um damit Progaganda-Schlachten zu gewinnen und Wählerstimmen finanzieren zu können. Filzokratie in den Kommunen wurde damit zum System. Ein perfektes Beispiel dafür ist die pittoreske südfranzösische Stadt Arles, einst Hauptstadt der römischen Provinz Gallia Transalpina. In diesem Städtchen mit seinem historischen Gemäuern und nahezu 52.000 Einwohnern in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur genießen Kommunisten seit Jahrzehnten das Vertrauen ihrer Bürger, regieren in der Nachkriegszeit - ohne Unterlass. Geradezu zwangsläufig ist daher, dass die KPF es schon in den siebziger Jahren ohne Aufschrei vermochte, die gesamte Wirtschaft der Stadt in ihre Abgängigkeit zu bringen: vom Kleinkrämerladen über den Supermarkt bis zum Bestattungsunternehmen. Wer in Arles Geschäfte machen will, kommt an der Kommunistischen Partei nicht vorbei. Um sich öffentliche Aufträge zu sichern, hat die KPF das Beratungsunternehmen "Sud-Est-Equipement" gegründet. Diese Firma, in deren Direktorium nur Kommunisten saßen, hatte vornehmlich die Aufgabe , für kommunale Projekte ein Gutachten anzufertigen, und anschließend die Aufträge u vergeben, gegen Höchstgebote zugunsten der KPF.
GELDER VOM FRIEDHOF
Ein makabres, einprägsames Beispiel war der neue Friedhof auf den weitflächigen neun Hügeln im Süden dieser Stadt. Er war vor Jahrzehnten, im Jahr 1971, ein bedrückendes, nie enden wollendes Wahlkampfthema. KP-Bürgermeister Jacques Porret, 51, Pfeifenraucher und Mercdesfahrer (auch er führt seine etwa 1.000 Euro Diäten) monatlich an die Partei ab), sagte damals: "Für die Armen ist das Sterben zu teuer. Wir Kommunisten werden einen Friedhof bauen, auf dem jeder seinen Platz findet und keine 400 Euro Bestattungsgebühr zahlen muss. Auch das gehört zur Gerechtigkeit und zur Qualität des Lebens."
FINANZ-TRICKS AN DEN GRÄBERN
Die Oberaufsicht über das Projekt bekam der Architekt Laurence Manolakakakis, Widerstandskämpfer und KP-Stadtrat. Der schob das Auftragspaket weiter an die Sud-Est-Equipement. Die vergab den Auftrag an die Baufirma Chavagnas, obwohl sie teurer als die Konkurrenten war. Der Grund: Ihr Chef kannte den Trick der indirekten KPF-Finanzierung und zahlte von vornherein 8.000 Euro (fünf Prozent des Endpreises ) als Provision an die Genossen-Organisation Sud-Est-Equipement. Indes: Von keiner Behörde mehr belästigt, konnte Chavagnas nun auf dem Friedhof bauen: Massengräber, eines wie das andere, austauschbar, bis zur Unkenntlichkeit verlaufen sich suchende Blicke , wo in 50 Meter langen Gräbern Sarg neben Sarg kommt und die Toten auf schlichten Holzkreuzen nur noch eine Nummer erhalten.
JEDER BÜRGER ZAHLT AN DIE PARTEI
Auch als die Kommune eine Kläranlage in der Rhône, ene Saline in Giraud, einen Großraumparkplatz im Stadtzentrum baute - immer kassierte die Genossenfirma Sud-Est-Equipement. Allein im Jahre 1976 nahmen die roten Kapitalisten 200.000 Euro für die Vermittlung von Aufträgen ein. In der Praxis bedeutete dies, dass jeder Bürger von Arles ungewollt einen Parteibeitrag zahlt: etwa 4 Euro pro Kopf. Sud-Est-Equipement-Manager Roger Teboul deponiert über seine Dach-Organisation GIFCO in der Pariser Rue de Dessous des Berges, die Gelder auf ein Konto bei der sowjetischen Banque Commerçiale pour l'Europe du Nord. Konto-Inhaber: KPF-Schatzmeister Georges Grosnat. - Satte Jahre mit Millionen-Summen französischer Kommunisten.
----------------------------------------------------------------
POSTSCRIPTUM. - Die Duplizität der Ereignisse. Als der Kommunismus in den Ostblock-Staaten zu Beginn der Neunziger zusammenbrach, Jahre zuvor bereits Auflösungserscheinungen zeitigte - in jener Ära traten in Frankreich zwei Vater-Figuren ab, die die französische Nachkriegeschichte geprägt haben. Mit dem Tod des roten Multi-Millionärs Jean-Baptiste Doumeng ,67, im April 1987 aus dem südfranzösischen Noe trat ein Mann von der Bühne ab, der die "Prinzipien des Bauerntums und des Marxismus" unter einen Hut brachte und die "Ausbeutung des Kapitalismus" zu seinem Prinzip erkor. Wenn und wann auch immer die EU-Kommission aus ihrer Überschussproduktion Lebensmittel, Butter-Berge oder Milchseen verkaufte, KPF-Mitglied Doumeng machte mit dem Ostblock die Geschäfte. So zahlten etwa die Moskauer Käufer für eine Rindfleischlieferung von 175.000 Tonnen im Jahre 1985 genau 175 Millionen Dollar an Doumeng. Obwohl Doumeng zweifelsfreie Transaktionen zugunsten der KPF nicht nachgewiesen werden konnten, galt er als der "heimliche Finanzier" der Partei. Auffällig war zudem, dass mit seinem Abgang sich Frankreichs Kommunisten Schuldenberge anhäuften, ein finanzielles Desaster seinen Ausgangspunkt nahm. Die Ära der Vaterfigur Jean-Baptiste Doumeng als Geldbeschaffer aus dem Ostblock war damit jäh zu Ende.
TOD DER VATER-FIGUREN
Mit dem Abgang des Alt-Stalinisten Georges Marchais als Generalsekretär der KP begann ein nahezu unaufhaltsamer Aderlaß - Ausverkauf der Partei. Er starb im November 1997 nach einer Herzattacke in Paris im Alter von 77 Jahren. Über Jahrzehnte regierte er seine Genossen mit eiserner Faust, erstickte Demokratisierungen im Keim. Alles, was aus Moskau kam, verteidigte der volkstümliche Metallarbeiter als ein Dogma; so die blutige Unterwerfung des Ungarn-Aufstands 1956 wie auch den Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag (1968) und Afghanistan (1979). Als Frankreichs Kommunisten sich neuen linken sozialen Bewegungen öffnen wollten, gar die Umbenennung der Partei verlangten, konnte er derlei Reformversuche noch abwehren. Die Folge: Wählerschwund. Ehedem scharten sich um die 700.000 Mitglieder bei den Kommunisten; zu Beginn des Jahres 2000/2004 waren es nur noch 138.000 Getreue. Auch die vielzitierten Wählerstimmen fielen im freien Fall. Im Jahre 1978 konnte Marschais und Genossen noch 5.870.402 Stimmen (20,5 Prozent) und damit 86 Parlamentssitze ergattern; im Jahre 2007 musste seine Nachfolgerin Marie-George Buffet, einen drastischen Vertrauensschwund verzeichnen - einen Rückgang auf 1.115.719 Wählerstimmen (4,3 Prozent). Insgesamt haben über 2,3 Millionen Wähler der KPF den Rücken gekehrt. Aderlaß
KPF - EIN SPLITTERGRÜPPCHEN
Verheerend wirkten sich dürftige Wahlergebnisse auf die ehemals prall gefüllten Bankkonten aus. Da die KPF bei den Parlamentswahlen 2007 unter der Fünf-Prozent-Marke blieb, wurden ihr nach französischem Gesetz die Rückvergütung der Wahlkampfkosten versagt. Millionen-Verluste - acht Millionen Euro. Daran konnte auch die glaubwürdige Reformerin Marie-George Buffet(Ministerin für Jugend und Sport von 1997-2002) als neu gewählte Generalsekretärin wenig ausrichten. Es gelang ihr nicht, den Abwärtstrends ihrer KPF noch zu stoppen. Bei der Präsidentschaftwahl 2007 bekam die bekennende Feministin 1,94 Prozent der Stimmen; die KPF als plittergruppe, die neue soziale Bewegung der trotzkistischen Partei LGR des Postboten Olivier Besancenot als Sammelbecken einer neuen Linkspartei auch enttäuschter KPF-Wähler. Den Niedergang der KPF dokumentieren zweifelsfrei die Wahlergebnisse zur französischen Präsidentsschaftswahl aus dem Jahre 2007. Der ledige Vater Besancenot schaffte es auf Anhieb im ersten Wahlgang 1.498.581 Stimmen auf sich zu vereinen.
KEINE EUROS MEHR - VERARMT
Die bombastisch anmutende KPF-Parteizentrale am Pariser Place Colonel-Fabien in diesen Tagen. Auf den langen Fluren herrscht Funkstille, weit und breit keine Menschen, viele Räume sind verweist, warten auf eine wie auch immer finanzierte Zukunft, auf Agenturen aus der "sozialen Wirtschaft", aus der Versicherungsbranche. Um die Euro-Not halbwegs zu lindern, vermieteten KPF-Chefs ihre Räume gar schon an weltanschauliche Erzfeinde; mal liefen Models von Pariser Courturiers über den Laufsteg in ihren Hallen auf und ab, mal durften christliche Sekten in Räumen der Kommunisten in ihrem Halleluja "Gott" um Erlösung bitten. - Gegen Bares versteht sich. Selbst das Ende der schon Jahre währenden Mund-zu-Mund-Beatmung des einstigen Paradestücks der Tageszeitung "L'Humanité" scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Die 1904 von dem Sozialistenführer Jean Jaurès (*1859+1914) Tageszeitung dümpelt magersüchtig im roten Bereich mit einer knappen 50.000-Auflage vor sich hin. Das Blatt unterhält keine Auslandskorrespondenten mehr und hat nur noch 58 Redakteure. Indes: Der Verkauf des Zeitungsgebäudes in der Pariser Vorstadt St. Denis an starke Immobiliengesellschaften dürfte offenkundig 15 Millionen Euro bringen. Das könnte die angesammelten acht Millionen Euro Haushaltslöcher der Partei wettmachen. Vorerst. Tafelsilber. Die Ära dogmatischer KPF-Marxisten-Leninisten in Frankreich ist unwiderruflich zu Ende. Ein Notgroschen bleibt allerdings noch in Reserve: Die französische Tageszeitung Le Monde berichtete, dass die KPF den Wert einiger in ihrem Besitz befindlichen Kunstwerke habe schätzen lassen: Werke von Pablo Picasso, Fernand Leger sowie Marcel Duchamps Spottbilder der Mona Lisa. Die hatte die KPF im Jahre 2005 für 99 Jahre ans Centre Pompidou verliehen. Na denn.